Der neue Dr. Laurin Box 2 – Arztroman. Viola Maybach
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Читать онлайн книгу Der neue Dr. Laurin Box 2 – Arztroman - Viola Maybach страница 13
»Noch nicht«, sagte er schließlich. »Vergiss nicht, Lili ist auch sechzehn, ich habe also Erfahrung im Umgang mit Mädchen in diesem Alter.«
»Aber Lili ist bestimmt nicht so zickig wie Kaja gerade, oder?«
»Nein, das ist sie wirklich nicht, wir können uns das aber auch nicht leisten, Kevin. Wir müssen als Team funktionieren, sonst gehen wir unter. Als unsere Eltern beide tot waren, wollte uns das Sozialamt trennen und auf verschiedene Familien verteilen. Ich habe ziemlich kämpfen müssen, bis sie zugelassen haben, dass ich als Zwanzigjähriger mich um meine beiden jüngeren Schwestern kümmern darf. Was meinst du, was passiert wäre, wenn sie den Eindruck gehabt hätten, dass Lili Pubertätsprobleme hat, mit denen ich nicht fertig werde?«
Kevin dachte über diese Worte länger nach. »Uns geht es vielleicht zu gut«, sagte er.
»Das wäre möglich«, erwiderte Simon mit einem Lächeln. »Und jetzt verschwinde ich, eigentlich sollte ich schon längst zu Hause sein.«
»Du hast Überstunden gemacht. Kriegst du die eigentlich bezahlt?«
Simon winkte ab. »Ich bekomme hier so viel Geld, dass ein paar Überstunden immer drin sind, mach dir mal darum keine Sorgen.«
Kevin begleitete ihn zur Tür. »Sorgen mache ich mir, dass Kaja es vielleicht doch schafft, dich zu vergraulen.«
»Na ja, wenn sie es wirklich drauf anlegt …« Als Simon Kevins Gesicht sah, lachte er. »War nur Spaß, Kevin. Bis morgen.«
Aber Kajas Verhalten beschäftigte ihn dann doch länger, als ihm lieb war. Er musste damit umgehen, und er wusste noch nicht, wie. Das beunruhigte ihn. Er brauchte einen Plan.
*
Es herrschte Schweigen, als die Aufnahmen ausgewertet waren: Timo Flossbach hatte einen gutartigen Hirntumor, der sich in den vergangenen Wochen durch immer häufiger auftretende Kopfschmerzen, beginnende Sehstörungen und den heutigen Krampfanfall bemerkbar gemacht hatte.
Es war Leon, der das Schweigen schließlich als Erster brach. »Ich bin kein Neurochirurg, aber dass das schwierig zu operieren ist, kann ich sehen.«
Linda Erdem nickte. »Es ist schwierig, und es eilt. Der Tumor drückt bereits auf den Sehnerv, und der Krampfanfall war ein mehr als deutliches Zeichen. Wenn wir weitere Anfälle verhindern wollen, müssen wir schnell handeln. Und der Patient hat noch keine Ahnung, was auf ihn zukommt. Es wird ein Schock für ihn sein.«
Sie hatten Anke Flossbach und ihre kleine Tochter mit einem Krankentransport nach Hause geschickt. Zuerst hatte Anke bei ihrem Sohn bleiben wollen, dann aber eingesehen, dass sie zurzeit nichts für ihn tun konnte. Flora sollte ein paar Tage Ruhe halten, dann durfte sie wieder zur Schule gehen. Ihrer Mutter hatten sie neben einer Aufbau- auch eine Beruhigungsspritze gegeben, damit sie nach diesem Tag wenigstens schlafen konnte. Hoffentlich nahm sie den Rat an, sich eine weitere Woche krankschreiben zu lassen.
Floras Bruder hatten sie in der Klinik behalten, er war nach seinem heftigen epileptischen Anfall so geschwächt, dass sie es für besser hielten, wenn er unter ärztlicher Aufsicht blieb. Er war wieder einigermaßen klar im Kopf, hatte aber nach wie vor Erinnerungslücken und Schwierigkeiten, klar zu artikulieren. Außerdem waren seine Bewegungen verlangsamt. Er hatte ein paar Schritte durchs Zimmer gemacht, sich aber überall abstützen müssen. All das würde sich in den nächsten Tagen normalisieren, aber sie wollten ihn möglichst operieren, bevor er einen weiteren, womöglich noch schwereren Anfall bekam.
Mit seiner Mutter hatten sie vereinbart, dass diese am nächsten Morgen anrufen sollte, um zu erfahren, was die radiologischen Untersuchungen ergeben hatten. Sie und die kleine Flora waren nur kurz bei ihm gewesen, er hatte geschlafen, sie hatten ihn nicht wecken wollen.
»Aber du wirst es versuchen, Linda?«, fragte Leon in die anhaltende Stille hinein.
Sie wandte sich ihm zu. »Natürlich«, antwortete sie. »Aber ich brauche einen Tag, um mir zu überlegen, wie ich am besten vorgehe.« Sie atmete tief durch. »Für meine erste Operation an dieser Klinik hätte ich mir eine etwas einfachere Aufgabe gewünscht, muss ich gestehen. Normalerweise suche ich die Herausforderung, aber in diesem Fall hätte ich lieber darauf verzichtet.«
»Wollen wir das morgige Gespräch mit Frau Flossbach und ihrem Sohn gemeinsam führen? Oder wärst du dabei lieber allein?«
»Es wäre gut, wenn wir es gemeinsam führten«, sagte Linda nach kurzem Überlegen. »Danke für das Angebot, Leon.«
Sie einigten sich auf eine Zeit und gingen wenig später auseinander.
*
Als Miro sein Handy hörte, schloss er die Augen. Er wollte nur seine Ruhe haben. Schwester Marie hatte ihm erzählt, dass seine Mutter und seine Schwester bei ihm gewesen waren, aber davon hatte er nichts mitbekommen. Immerhin funktionierte sein Kopf wieder einigermaßen. Er hatte begriffen, wo er war – und warum.
Er hatte Schwester Marie von seinen Kopfschmerzen erzählt, sie meinte, der Krampfanfall, den er in der Praxis von Frau Dr. Laurin erlitten hatte, könnte vielleicht damit zusammenhängen.
Sein Handy meldete sich wieder, im selben Moment kam Schwester Marie herein. Als sie seinen Gesichtsausdruck sah, lächelte sie. »Warum stellen Sie es nicht aus, wenn es Sie nervt?«, fragte sie.
»Ich hatte es völlig vergessen. Es hat sich eben zum ersten Mal gemeldet.« Nach einer kurzen Pause fragte er: »Könnten Sie mal nachsehen? Jemand hat mir eine Nachricht geschickt. Das Handy muss irgendwo in einer Tasche sein.«
Sie fand das Handy schnell und reichte es ihm. Er sah, dass die Nachricht von Fritz stammte. Er hatte geschrieben: »Wo bleibst du denn? Ich warte seit einer halben Stunde!«
»Oh je«, murmelte er. »Ich war heute Abend mit einem Freund verabredet. Aber ich glaube, ich schaffe es nicht, ihm eine Antwort zu schreiben. Meine Finger fühlen sich jetzt so an wie vorhin meine Zunge, irgendwie unbeholfen und zu groß.«
»Ich kann das für Sie machen, wenn Sie mir sagen, was ich schreiben soll.«
Miro nickte dankbar und diktierte ihr: »Bin im Krankenhaus, kleiner Unfall, melde mich morgen.«
Fritz schrieb ›gute Besserung‹ zurück, und danach schaltete Miro das Handy aus.
»Sonst noch Wünsche?«, fragte Marie.
»Nein, vielen Dank, Schwester Marie. Jetzt will ich eigentlich nur noch schlafen.«
»Ich sehe noch einmal nach Ihnen, bevor mein Dienst zu Ende ist«, versprach sie, bevor sie sich zurückzog.
Eigentlich hatte Miro noch über diesen seltsamen Tag nachdenken wollen, denn seine Erinnerungen waren nach wie vor lückenhaft. Einiges war ihm wieder eingefallen, anderes nicht. Aber er war dann doch zu müde und schlief einfach ein.
*
»Ich