Die berühmtesten Dramen von Henrik Ibsen. Henrik Ibsen
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Читать онлайн книгу Die berühmtesten Dramen von Henrik Ibsen - Henrik Ibsen страница 18
Aslaksen. Ja, ich fürchte fast.
Stockmann. Schön, schön, meine lieben Freunde; dann komme ich wieder; ich komme gern zweimal, wenn es nötig ist. Eine so große Sache, – die Wohlfahrt der ganzen Stadt –; da darf man sich wahrhaftigen Gott nicht auf die faule Seite legen. Will gehen, bleibt aber stehen und kommt zurück. Hören Sie, da ist noch etwas, worüber ich mit Ihnen sprechen muß.
Hovstadt. Entschuldigen Sie; aber könnten wir nicht ein ander Mal –?
Stockmann. Es ist mit zwei Worten gesagt. Sehen Sie, es ist nur das, – wenn man nun morgen meinen Aufsatz in der Zeitung liest und folglich erfährt, daß ich den ganzen Winter hier in aller Stille für das Wohl der Stadt gewirkt habe –
Hovstadt. Ja aber, Herr Doktor –
Stockmann. Ich weiß, was Sie sagen wollen. Sie meinen, es war nur meine verfluchte Pflicht und Schuldigkeit, – meine einfache Bürgerpflicht. Natürlich; das weiß ich so gut wie Sie. Aber, meine Mitbürger, schauen Sie –; lieber Gott, die famosen Menschen halten ja so viel von mir –
Aslaksen. Ja, die Bürger haben bis heute riesig viel von ihnen gehalten, Herr Doktor.
Stockmann. Ja, und deshalb eben fürchte ich, daß –; was ich also sagen wollte: wenn nun das an sie herantritt – besonders an die unbemittelten Klassen – wie ein mahnender Ruf, die Angelegenheiten der Stadt künftig selbst in die Hand zu nehmen –
Hovstadt steht auf. Hm, Herr Doktor, ich will Ihnen nicht verbergen –
Stockmann. Aha, – dachte ich es mir doch, daß etwas im Werke wäre! Aber davon will ich nichts wissen. Wenn man so etwas vorbereiten sollte –
Hovstadt. Was denn?
Stockmann. Na, irgend etwas, – einen Fackelzug oder ein Bankett oder eine Sammlung für eine Ehrengabe – oder was es sonst sei, so müssen Sie mir hoch und heilig versprechen, es zu hintertreiben. Und Sie auch, Herr Aslaksen, hören Sie wohl?
Hovstadt. Entschuldigen Sie, Herr Doktor, wir wollen Ihnen lieber gleich reinen Wein einschenken –
Frau Stockmann, in Hut und Mantel, tritt links durch die Tür im Hintergrund.
Frau Stockmann sieht den Doktor. Also richtig!
Hovstadt ihr entgegen. Ei, sieh da, Sie kommen auch, gnädige Frau?
Stockmann. Was zum Henker willst Du hier, Käte?
Frau Stockmann. Das kannst Du Dir doch wohl denken.
Hovstadt. Wollen Sie sich nicht setzen? Oder vielleicht –
Frau Stockmann. Danke sehr; bemühen Sie sich nicht. Und nehmen Sie es auch nicht übel, wenn ich komme, um Stockmann zu holen; denn ich bin Mutter von drei Kindern, will ich Ihnen sagen.
Stockmann. Unsinn, Unsinn! Das wissen wir ja.
Frau Stockmann. Na, aber es hat wirklich nicht den Anschein, als ob Du heut sonderlich an Frau und Kind dächtest; denn sonst würdest Du doch nicht hingehen und uns allesamt ins Unglück stürzen.
Stockmann. Aber Du bist ja nicht recht gescheit, Käte? Soll es einem Manne, der Frau und Kinder hat, verwehrt sein, die Wahrheit zu verkünden, – ein nützlicher und tätiger Staatsbürger zu sein, – soll es ihm verwehrt sein, der Stadt zu dienen, in der er lebt!
Frau Stockmann. Alles mit Maß, Thomas!
Aslaksen. Das sage ich auch. Maß in allen Dingen.
Frau Stockmann. Und deshalb versündigen Sie sich an uns, Herr Hovstad, wenn Sie meinen Mann von Haus und Hof weglocken und ihn zu dieser ganzen Geschichte verleiten.
Hovstadt. Ich verleite wahrhaftig keinen zu –
Stockmann. Verleiten! Glaubst Du, ich ließe mich verleiten!
Frau Stockmann. Ja, das tust Du. Ich weiß wohl, daß Du der klügste Mann in der Stadt bist, aber Du läßt Dich so furchtbar leicht verleiten, Thomas. Zu Hovstad. Denken Sie doch bloß, er wird seine Stelle als Badearzt verlieren, wenn Sie das drucken, was er geschrieben hat –
Aslaksen. Wie – was?
Hovstadt. Ja, wissen Sie was, Herr Doktor –
Stockmann lacht. Haha, sie sollen's nur probieren –! Ach was, – sie werden sich hüten. Denn ich habe die kompakte Majorität hinter mir, siehst Du!
Frau Stockmann. Ja, das ist eben Dein Unglück, daß Du so was Ekliges hinter Dir hast.
Stockmann. Schnickschnack, Käte; – geh nach Hause und kümmere Dich um Deine Wirtschaft und überlaß mir die Sorge um das Gemeinwesen. Wie kannst Du nur so ängstlich sein, wenn ich so froh und zuversichtlich bin? Reibt sich die Hände und geht auf und ab. Die Wahrheit und das Volk werden die Schlacht gewinnen, – darauf kannst Du schwören. O, ich sehe ihn, den ganzen freisinnigen Bürgerstand, wie er sich schart zu einem siegreichen Heere –! Bleibt vor einem Stuhl stehen. Was – was zum Teufel ist denn das?
Aslaksen sieht hin. Au weh!
Hovstadt ebenso. Hm –
Stockmann. Da liegt ja der Gipfel der Autorität.
Faßt behutsam die Mütze des Stadtvogts mit den Fingerspitzen und hält sie empor.
Frau Stockmann. Die Mütze des Stadtvogts!
Stockmann. Und hier auch der Kommandostab. Kreuzhimmeldonnerwetter, wie –?
Hovstadt. Nun ja denn –
Stockmann. Ah! Ich verstehe! Er ist hier gewesen, um Sie zu beschwatzen. Haha! Da ist er an den Rechten gekommen! Und wie er mich in der Druckerei sah –. Bricht in Gelächter aus. Da riß er aus, Herr Aslaksen?
Aslaksen schnell. Ja, weiß Gott, da riß er aus, Herr Doktor.
Stockmann. Da riß er aus und ließ Stock und –. Quatsch, – Peter reißt vor nichts aus. Aber wo, zum Henker, habt Ihr ihn gelassen? Ah, – da drin natürlich. Jetzt paß mal auf, Käte!
Frau Stockmann. Thomas, – ich bitte Dich –!
Aslaksen. Nehmen Sie sich in acht, Herr Doktor!
Stockmann hat sich die Mütze des Stadtvogts aufgesetzt und nimmt den Stock; dann geht er an die Tür, öffnet und grüßt mit der Hand an der Mütze. Der Stadtvogt kommt herein, rot vor Zorn. Hinter ihm kommt Billing.
Stadtvogt. Was soll der Unfug heißen?
Stockmann. Respekt, mein guter Peter. Jetzt bin ich in der Stadt die Autorität. Spaziert auf und ab.
Frau Stockmann, der die Tränen nahe sind. Aber – aber, Thomas!
Stadtvogt geht hinter ihm her. Gib mir meine Mütze und meinen Stock!
Stockmann wie zuvor. Bist Du Polizeimeister, so bin ich Bürgermeister, – ich bin Meister vom Ganzen, siehst