Gesammelte Werke von Emile Zola: Die Rougon-Macquart Reihe, Romane & Erzählungen. Emile Zola

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der Mitte der Straße aus lachen ... Oh, der Duckmäuser! Ich liebe Sie nicht mehr ...

      Sie verließ den Laden und lief quer über die Straße. Die schöne Lisa sagte trocken:

      Fräulein Saget hat sie uns auf den Hals gesandt.

      Dann ward es wieder still. Gavard war betroffen von der Art und Weise, wie Florent seinen Vorschlag aufgenommen hatte. Die Metzgersfrau nahm zuerst mit freundlicher Stimme wieder das Wort:

      Sie haben unrecht, Florent, diese Stelle abzulehnen ... Sie wissen, wie schwer es ist, ein Amt zu finden. Sie sind in einer solchen Lage, in der man keine Umstände macht.

      Ich habe meine Gründe angegeben, erwiderte er.

      Sie zuckte mit den Achseln.

      Das ist doch nicht so ernst zu nehmen ... Ich begreife, daß Sie die Regierung nicht lieben. Aber es hindert doch nicht, daß man sein Brot verdiene; es wäre zu dumm ... Und dann, mein Lieber: der Kaiser ist kein schlimmer Mann. Wenn Sie von Ihren Leiden erzählen, lasse ich Sie nur reden und denke mir mein Teil. Wußte er es denn, daß Sie schimmeliges Brot und verdorbenes Fleisch aßen? Er kann nicht überall dabei sein. Sie sehen, er hat uns nicht gehindert, unseren Geschäften obzuliegen ... Sie sind durchaus nicht gerecht.

      Gavard geriet immer mehr in Verlegenheit. Er konnte es nicht dulden, daß in seiner Gegenwart der Kaiser gelobt werde.

       Nein, nein, Frau Quenu, murmelte er; Sie gehen zu weit. Es ist ein Hundepack ...

      Ach, Sie! ... unterbrach ihn die schöne Lisa lebhaft, – Sie ruhen nicht eher, als bis Sie bestohlen und für Ihre Geschichten abgetan werden. Reden wir nicht von Politik, das bringt mich nur in Zorn. Es handelt sich um Florent, nicht wahr? Da meine ich, daß er die Aufseherstelle annehmen soll. Ist dies nicht auch deine Ansicht, Quenu?

      Quenu, der bisher geschwiegen, war von dieser plötzlichen Frage seiner Frau sehr unangenehm berührt.

      Es ist eine gute Stelle, bemerkte er vorsichtig.

      Da abermals ein verlegenes Stillschweigen eintrat, sagte Florent:

      Ich bitte euch, lassen wir das. Mein Entschluß ist gefaßt; ich werde warten.

      Sie werden warten? rief Lisa ungeduldig aus.

      Zwei Flammen röteten ihre Wangen. Wie sie mit ihren breiten Hüften dastand, eingehüllt in ihre weiße Schürze, mußte sie sich Gewalt antun, um nicht ein hartes Wort fallen zu lassen. Jetzt trat eine neue Kundin ein, die ihren Zorn ablenkte. Es war Frau Lecoeur.

      Könnten Sie mir ein halbes Pfund Aufschnitt geben, zu fünfzig Sous das Pfund?

      Sie tat anfänglich, als sehe sie ihren Schwager nicht; dann grüßte sie ihn mit einem stummen Kopfnicken. Sie betrachtete die drei Männer vom Kopf bis zu den Füßen und hoffte ohne Zweifel an der Art, wie sie auf ihren Abgang warteten, ihr Geheimnis zu erraten. Sie fühlte, daß sie die Gesellschaft störe; das machte sie noch eckiger, noch mürrischer in ihren platt herabfallenden Röcken, mit ihren langen Spinnenarmen, ihren ineinandergeschlungenen Händen, die sie unter der Schürze hielt. Als sie hüstelte, fragte Gavard, den das Stillschweigen in Verlegenheit brachte:

       Sind Sie vielleicht erkältet?

      Sie antwortete mit einem sehr trockenen Nein. An den Stellen ihres Gesichtes, wo die Knochen hervortraten, war die Haut gespannt und ziegelrot; das unheimlich funkelnde Feuer ihrer Augen verriet ein Leberleiden, das unter ihrer neidvollen Verbitterung schlummerte. Sie wandte sich wieder zu dem Pulte und folgte jeder Bewegung der sie bedienenden Lisa mit dem argwöhnischen Blick einer Käuferin, die überzeugt ist, daß man sie betrügt.

      Geben Sie mir keine Servelatwurst, sagte sie; ich mag sie nicht.

      Lisa hatte ein dünnes Messer ergriffen und schnitt Wurstscheiben ab. Dann ging sie zum geräucherten Schinken und zum gewöhnlichen Schinken über, löste dünne Schnitten ab, bei diesem Tun etwas vornüber gebeugt, genau auf das Messer achtend. Ihre gepolsterten, lebhaft gefärbten Hände, die mit weicher Zartheit das Fleisch berührten, behielten davon gleichsam eine fette Geschmeidigkeit und Finger mit bauchigen Gliedern. Sie griff jetzt nach einer breiten Schüssel und fragte:

      Sie wollen doch gespicktes Kalbfleisch, nicht wahr?

      Frau Lecoeur schien lange mit sich zu Rate zu gehen, dann nahm sie an. Die Wursthändlerin schnitt jetzt von dem Inhalte der verschiedenen Schüsseln ab. Sie nahm auf die Spitze einer breiten Messerklinge Scheiben von gespicktem Kalbfleisch und von Hasenpastete und legte jede Scheibe auf das Papier, das auf der Wage lag.

      Geben Sie mir nicht Schweinskopf mit Pistazien? fragte Frau Lecoeur mit ihrer unangenehmen Stimme.

      Sie mußte auch Schweinskopf mit Pistazien geben. Allein die Butterhändlerin ward immer begehrlicher; sie verlangte jetzt zwei Schnitten Gelatine, sie liebte auch diese. Lisa, die erregt mit dem Messerhefte spielte, sagte ihr vergebens, daß die Gelatine getrüffelt sei und daß sie davon nur in den Aufschnitt zu drei Franken das Pfund geben könne. Die andere fuhr fort, die Schüsseln zu mustern und suchte, was sie noch verlangen könne. Als der Aufschnitt gewogen war, verlangte sie noch Gelée und Gurken dazu. Der Geléeblock, der die Form eines Napfkuchens hatte und auf einer Porzellanplatte ruhte, zitterte unter ihrer zornbebenden Hand, und als sie zwei große Gurken aus dem hinter dem Ofen stehenden Topfe holte, spritzte der Essig hoch auf.

      Ich zahle fünfundzwanzig Sous, nicht wahr? fragte Frau Lecoeur, ohne sich zu beeilen.

      Sie sah sehr wohl den dumpfen Zorn Lisas. Sie weidete sich daran, holte das Geld sehr langsam hervor, gleichsam verloren unter den Münzen in ihrer Tasche. Sie betrachtete Gavard von der Seite, ergötzte sich an dem verlegenen Schweigen, das ihre Anwesenheit verlängerte und nahm sich vor, nicht zu gehen, da man vor ihr geheim tue. Endlich steckte die Metzgersfrau ihr ein Paket in die Hand, und sie mußte gehen. Sie entfernte sich wortlos nach einem langen Rundblick durch den Laden.

      Als sie fort war, brach Lisa los.

      Auch die hat uns die Saget gesendet. Hetzt denn die alte Hexe uns die ganze Markthalle auf den Hals, um zu erfahren, was wir sprechen ... Und wie schlau diese Weiber sind! ... Hat man je gehört, daß man um fünf Uhr abends panierte Koteletten oder kalten Aufschnitt kauft? Sie setzen sich einer schlechten Verdauung aus, nur um zu erfahren ... Wenn mir die Saget noch eine sendet, sollt ihr sehen, wie ich sie empfange. Und wäre es meine Schwester, ich würde ihr die Türe weisen.

      Die drei Männer schwiegen, als sie Lisas Zorn sahen. Gavard hatte sich mit den Ellenbogen auf das Geländer der mit einer Messingrampe umgebenen Auslage gelehnt und drehte nachdenklich eines der Säulchen von behauenem Kristall, das sich von seinem Messingring losgemacht hatte. Dann sagte er aufblickend:

      Ich habe das Ganze für einen guten Spaß gehalten.

      Was denn? fragte Lisa noch bebend vor Zorn.

      Die Stelle des Aufsehers in der Abteilung für Seefische.

      Lisa hob erstaunt die Hände, blickte ein letztes Mal Florent an, setzte sich auf das gepolsterte Bänkchen vor dem Zahlpulte und schwieg. Gavard erklärte nun lang und breit seinen Gedanken: im Grunde sei bei dieser ganzen Sache die Regierung am meisten angeführt, weil sie die Taler hergebe. Er wiederholte in gemütlichem Tone:

      Mein Lieber, diese Halunken haben Sie schier Hungers sterben lassen, nicht wahr? Nun denn, jetzt müssen Sie sich von ihnen ernähren lassen ... Das ist sehr gut ... Das hat mich sogleich

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