Die berühmtesten Dramen von Henrik Ibsen. Henrik Ibsen
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Читать онлайн книгу Die berühmtesten Dramen von Henrik Ibsen - Henrik Ibsen страница 20
Eine Menge Bürger aller Stände. Man sieht einzelne Frauen und etliche Schulknaben darunter. Immer mehr Menschen strömen nach und nach durch den Hintergrund herein, bis der Saal voll ist.
Ein Bürger zu einem andern, der ihm entgegenkommt. Bist Du auch heute da, Lamstad?
Der Angesprochene. Ich, – ich bin bei allen Volksversammlungen mit bei.
Ein Danebenstehender. Sie haben doch wohl eine Pfeife mit, was?
Der zweite Bürger. Na freilich. Sie nicht?
Der dritte. Und ob. Der Schiffer Evensen, der will sich ein mächtig großes Horn mitbringen, hat er gesagt.
Der zweite Bürger. Evensen, der ist gelungen. Gelächter in der Gruppe.
Ein vierter Bürger kommt dazu. Sagt doch mal, was ist denn eigentlich heute hier los?
Der zweite Bürger. Der Doktor Stockmann, der will doch eine Rede halten gegen den Stadtvogt.
Der Neuangekommene. Aber der Stadtvogt ist doch sein Bruder.
Der erste Bürger. Das ist egal; Doktor Stockmann, der ist nicht bange.
Der dritte Bürger. Aber er hat doch unrecht; das hat im »Volksboten« gestanden.
Der zweite Bürger. Ja, diesmal muß er wirklich unrecht haben, denn weder der Verein der Hausbesitzer noch der Bürgerklub wollten ihm ihren Saal leihen.
Der erste Bürger. Nicht einmal den Kursaal konnte er kriegen.
Der zweite. Ja, das läßt sich denken.
Ein Mann in einer andern Gruppe. Sie, mit wem soll man's eigentlich in dieser Sache halten?
Ein zweiter Mann in derselben Gruppe. Richten Sie sich nur nach dem Buchdrucker Aslaksen, und tun Sie, was der tut.
Billing, mit einer Mappe unter dem Arm, bahnt sich einen Weg durch die Menge. Pardon, meine Herren! Darf ich vielleicht durch? Ich bin der Berichterstatter des »Volksboten«. Besten Dank!
Setzt sich links an den Tisch.
Ein Arbeiter. Wer war denn das?
Ein zweiter Arbeiter. Den kennst Du nicht? Das ist der Billing von Aslaksen seiner Zeitung.
Horster führt Frau Stockmann und Petra durch die Tür rechts im Vordergrund herein. Ejlif und Morten folgen.
Horster. Hier, dachte ich, ist der beste Platz für die Herrschaften; man kommt leicht hinaus, wenn etwas passieren sollte.
Frau Stockmann. Glauben Sie denn, daß es Radau gibt?
Horster. Man kann nie wissen –; wo so viel Menschen sind –. Aber nehmen Sie nur ruhig Platz.
Frau Stockmann setzt sich. Wie hübsch von Ihnen, daß Sie Stockmann den Saal zur Verfügung gestellt haben.
Horster. Da kein anderer wollte, so –
Petra, die sich ebenfalls gesetzt hat. Und mutig war es auch, Horster.
Horster. Ach, dazu, meine ich, gehört doch wohl kein so großer Mut.
Hovstad und Aslaksen kommen zu gleicher Zeit, doch jeder für sich, durch die Menge.
Aslaksen geht zu Horster hin. Ist der Doktor noch nicht da?
Horster. Er wartet drin.
Bewegung oben an der Tür im Hintergrund.
Hovstadt zu Billing. Da ist der Stadtvogt. Sehen Sie doch!
Billing. Ja, Gott verdamm' mich, – er kommt wirklich her!
Stadtvogt Stockmann bahnt sich vorsichtig einen Weg durch die Menge; er grüßt höflich und stellt sich links an die Wand. Bald darauf kommt Doktor Stockmann durch die Tür rechts im Vordergrund. Er trägt einen schwarzen Anzug (Gehrock) und eine weiße Kravatte. Einige klatschen zaghaft, begegnen aber einem gedämpften Zischen. Es wird still.
Stockmann halblaut. Wie ist Dir, Käte?
Frau Stockmann. O, ganz gut. Leiser. Werde nur nicht gleich hitzig, Thomas.
Stockmann. Ach, Du, ich weiß mich schon zu beherrschen. Sieht auf seine Uhr, steigt auf das Podium und verneigt sich. Die Uhr ist ein Viertel nach voll – ich fange also an –
Holt sein Manuskript hervor.
Aslaksen. Zunächst muß wohl ein Vorsitzender gewählt werden.
Stockmann. Nein, – das ist durchaus nicht nötig.
Einige Herren rufen: Doch! Doch!
Stadtvogt. Ich sollte auch meinen, es müßte ein Präsident gewählt werden.
Stockmann. Aber Peter, ich habe diese Versammlung doch berufen, um einen Vortrag zu halten!
Stadtvogt. Der Vortrag des Herrn Badearztes könnte möglicherweise zu divergierenden Meinungsäußerungen Anlaß geben.
Mehrere Stimmen aus der Menge. Einen Vorsitzenden! Einen Präsidenten!
Hovstadt. Der Volkswille scheint einen Vorsitzenden zu verlangen.
Stockmann sich beherrschend. Na meinetwegen; mag der Volkswille seinen Willen haben.
Aslaksen. Möchten Sie nicht das Amt übernehmen, Herr Stadtvogt?
Drei Herren klatschen. Bravo! Bravo!
Stadtvogt. Aus mehreren leicht begreiflichen Gründen muß ich ablehnen. Aber glücklicherweise haben wir in unserer Mitte einen Mann, den, wie ich glaube, alle akzeptieren können. Ich meine den Vorsitzenden des Vereins der Hausbesitzer, Herrn Buchdrucker Aslaksen.
Viele Stimmen. Jawohl, ja! Aslaksen soll leben! Hoch Aslaksen!
Stockmann nimmt sein Manuskript und steigt vom Podium.
Aslaksen. Wenn das Vertrauen meiner Mitbürger mich ruft, so darf ich nicht nein sagen –
Händeklatschen und Beifallsrufe. Aslaksen steigt auf das Podium.
Billing. schreibt. Also – »Herr Buchdrucker Aslaksen gewählt durch Akklamation –«
Aslaksen. Und da ich nun an diesem Platze stehe, so werde ich mir erlauben, ein paar kurze Worte zu sprechen. Ich bin ein ruhiger und friedfertiger Mann, der auf besonnene Mäßigung hält – und – auf mäßige Besonnenheit; das weiß jeder, der mich kennt.
Viele Stimmen. Sehr richtig, Aslaksen! Jawohl!
Aslaksen. Ich habe in der Schule des Lebens und der Erfahrung gelernt, daß Mäßigung die Tugend ist, die einen Staatsbürger am besten kleidet –
Stadtvogt. Hört! Hört!
Aslaksen. – daß auch der Gesellschaft