Der neue Dr. Laurin Box 2 – Arztroman. Viola Maybach

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Der neue Dr. Laurin Box 2 – Arztroman - Viola Maybach Der neue Dr. Laurin Box

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hatte.

      Ihm fiel ein, dass er die ›Zeugnisse‹, die seine Schwestern ihm geschrieben hatten, bei seinem ersten Besuch in diesem Haus gar nicht vorgelegt hatte. Es war ihm überflüssig erschienen, sie den vier Teenagern zu zeigen, denn die hatten ihn ja ohnehin schon mit offenen Armen empfangen. Mit ihnen war das eigentlich gar keine Prüfungssituation gewesen, das würde heute anders sein. Er hatte sich noch nicht entschieden, wie er dieses Mal mit den Schreiben seiner Schwestern verfahren würde.

      Wie bei seinem ersten Besuch wurde die Haustür von Kyra geöffnet, die ihn auch heute wieder schüchtern anlächelte. »Da bist du ja«, sagte sie, und es klang so erleichtert, als hätte sie Zweifel an seinem Kommen gehabt.

      »Ja, natürlich bin ich da, wir sind doch verabredet.«

      »Ja, aber Kaja meinte, du kriegst vielleicht Angst und kommst nicht.« Sie sah seinen Gesichtsausdruck und deutete ihn richtig.

      Ihre nächste Geste rührte ihn: Sie griff nach seiner Hand. »Komm«, sagte sie. »Meine Eltern sind nett. Wenn sie dich erst sehen, vergessen sie, was sie vorher gedacht haben.«

      »Was haben sie denn gedacht? Dass ich zu jung und den Aufgaben hier nicht gewachsen bin?«

      »Klar denken sie das. Das würdest du auch denken, wenn du an ihrer Stelle wärst, oder?«

      Das ließ sich kaum bestreiten.

      Kyra ließ seine Hand los. »Sie wollen allein mit dir reden«, sagte sie. »Wir dürfen nicht dabei sein, aber wir sind alle in der Nähe.«

      Auch ihre Worte rührten ihn, aber er kam nicht mehr dazu, etwas zu erwidern, denn ein gutaussehender Mann erschien an der Wohnzimmertür, der so jung aussah, dass er eigentlich nicht der Hausherr und Vater von vier Kindern sein konnte, doch Kyra sagte eilig: »Das ist Simon, Papa. Ich habe ihn ganz zufällig kommen sehen.« Und weg war sie.

      »Guten Tag, Herr Dr. Laurin«, sagte Simon höflich.

      »Den Doktor lassen Sie in diesem Haus ruhig weg, wir sind ja privat hier. Kommen Sie herein, Herr Daume, meine Frau und ich haben in den letzten Tagen sehr viel über Sie gehört.«

      Simon folgte Leon Laurin ins Wohnzimmer und musste erneut schlucken. Antonia Laurin war eine ausgesprochen schöne Frau mit klugen Augen, die ihn jetzt so forschend musterten wie zuvor die Augen ihres Mannes.

      »Simon Daume«, sagte er. »Guten Tag, Frau Doktor … äh, Frau Laurin. Ihr Mann meinte, ich soll die Titel hier im Haus weglassen.«

      »Ja, das sollen Sie ganz sicher. Bitte, setzen Sie sich doch.«

      Sie behandelten ihn wie einen Gast, fiel ihm auf, boten ihm etwas zu trinken an, machten ein paar Bemerkungen über das Wetter und den Verkehr, aber dann merkte er plötzlich, dass sie längst nicht mehr über Belanglosigkeiten sprachen, sondern über ihn und seine Schwestern und das Leben, das sie seit dem Tod ihrer Eltern führten. Er war verwirrt, denn er hatte gar nicht bemerkt, an welcher Stelle das Gespräch eine so persönliche Wendung genommen hatte.

      »Wo wollen Sie die Zeit für unsere Familie hernehmen?«, fragte Antonia Laurin in diesem Moment. »Sie haben selbst eine Familie, um die Sie sich kümmern müssen.«

      »Lili ist sechzehn und sehr selbstständig, sie hat einen Job als Babysitter. Um Lisa müssen wir uns kümmern, weil sie immer noch Angst hat, nach unseren Eltern auch uns noch zu verlieren. Aber sie geht zu einer Psychologin, und seit wir wissen, dass sie eine Lese-Rechtschreibschwäche hat, ist es auch in der Schule wieder besser geworden. Ich kann jedenfalls vormittags hier sein, den Haushalt machen, kochen und hinterher die Küche wieder in Ordnung bringen. Ich kann nicht bis abends bleiben, falls das Ihre Frage war, dann bleibt mir zu wenig Zeit, das stimmt schon. Aber ich kann morgens unsere Einkäufe erledigen und was sonst noch so anfällt, dann hierherkommen und bis zum frühen Nachmittag bleiben, wenn das für Sie in Ordnung ist.«

      Ein kurzes Schweigen antwortete ihm, bevor sich Leon Laurin räusperte und sagte: »Früher haben unsere Haushälterinnen hier im Haus gewohnt.«

      »Hier im Haus?«, fragte Simon verblüfft. »Also, tut mir leid, aber das geht für mich auf keinen Fall. Und ich muss Ihnen noch etwas sagen: Ich bin nicht auf der Suche nach einer Lebensstellung. Sobald Lisa mit der Schule fertig ist und eine Ausbildung oder ein Studium beginnt, werde ich Koch. Ich will eines Tages ein eigenes Restaurant aufmachen, dafür brauche ich eine richtig gute Ausbildung. Ich hatte schon einen Ausbildungsplatz, aber dann … also dann sind eben kurz nacheinander unsere Eltern gestorben, also konnte ich das damals nicht machen. Aber ich hole das nach, auf jeden Fall. Ich fange dann eben etwas später an.«

      »Dass Sie kochen können, wissen wir ja schon«, sagte Antonia mit einem Lächeln. »Wir sind aus allen Wolken gefallen, als unsere Kinder uns dieses Menü vorgesetzt haben. Zuerst haben wir ihnen die Geschichte, die sie uns dann erzählt haben, nicht glauben wollen.«

      »Na ja, es war nicht perfekt, ich hatte ja nicht so viel Zeit«, sagte Simon. »Aber das Kochen ist jedenfalls mein geringstes Problem.«

      »Was ist denn ein Problem?«, fragte Leon. »Das Putzen?«

      »Putzen? Überhaupt nicht«, antwortete Simon erstaunt. »Ich kaufe auch gerne ein. Haushalt ist für mich eigentlich überhaupt kein Problem, wenn alles gut organisiert ist. Bei uns zu Hause ist das so. Wir packen alle an, weil es sonst nicht geht, ich habe ja auch bisher schon einen Job gehabt.« Er grinste ein wenig schief. »Das soll jetzt keine Kritik sein, aber ich glaube, bei Ihnen läuft das anders, oder? Sie, Frau Laurin, managen das hier bislang mehr oder weniger allein.«

      »Also …«, begann Leon, verstummte aber gleich wieder, als ihm aufging, dass der junge Mann Recht hatte.

      »Ja«, sagte denn auch Antonia. »So ist das. Früher hatten wir Haushälterinnen, aber es wurde immer schwieriger, Frauen zu finden, die zu uns passen und die wir gerne um uns haben. Also habe ich es schließlich selbst übernommen. Ich fürchte, ich habe meine Familie verwöhnt.«

      Simon nickte. »Ich kann natürlich in einem so großen Haushalt in, sagen wir mal, fünf Stunden täglich, nicht alles machen. Betten machen oder frisch beziehen zum Beispiel – meine Schwestern machen das selbst, das ist schließlich keine Kunst. Den Frühstückstisch abräumen, alles zurück in den Kühlschrank, das Geschirr in die Spülmaschine, solche Sachen. Wenn Sie für so etwas eine Haushälterin brauchen, bin ich der Falsche. Wenn ich einkaufen, kochen, putzen und vielleicht auch noch mal den Rasen mähen soll, müssen solche Sachen von Ihren Kindern übernommen werden, anders geht es nicht. Die sind ja auch aus dem Kleinkindalter heraus, da sollte das eigentlich kein Problem sein.«

      »Ich muss schon sagen«, brachte Leon endlich heraus, »dieses Gespräch verläuft anders, als ich dachte.«

      »Weil ich sage, was ich mir vorstelle?«, fragte Simon. »Aber das muss ich doch, sonst klappt das nie im Leben. Wenn ich Ihnen jetzt erzähle, dass ich alles mache und das spielend in fünf Stunden schaffe, werfen Sie mich nach spätestens zwei Wochen raus, weil Sie feststellen, dass ich Ihnen etwas vorgemacht habe. Ich verlange ja auch nicht, dass Sie mich bezahlen wie eine Frau, die ausgebildete Hauswirtschafterin ist.«

      Zu Simons Erstaunen fing Antonia Laurin an zu lachen. Sie legte den Kopf in den Nacken und lachte aus vollem Hals. Ihr Mann betrachtete sie zuerst fast ein wenig ärgerlich, aber dann lachte auch er. Simon wusste nicht, wie er reagieren sollte. Er konnte nicht mitlachen, weil er nicht verstand, was die beiden so lustig fanden.

      Endlich beruhigten sie sich wieder. »Wir rufen jetzt unsere Kinder, Herr

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