Ida Pfeiffer: Ausgewählte Werke. Ida Pfeiffer
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Die Kosten des Baues und der Ausschmückung der Kirche sollen 45,852,000 Thaler betragen haben. An ihrer Stelle stand einst der Circus des Nero. Zwei Säulengänge mit vier Reihen Säulen und sechs und neunzig Statuen umfassen den Platz und führen zur Kirche.
Die Façade der Letzteren ist mit korinthischen Säulen geschmückt; auf dem Gesimse stehen Statuen, zwei und fünfzig Fuß hoch.
Die Vorhalle ist so mit Marmor, Sculpturarbeiten und Vergoldungen überfüllt, daß man da allein mehrere Stunden zubringen kann, um Alles zu betrachten. Ganz besonders nehmen die Riesenthore von Broncen, in getriebener Arbeit, die Aufmerksamkeit in Anspruch.
Die Pracht des Innern läßt sich weder schildern, noch mit irgend etwas Gesehenem vergleichen.
Die schönsten Mosaikbilder, Monumente, Statuen, Broncearbeiten, Vergoldungen, kurz was nur die Kunst zu erfinden vermochte, kann man hier in höchster Vollendung schauen. Oelgemälde allein sind hier ausgeschlossen. Alles ist Mosaik, selbst die Kuppel enthält statt der Fresken, Mosaik-Bilder. In den Nischen stehen ungeheure Statuen von weißem Marmor.
Unter der Kuppel, dem schönsten Theile der Kirche, steht der große Altar, an welchem nur der Papst Gottesdienst hält. Über ihn spannt sich ein riesiger Baldachin von Bronce, dessen Säulen gewunden und reich mit Arabesken verziert sind. Man brauchte dazu 186,392 Pfund Erz und um 40,000 Thaler Gold zur Vergoldung, der ganze Baldachin kostete über 150,000 Thaler. Die Kuppel wurde von Michael Angelo ausgeführt. Sie wird durch vier massive Pfeiler getragen, an deren jedem ein Balcon angebracht ist. Im Innern dieser Pfeiler sind Kapellen, in denen die Hauptreliquien aufbewahrt werden, die nur zu gewissen Zeiten dem Volke von den Balkonen herab gezeigt werden. Ich war zugegen, als man das Schweißtuch und ein Stück Holzes vom Kreuze Christi vorwies.
Die Kanzel steht ganz oben in der Kirche, und ist gleich dem Baldachin aus Bronce von Bernini verfertigt. Man verwendete dazu 219,161 Pf. Erz und 172,000 Thaler. Das Innere birgt die hölzerne Kanzel, auf welcher der heil. Petrus predigte. Gleich darneben steht eine gewundene Säule von weißem Marmor, die aus dem Tempel Salomon's zu Jerusalem seyn soll.
Die Löwen an dem Monumente Clemens des Dreizehnten sind von Canova, und die schönsten, die je gemeißelt wurden.
Und so weiter, und so weiter.
Ich war auch so glücklich, in die Katakomben unter der Peterskirche zu kommen, eine für Frauen schwer zu erlangende Begünstigung, die ich nur meiner Pilgereise nach Jerusalem verdankte. Diese Katakomben bestehen aus schönen gemauerten Gängen und Säulen, die aber kaum acht oder neun Fuß hoch sind. Eine Menge Sarkophage mit den Leichen von Kaisern und Päpsten stehen darin.
Das Dach der Kirche ist unermeßlich ausgedehnt; eine Menge von Kuppeln, Gebäuden und Behältnissen befindet sich da oben, sogar ein Brunnen mit beständig laufendem Wasser. Man hat eine prachtvolle weite Aussicht bis an das Meer und die Appenninen, und überblickt den ganzen Vatikan, der sich an die Kirche schließt und die Gärten des Papstes.
Ich stieg bis in den Knopf der großen Kuppel, wo man aber gar nichts sieht, da nicht die kleinste Öffnung, viel weniger ein Fensterchen in demselben angebracht ist. Man steigt wahrlich aus keiner andern Ursache in dieß enge, finstere Behältniß, als um sagen zu können: „Ich war auch da oben". Viel interessanter ist es, einen Blick aus den Fenstern und Gallerien, welche sich in der großen Kuppel befinden, in die Kirche zu werfen; da sieht man die ungeheure Höhe und Größe dieses Riesenwerkes, da erscheinen die Menschen, die unten herumwandeln, wie Kinderchen.
Den Platz vor der Peterskirche zieren zwei herrliche Springbrunnen, in deren Mitte erhebt sich ein prachtvoller Obelisk aus Heliopolis, der 992,789 Pfund schwer seyn soll. Neben diesem Obelisk sind zwei Platten, stellt man sich auf die eine oder die andere, so überblickt man alle Säulenreihen, wie in eine einzige zusammen geflossen.
Meiner Reise nach Jerusalem hatte ich ebenfalls zu verdanken, daß ich beim Papste eine Audienz bekam. S. Heiligkeit empfing mich in einem großen Saale, durch den man zur Sixtinischen Kapelle geht.
Der Pabst hat für sein hohes Alter von 78 Jahren noch eine recht gute Haltung und ein recht liebreiches Benehmen. Er stellte einige Fragen an mich, gab mir den Segen und ließ mir endlich den gestickten Pantoffel küssen. Mein zweiter Gang war in den Vatikan. Hier sah ich die vier ungeheuern Säle (Stanzen) Raphaels, die Treppe von Bramante und jene von Bernini, die Sixtinische Kapelle, worin sich Michael Angelo's größte Meisterwerke, lauter Fresken befinden. Die ungeheuere Wand hinter dem Hauptaltar versinnlicht uns das jüngste Gericht, die Decken enthalten die Propheten und Sybillen.
Die Bildergallerie enthält viele Werke der vorzüglichsten Meister. Eben so die Gallerie der Vasen und Kandelaber.
Das Zimmer der Biga. Die Biga ist ein antiker Wagen von weißem Marmor, vor welchem zwei Pferde gespannt sind.
In der Gallerie der Statuen ist jene, die Nero als zitherspielenden Apoll darstellt, die schönste.
Im Saale der Büsten fesseln jene des Menelaus und des Jupiters die Aufmerksamkeit am meisten.
Das Kabinet des Laokoon sagt ohnehin, was es für ein Meisterwerk enthält, eben so das
Kabinet des Apollo von Belvedere. Diese Statue wurde zu Porto d'Anzio in den Bädern des Nero gefunden.
Im viereckigten Vestibule ist der berühmte Torso vom Belvedere aufgestellt, ein Bruchstück größter griechischer Kunst, nach dem sich zum Theile Michael Angelo bildete. Kein Fleisch wurde je in Steinen weicher nachgeformt, als das an diesem Meisterwerke.
In einer langen Gallerie hängen die Tapeten, zu welchen Raphael die meisten Zeichnungen verfertigte.
Der Vatikan enthält 10,000 Gemächer, 20 große Höfe, 8 große und gegen 200 kleinere Treppen.
Der Quirinalische Pallast, die Sommerresidenz des Papstes, liegt auf dem gleichnahmigen Hügel (Monte Cavallo), der wegen seiner gesunden und reinen Luft ganz mit Pallästen und schönen Häusern bedeckt ist.
Von den Privatpallästen und Gallerien sah ich die meisten. Die ausgezeichnetsten sind: der Pallast Colonna am Quirinal, der Pallast Barberini, in dessen Gallerie man das Bildniß der „Fornarina", der Geliebten Raphaels, von ihm selbst, und das Original-Porträt der Beatrice Cenci, von Guido Reni gemalt, findet.
Der Pallast Borghese ist der größte und schönste in Rom, er wird, seiner Klavierform, il Cembalo di Borghese genannt. Die Bildergallerie enthält 1600 Stücke, meistens ausgezeichnete Werke der größten Meister!
Der Pallast Farnese ist wegen seiner Architektur, der Pallast Stoppani wegen seines Baumeisters, Raphael, merkwürdig. Und so noch viele andere. Villen sah ich nur wenige! das Wetter war gewöhnlich sehr schlecht, es regnete fast täglich.
Die Villa Borghese besuchte ich an einem Sonntage, da geht es sehr lebhaft zu, denn in ihren schönen Park, der sich gleich außerhalb des Platzes „del Popolo" befindet, strömt Alles, zu Wagen, zu Pferde und zu Fuß, gerade so wie bei uns an einem schönen Frühlingstage Alles in den beliebten Prater eilt.
Ferner sah ich noch die Villa Medicis und die Villa Panfili, letztere hat einen außerordentlich großen Park.
Von den Kirchen besah ich mir die meisten. Ich ging zeitlich des Morgens aus, und besuchte bis gegen 11 Uhr gewöhnlich mehrere Kirchen, dann war es Zeit in die Gallerien zu gehen.