Die Edda (Deutsche Ausgabe). Karl Simrock

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Die Edda (Deutsche Ausgabe) - Karl Simrock

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style="font-size:15px;">      Weiter ging Rigr gerades Weges,

       Kam an ein Haus, halboffen die Thür.

       Er ging hinein, am Estrich glüht' es;

       Da saß ein Ehpaar geschäftig am Werk.

      15

      Der Mann schälte die Weberstange,

       Gestrält war der Bart, die Stirne frei.

       Knapp lag das Kleid an, die Kiste stand am Boden.

      16

      Das Weib daneben bewand den Rocken

       Und führte den Faden zu feinem Gespinst.

       Auf dem Haupt die Haube, am Hals ein Schmuck,

       Ein Tuch um den Nacken, Nesteln an der Achsel:

       Afi und Amma im eigenen Haus.

      17

      Rigr wuste den Werthen zu rathen;

       Auf stand er vom Tische des Schlafs begierig.

       Da legt' er zu beiden ins Bette sich mitten,

       Die Eheleute zur Linken und Rechten.

      18

      Da blieb er drauf drei Nächte lang;

       (Dann ging er und wanderte des Wegs inmitten.)

       Darnach vergingen der Monden neun.

       Amma genas, genetzt ward das Kind

       Und Karl geheißen; das hüllte das Weib. Roth wars und frisch mit funkelnden Augen.

      19

      Er begann zu wachsen und wohl zu gedeihn:

       Da zähmt' er Stiere, zimmerte Pflüge,

       Schlug Häuser auf, erhöhte Scheuern,

       Führte den Pflug und fertigte Wagen.

      20

      Da fuhr in den Hof mit Schlüßeln behängt

       Im Ziegenkleid die Verlobte Karls;

       Snör (Schnur) geheißen saß sie im Linnen. Sie wohnten beisammen und wechselten Ringe, Breiteten Betten und bauten ein Haus.

       21

      Sie zeugten Kinder und zogen sie froh:

       Halr und Drengr, Höldr, Degn und Smidr,

       Breidrbondi, Bundinskeggi,

       Bui und Boddi, Brattskeggr und Seggr.

      22

      Die Töchter nannten sie mit diesen Namen:

       Snot, Brudr, Swanni, Swarri, Spracki,

       Fliod, Sprund und Wif, Feima, Ristil.

       Von den Beiden entsprang der Bauern Geschlecht.

      23

      Weiter ging Rigr gerades Weges;

       Kam er zum Saal mit südlichem Thor.

       Angelehnt wars, mit leuchtendem Ring.

      24

      Er trat hinein, bestreut war der Estrich.

       Die Eheleute saßen und sahen sich an,

       Vater und Mutter an den Fingern spielend.

      25

      Der Hausherr saß die Sehne zu winden,

       Den Bogen zu spannen, Pfeile zu schäften;

       Dieweil die Hausfrau die Hände besah,

       Die Falten ebnete, am Aermel zupfte.

      26

      Im Schleier saß sie ein Geschmeid an der Brust,

       Die Schleppe wallend am blauen Gewand;

       Die Braue glänzender, die Brust weißer,

       Lichter der Nacken als leuchtender Schnee.

      27

      Rigr wuste dem Paare zu rathen,

       Zu beiden saß er der Bank inmitten,

       Die Eheleute zur Linken und Rechten.

      28

      Da brachte die Mutter geblümtes Gebild

       Von schimmerndem Lein, den Tisch zu spreiten.

       Linde Semmel legte sie dann

       Von weißem Weizen gewandt auf das Linnen.

      29

      Setzte nun silberne Schüßeln auf

       Mit Speck und Wildbrät und gesottnen Vögeln;

       In kostbaren Kelchen und Kannen war Wein:

       Sie tranken und sprachen bis der Abend sank.

      30

      Rigr stand auf, das Bett war bereit.

       Da blieb er drauf drei Nächte lang:

       Dann ging er und wanderte des Weges inmitten.

       Darnach vergingen der Monden neun.

      31

      Die Mutter gebar und barg in Seide

       Ein Kind, das genetzt und genannt ward Jarl. Licht war die Locke und leuchtend die Wange, Die Augen scharf wie Schlangen blicken.

      32

      Daheim erwuchs in der Halle der Jarl:

       Den Schild lernt' er schütteln, Sehnen winden,

       Bogen spannen und Pfeile schäften,

       Spieße werfen, Lanzen schießen,

       Hunde hetzen, Hengste reiten,

       Schwerter schwingen, den Sund durchschwimmen.

      33

      Aus dem Walde kam der rasche Rigr gegangen,

       Rigr gegangen ihn Runen zu lehren,

       Nannte mit dem eignen Namen den Sohn,

      

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