Der neue Dr. Laurin Box 2 – Arztroman. Viola Maybach
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Читать онлайн книгу Der neue Dr. Laurin Box 2 – Arztroman - Viola Maybach страница 6
»Sie wollen mich nehmen?« Simon traute seinen Ohren nicht.
»Haben Sie das nicht erwartet?«
»Nein, eigentlich nicht. Ich entspreche ja überhaupt nicht dem, was Sie suchen. Schließlich habe ich die Anzeige gelesen. Ich habe das falsche Alter, das falsche Geschlecht, die falsche Vorgeschichte – und ich stelle auch noch Bedingungen. Außerdem habe ich nicht einmal Zeugnisse.«
»Das stimmt«, sagte Leon. »Aber wieso haben Sie dann eigentlich diese Aktenmappe dabei?«
»Meine Schwestern haben mir Zeugnisse geschrieben. Es war Lilis Idee, schätze ich. Jedenfalls waren sie der Ansicht, sie müssten mich so richtig anpreisen, falls jemand ein Zeugnis verlangt. Vorsichtshalber habe ich sie mitgebracht. Ihre Kinder haben neulich zum Glück keine Zeugnisse sehen wollen. Ich war einigermaßen erleichtert deswegen.«
»Mhm«, machte Antonia, »ich würde schon gern wissen, was Ihre Schwestern geschrieben haben. Das interessiert mich. Würden Sie es mir zeigen?«
Simon nickte ergeben. »Sie haben ein Recht darauf, schätze ich«, sagte er und reichte ihr die beiden Blätter.
Sie las das erste Blatt, reichte es an ihren Mann weiter und las das zweite Blatt, bevor sie ihm auch dieses gab. Als sie Simon ansah, waren ihre Augen feucht.
Leon musste sich räuspern, als er Simon beide Schreiben zurückgab. »Ich schätze«, sagte er, »es wird für uns alle eine Herausforderung.«
Er sprang auf und rief nach den Kindern, die so schnell hereinkamen, dass Simon annahm, dass sie direkt hinter der Tür gelauert hatten.
»Herr Daume hat euch etwas zu sagen.«
»Jetzt sag bloß, du hast es dir anders überlegt!«, rief Kevin.
»Nein, nein, darum geht es nicht. Also, es ist so …« Simon holte tief Luft, dann wiederholte er, was Leon Laurin ›seine Bedingungen‹ genannt hatte. Er schloss mit den Worten: »Ich weiß, dass das für euch eine Umstellung ist, weil eure Mutter euch … ein bisschen verwöhnt hat, aber anders wird es nicht funktionieren. Ich kann nicht hier wohnen und den ganzen Tag hier verbringen. Und über die Wochenenden haben wir noch gar nicht gesprochen.«
»Da bin ich ja zu Hause«, warf Antonia schnell ein. »An den Wochenenden haben Sie sowieso frei.«
»Ich kann mein Bett selbst machen«, sagte Kyra. »Mir macht das nichts aus. Und wenn wir nach dem Frühstück alle mit anpacken …«
»Ist doch klar«, sagte Kevin, »dass du nicht alles machen kannst. Von mir aus kein Problem.«
»Dito«, sagte Konstantin.
Allein Kajas Gesicht wirkte umwölkt. Ihre schlimmsten Befürchtungen schienen einzutreffen, aber sie wollte auch nicht als die verwöhnte Tochter dastehen, die nicht bereit war, ihren Teil zu einem funktionierenden Familienleben beizutragen, und so sagte sie mit leicht gequälter Stimme: »Es ist ja nicht so, als hätte ich noch nie im Leben ein Bett bezogen.«
»Na ja«, sagte Simon, »das allein ist es nicht. Ich fürchte, ihr müsst euch insgesamt umstellen. Ich bin Teamarbeit gewöhnt, weil wir das zuhause so machen, meine Schwestern und ich. Und das bedeutet auch, dass man miteinander redet über die Dinge, die nicht so gut funktionieren. Die Frage ist«, er wandte sich an Antonia und Leon, »ob ich hier ein Hausangestellter sein soll, der seine Arbeit macht, aber ansonsten besser den Mund hält. Das kann ich nämlich schlecht. Wenn mir etwas auffällt, was nicht gut läuft, würde ich das gerne ansprechen.«
»Wir reden hier dauernd über Dinge, die nicht gut laufen«, erklärte Konstantin. »Da brauchst du gar keine Angst zu haben.«
Simons Blick streifte Kaja, aber er sagte nichts weiter, sondern nickte nur.
»Also, alle einverstanden, dass wir es mit Herrn Daume versuchen?«, fragte Antonia. »Und Sie, Herr Daume, sind auch bereit dazu?«
»Wenn Sie mich aber bitte Simon nennen würden? Sie können mich gerne siezen, aber wenn ich ›Herr Daume‹ höre, habe ich immer das Gefühl, dass von meinem Vater die Rede ist.«
»In Ordnung. Dann müssen wir nur noch übers Geld reden.«
Das erwies sich als geringstes Problem, denn Simon hatte mit deutlich weniger Gehalt gerechnet, als sie ihm anboten, und sagte das auch offen. Sie einigten sich auf fünfundzwanzig Stunden pro Woche, und er würde so viel verdienen, dass seine Schwestern und er zum ersten Mal seit dem Tod ihrer Eltern genug Geld haben würden.
Als er auf dem Heimweg war, fühlte er sich wie betäubt. Er hatte eine Arbeitsstelle, eine richtige Arbeitsstelle – und er hatte sogar Lust darauf! Er würde in dieser großartig ausgestatteten Küche für eine sechsköpfige Familie kochen müssen, die anspruchsvoll war. Konnte es eine bessere Vorbereitung auf seinen zukünftigen Beruf geben?
Er würde sich neue Gerichte ausdenken, während er putzte und aufräumte, und er würde …
Sein Handy meldete sich, Lili war dran. »Ist es so schlecht gelaufen?«, fragte sie nervös. »Wir warten und warten, Lisa und ich, und du meldest dich nicht.«
»Ich habe den Job«, sagte Simon. »Bin gleich zuhause und erzähle euch alles.«
Er sah erst jetzt, wie spät es geworden war und rannte los.
*
»Ein bemerkenswerter junger Mann«, stellte Leon fest, als Antonia und er später am Abend noch einen Spaziergang machten. »Dieses ruhige und selbstbewusste Auftreten! Und wie klar er sagen konnte, was er sich vorstellt. Ich muss sagen, ich war sehr beeindruckt. Wenn er nur halb so gut arbeitet wie er auftritt …«
»Ich war auch beeindruckt«, gestand Antonia. »Aber freuen wir uns nicht zu früh, Leon. Ich rechne mit Konflikten – nicht mit uns, aber mit den Kindern. Zumindest mit Kaja. Es hat ihr von Anfang an nicht gepasst, dass ich wieder arbeiten will, und es passt ihr immer noch nicht. Simon ist nicht viel älter als sie, sie wird sich von ihm nichts sagen lassen, sondern ihn als Angestellten behandeln. Und er wird sich das nicht gefallen lassen.«
»Abwarten«, sagte Leon ruhig. »Er hat seine Bedingungen genannt, diese Bedingungen sind akzeptiert worden, von allen, auch von Kaja. Also sehen wir mal, wie es läuft. Es kann ja auch sein, dass er nur gut kochen kann, aber mit dem Haushalt völlig überfordert ist.«
»Glaubst du das?«
Er dachte nach, schüttelte aber schließlich den Kopf. »Nein, eigentlich denke ich, dass er seine Arbeit hier ziemlich bald gut im Griff hat.«
»Das denke ich auch. Er kann offenbar einschätzen, was er leisten kann und was nicht.« Antonia griff nach Leons Hand. »Stell dir das mal vor, er war zwanzig, als seine Eltern gestorben sind – und hat da schon die Verantwortung für zwei jüngere Schwestern übernehmen müssen.«
»Nicht nur das, er hat ja auch seine eigene Zukunftsplanung zurückgestellt zugunsten seiner Schwestern. Das hätte nicht jeder getan.«
»Ich hoffe, das geht gut«, sagte Antonia. »Er ist mir sympathisch, ich hatte vom ersten Moment an ein gutes Gefühl. Er macht bestimmt Fehler, und vor allem am Anfang läuft das wahrscheinlich nicht reibungslos, aber ich wünsche mir sehr, dass er bei uns bleibt. Und noch mehr wünsche ich mir, dass Kaja nicht versucht, ihm Steine in den