Die Edda (Deutsche Ausgabe). Karl Simrock
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Lauf in Liebesglut Nächte lang,
Wie zwischen Böcken die Ziege rennt.
Freyja.
45
Die Waldbewohnerin umweb ich mit Feuer,
So daß du schwerlich entrinnst der Stätte.
(Lauf in Liebesglut Nächte lang,
Wie zwischen Böcken die Ziege rennt.)
Hyndla.
46
Feuer seh ich glühen, die Erde flammen:
Sein Leben muß ein Jeder lösen.
So reiche das Ael Ottar deinem Liebling:
Der Meth vergeb ihm, der giftgemischte.
Freyja.
47
Wenig verfangen soll dein Fluch,
Obgleich du, Riesenbraut, ihm Böses sinnst.
Schlürfen soll er segnenden Trank:
Ottar, dir erfleh ich aller Götter Hülfe.
II. Die ältere Edda.
Heldensage.
17. Völundarkvidha
. Das Lied von Wölundur.
Nidudr hieß ein König in Schweden. Er hatte zwei Söhne und eine Tochter; die hieß Bödwild. Es waren drei Brüder, Söhne des Finnenkönigs (?); der eine hieß Slagfidr, der andre Egil, der dritte Wölundur. Die schritten auf dem Eise und jagten das Wild. Sie kamen nach Ulfdalir (Wolfsthal) und bauten sich da Häuser. Da ist ein Waßer, das heißt Ulfsiar (Wolfssee). Früh am Morgen fanden sie am Waßerstrand drei Frauen, die spannen Flachs; bei ihnen lagen ihre Schwanenhemden; es waren Walküren. Zwei von ihnen waren Töchter König Lödwers: Hladgud Swanhwit (Schwanweiß) und Herwör Alhwit (Allweiß); aber die dritte war Aelrun, die Tochter Kiars von Walland. Die Brüder führten sie mit sich heim. Egil nahm die Aelrun, Slagfidr die Swanhwit und Wölundur die Alhwit. Sie wohnten sieben Winter beisammen: da flogen die Weiber Kampf zu suchen, und kamen nicht wieder. Da schritt Egil aus die Aelrun zu suchen und Slagfidr suchte Swanhwit; aber Wölundur saß in Ulfdalir. Er war der kunstreichste Mann, von dem man in alten Sagen weiß. König Nidudr ließ ihn handgreifen so wie hier besungen ist.
1
Durch Myrkwidr flogen Mädchen von Süden,
Alhwit die junge, Urlog (Schicksal, Kampf) zu entscheiden.
Sie saßen am Strande der See und ruhten;
Schönes Linnen spannen die südlichen Frauen.
2
Ihrer Eine hegte sich Egiln,
Die liebliche Maid, am lichten Busen;
Die andre war Swanhwit, die Schwanfedern trug
(Um Slagfidr schlang sie die Hände);
Doch die dritte, deren Schwester,
Umwand Wölundurs weißen Hals.
3
So saßen sie sieben Winter lang;
Den ganzen achten grämten sie sich
Bis im Neunten die Noth sie schied:
Die Mädchen verlangte nach Myrkwidr;
Alhwit die junge wollt Urlog treiben.
4
Hladgud und Herwör stammten von Hlödwer;
Verwandt war Aelrun, die Tochter Kiars.
Die schritt geschwinde den Saal entlang,
Stand auf dem Estrich und erhob die Stimme:
»Sie freun sich nicht, die aus dem Forste kommen.«
5
Vom Waidwerk kamen die wegmüden Schützen,
Slagfidr und Egil, fanden öde Säle,
Gingen aus und ein und sahen sich um.
Da schritt Egil ostwärts Aelrunen nach
Und südwärts Slagfidr Swanhwit zu finden.
6
Derweil im Wolfsthal saß Wölundr,
Schlug funkelnd Gold um festes Gestein
Und band die Ringe mit Lindenbast.
Also harrt' er seines holden
Weibes, wenn sie ihm wieder käme.
7
Das hörte Nidudr, der Niaren Drost,
Daß Wölundr einsam in Wolfsthal säße.
Bei Nacht fuhren Männer in genagelten Brünnen (Panzern);
Ihre Schilde schienen wider den geschnittnen Mond.
8
Stiegen vom Sattel an des Saales Giebelwand,
Gingen dann ein, den ganzen Saal entlang.
Sahen am Baste schweben die Ringe,
Siebenhundert zusammen, die der Mann besaß.
9
Sie banden sie ab und wieder an den Bast,
Außer einem, den ließen sie ab.
Da kam vom Waidwerk der wegmüde Schütze,
Wölundr, den weiten Weg daher.
10
Briet am Feuer der Bärin Fleisch:
Bald flammt' am Reisig die trockne Föhre,
Das winddürre Holz, vor Wölundur.
11
Ruht' auf der Bärenschur,