Jean Jacques Rousseau: Romane, Philosophische Werke, Essays & Autobiografie (Deutsche Ausgabe). Jean Jacques Rousseau

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Jean Jacques Rousseau: Romane, Philosophische Werke, Essays & Autobiografie (Deutsche Ausgabe) - Jean Jacques Rousseau

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daß diese Musik die Seele bewegt und die Brust schont; sie ist gerade so, wie sie mein Herz und meine Lunge brauchen. Auf Dienstag denn, mein liebenswürdiger Freund, mein Lehrer, mein Büßer, mein Apostel; ach, was bist du mir nicht? warum muß denn so vielen Rechten ein bloßer Titel fehlen?

      N. S. Weißt du, es ist die Rede von einer allerliebsten Wasserfahrt, wie jene, die wir vor zwei Jahren mit der armen Chaillot machten? Wie schüchtern mein verschlagener Lehrer damals war! wie er zitterte, als er mir aus dem Kahne half! O, der Heuchler! ... er ist sehr anders geworden.

      Dreiundfünfzigster Brief.

       Von Julie.

       Inhaltsverzeichnis

      So macht Alles unsere Pläne scheitern. Alles täuscht unsere Erwartungen, Alles verläßt eine Liebe, die der Himmel wohl hätte krönen sollen! schnödes Spielzeug in der Hand eines blinden Glückes, arme Opfer einer höhnenden Hoffnung sind wir stets unserer Freude nah, um sie zu greifen, und können die fliehende nie erreichen. Diese vergeblich ersehnte Hochzeit sollte in Clarens sein; das schlechte Wetter macht uns einen Querstrich, sie muß in der Stadt gefeiert werden. Wir wollten uns allein sehen; Beide von Zudringlichen belagert, können wir nicht zu gleicher Zeit entrinnen, und den Augenblick, da Einer sich losmacht, ist es dem Andern nicht möglich, zu ihm zu eilen! Endlich findet sich ein günstiger Augenblick; die grausamste der Mütter entreißt ihn uns, und wenig hätte gefehlt, daß dieser Augenblick zwei Unglückliche ins Verderben stürzte, die in ihm ihr Glück suchten. Weit entfernt, meinen Muth niederzuschlagen, haben alle diese Hindernisse ihn nur erhöht; ich weiß nicht, welche neue Kraft mich beseelt, aber ich fühle eine Kühnheit in mir, die ich nie gekannt hatte; und wenn du es heute Abend wagst, sie zu theilen, so kann dieser Abend alle meine Versprechungen einlösen und auf einmal alle Schulden der Liebe abtragen.

      Gehe mit dir zu Rathe, Freund, und steh, bis zu welchem Punkte du das Leben lieb hast; denn das Mittel, das ich dir vorschlage, kann uns beiden den Tod bringen; wenn du ihn fürchtest, so lies diesen Brief nicht aus; aber wenn eine Degenspitze heute dein Herz nicht mehr erschreckt, als damals die Schlünde von Meillerie thaten, das meinige läuft dieselbe Gefahr und hat nicht gezaudert. Höre!

      Babi, die gewöhnlich in meinem Zimmer schläft, ist seit drei Tagen krank, und obgleich ich sie durchaus abwarten wollte, hat man sie gegen meinen Willen anders wohin gebracht; da sie sich aber besser fühlt, so ist sie vielleicht morgen schon wieder da. Das Zimmer, wo gegessen wird, ist entfernt von der Treppe, welche zu dem Zimmer meiner Mutter und dem meinigen führt; um die Essenszeit ist das ganze Haus öde mit Ausnahme der Küche und des Speisesaales. Endlich ist es jetzt um diese Zeit schon finstere Nacht, ihr Schleier wird Die, welche auf der Straße kommen, leicht vor beobachtenden Blicken sicher stellen, und im Hause weißt du ja vollkommen Bescheid.

      Dies reicht hin, damit du mich verstehest. Komm Nachmittag zu meiner Fanchon, da will ich dir das Uebrige sagen und dir die nöthigen Verhaltungsregeln geben: sollte sich das nicht machen lassen, so lege ich sie schriftlich an den alten Ort für unsere Briefe, wo du, da ich dich darauf aufmerksam gemacht, auch diesen gefunden haben wirst; denn der Gegenstand ist zu wichtig, um ihn irgend Jemandem anzuvertrauen.

      O, wie sehe ich jetzt dein Herz schlagen, wie lese ich deinen Jubel darin und wie theile ich ihn! Nein, mein süßer Freund, nein, wir werden nicht dieses kurze Leben verlassen, ohne einen Augenblick des Glückes geschmeckt zu haben; aber denke doch daran, daß dieser Augenblick von den Schrecken des Todes umringt ist; daß der Zugang tausend Zufällen unterworfen, das Weilen mißlich und der Rückzug furchthar gefährlich ist; daß wir verloren sind, wenn man uns entdeckt, und daß uns Alles begünstigen muß, wenn dies nicht der Fall sein soll. Täuschen wir uns nicht: ich kenne meinen Vater zu gut, um zu zweifeln, daß ich nicht im Augenblick dein Herz von seiner Hand durchbohrt sehen würde, wenn er nicht sogar mit mir den Anfang machte; denn sicher würde ich auch nicht geschont werden: und glaubst du, daß ich dich dieser Gefahr aussetzen würde, wenn ich nicht gewiß wäre, sie zu theilen?

      Denke auch daran, daß nicht davon die Rede ist, dich auf deinen Muth zu verlassen; davon kein Gedanke! ich verbiete dir sogar aufs Ausdrücklichste, irgend eine Waffe zur Vertheidigung mitzubringen, nicht einmal deinen Degen: er würde dir auch durchaus unnütz sein, denn wenn wir überrascht werden, so ist meine Absicht, mich in deine Arme zu stürzen, dich fest mit den meinigen zu umschließen und so den tödtlichen Stoß zu empfangen, um mich nie mehr von dir trennen zu müssen, glücklicher in meinem Tode, als ich es in meinem Leben war.

      Ich hoffe, daß unser ein milderes Geschick wartet; ich fühle wenigstens, daß es uns geschuldet wird, und das Glück wird endlich müde sein, uns ungerecht zu behandeln. Komm also, Seele meines Herzens, Leben meines Lebens, komm, dich mit deinem Selbst zu vereinigen: komm, unter dem Schirme der zärtlichen Liebe, den Lohn deines Gehorsams und deiner Opfer zu empfangen: komm, zu gestehen, selbst im Schooße der Lust, daß die Gemeinschaft der Herzen es ist, aus der sie ihren größten Reiz nimmt.

      Vierundfünfzigster Brief.

       An Julie.

       Inhaltsverzeichnis

      Die Aufregung, in welcher ich hergekommen bin, wächst mit dem Eintritt in diese Stätte, Julie! hier bin ich in deinem Cabinet, hier in dem Heiligthum der Gottheit meines Herzens. Amors Fackel leitete meine Schritte, und ich bin hereingekommen, ohne bemerkt zu werden. Reizender Ort, glückseliger Ort, der ehedem so viel zärtliche Blicke zurückdrängen, so viele heiße Seufzer ersticken sah; Ort, der du meine erste Glut entstehen und wachsen sahest, zum zweiten Male wirst du sie gekrönt sehen; Zeuge meiner ewigen Beständigkeit, sei Zeuge meines Glückes und verhülle auf ewig die Freuden des treuesten und glücklichsten der Menschen.

      Wie ist dieser geheimnißvolle Aufenthalt so reizend! Alles liebkost hier und nährt die Glut, die mich verzehrt. O Julie, er ist voll von dir, mir die Flamme meiner Begierde erfaßt Alles, was deine Spur in sich trägt. Ja, alle meine Sinne sind zugleich berauscht. Ein unbeschreiblicher, kaum spürbarer Duft, süßer als von Rosen und leiser als von Iris steigt überall auf; ich glaube darin den schmeichelnden Ton deiner Stimme zu hören. Alle Theile deiner Kleidung, die umherliegen, stellen meiner glühenden Einbildungskraft die Theile deines Selbst vor, denen sie zur Hülle dienen. Dieser leichte Kopfputz, dem die reichen blonden Locken zur Zierde gereichen, die er zu verbergen vorgiebt; dieses glückliche Busentuch, über welches einmal endlich ich nicht zu murren haben werde; dieses Nachtkleid, einfach und geschmackvoll, das so schön den Sinn deren anzeigt, die es trägt; diese niedlichen Pantoffeln, die ein geschmeidiger Fuß mühelos ausfüllt; dieses lose Leibchen, das sich anschmiegt und umfängt .... o welche bezaubernde Taille! …. vorn zwei leichte Contoure …. o wollüstiges Schauspiel! .... das Fischbein hat der Kraft des Druckes nachgegeben .... köstliche Eindrücke, wie küsse ich euch tausendmal! Götter, Götter! wie wird das sein, wann erst …. Ach, ich glaube es schon zu fühlen, wie es unter einer glücklichen Hand pocht, dieses zärtliche Herz! Julie! meine liebste, liebste Julie! ich sehe dich, ich fühle dich überall, ich athme dich mit der Luft, die du geathmet hast; du durchdringst mein ganzes Wesen. Wie ist dein Aufenthalt brennend und schmerzlich für mich! er ist fürchterlich für meine Ungeduld. O, komm, fliege, oder ich bin verloren!

      Welches Glück, daß ich Tinte und Papier fand! Ich drücke aus, was ich empfinde, um das Uebermaß des Gefühls zu dämpfen, ich täusche meine Entzückungen, indem ich sie beschreibe.

      Ich glaube Geräusch zu hören: wäre es dein barbarischer Vater? Ich glaube nicht feige zu sein .... aber in diesem Augenblick wäre mir der Tod schrecklich! meine Verzweiflung würde dem Feuer gleichen, das mich verzehrt. Himmel, um eine Stunde Leben flehe

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