Ida Pfeiffer: Ausgewählte Werke. Ida Pfeiffer

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Ida Pfeiffer: Ausgewählte Werke - Ida Pfeiffer

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eine empfindliche Kälte — begleitete uns fast immerwährend. Das Reisen in Italien im späten Herbst oder in Winterszeit ist wirklich höchst unangenehm. Man hat gewöhnlich viel Regen und viel Kälte, und kommt man in ein Gasthaus, so freut man sich vergebens auf ein warmes Zimmer; erst wenn die Gäste schon da sind, wird etwas Feuer in den Kamin angemacht. Und so ein Kamitn-Feuer gibt in diesen naßkalten selten benützten Zimmern gar nicht aus, vorne versengt man sich, und rückwärts friert man. Die Fußböden bestehen aus Steinplatten, die man höchstens um den Speisetisch herum mit Strohmatten bedeckt findet.

      Die Gegend bot uns heute nicht viel Schönes. Wir fuhren bis Ronciglione, neun deutsche Meilen, und sahen weder Dorf noch Stadt. Ronciglione hat ein trauriges Ansehen, obwohl es viele zweistöckige Häuser und eine breite Straße besitzt. Allein die Häuser sind alle sehr düster, und die Stadt scheint etwas menschenleer zu seyn. Wir blieben hier über Nacht.

      Ich hatte, wie es in Italien gewöhnlich ist, mit dem Eigenthümer unsers Fuhrwerkes einem schriftlichen Kontrakt über die Fahrt, die Kost und das Nachtquartier geschlossen. Ich war damit sehr zufrieden, er hielt seine Verpflichtung genau. Man würde sich aber sehr irren, wenn man mehr als eine Mahlzeit zu erhalten hoffte; will man des Morgens oder des Mittags Etwas genießen, so muß man es sich auf eigene Rechnung geben lassen. Ich fand alles sehr theuer und schlecht.

      24. November 1842.

      Heute fuhren wir zum Theil durch recht freundliche aber nur sehr spärlich bevölkerte Gegenden. Erst des Nachmittags kamen wir in ein Paar Städte, nämlich nach Viterbo mit l3,000 Seelen, das in einer fruchtbaren Ebene liegt, und nach Montesiascone, welches auf einem hohen Hügel gebaut und im Hintergrunde von schönen Gebirgen umgeben ist, deren Wein zu den berühmten gehört. In der Nähe von Montesiascone, am Fuße des Hügels liegt ein kleiner See, weiter entfernt ein ziemlich großer, der Lago die Balsana, an dessen Ende das gleichnahmige Städtchen, einst die Hauptstadt der Volsker, sichtbar ist. In ihrer Mitte erhebt sich eine alte Burg, um welche herum gleich einem Kranze mehrere sehr hohe und äußerst alte Häuser stehen.

      Nun mußten wir über einen tüchtigen Berg, was bei den schrecklichen Regengüssen keine Kleinigkeit war. Nur mit Hülfe einer doppelten Vorspann gelangten wir glücklich über die verdorbenen Wege in das Dörfchen Lorenzo, wo wir unser Nachtquartier aufschlugen. Wir befanden uns bereits auf den Vorgebirgen der Appeninnen.

      25. November 1842.

      Wir fuhren nur noch wenige Stunden auf päpstlichem Gebiet. Der Fluß Centio bildet die Grenze zwischen dem Kirchenstaate und Toscana. Ein großer Theil der Gegend umher verräth einen vulkanischen Ursprung, wir sahen mehrere Grotten und Höhlen, von Lava ähnlichen durchbrochenem Steine, Basalt-Säulen u.s.w.

      Bei Ponte ceatino steht ein schönes Gebäude, die Dogana von Toskana. Die Gegend ist etwas milder Natur, hohe und niedrige Gebirge erblickt man, so weit das Auge reicht. Das Städtchen Radicofani liegt auf dem Plateau eines bedeutenden Berges und ist mit Steinen und Felsblöcken umgeben. Eine Citadelle oder alte Burg ragt romantisch über das Städtchen empor, und von mancher Berg- oder Hügelspitze sehen alte Thürme oder Vesten herab. Das niedere Gebirge hat hier einen ganz eigenthümlichen Charakter, es ist überall in Riffe und Spalten getheilt, als wäre es erst kürzlich dem Wasser entstiegen.

      Mehrere Stunden fuhren wir beinahe wie in einem Wolkenbruche, das Wasser floß in Bächen an der Straße, dazu stürmte der Wind auf unsern Wagen ein, daß wir wahrhaftig schon fürchteten, nicht umgeworfen, wohl aber umgeblasen zu werden. Zum Glücke sind die Straßen im Toscanischen besser, als im römischen Gebiete, und über die Flüsse führen fest gemauerte Brücken.

      26. November 1842.

      Heute hatten unsere armen Thiere einen bösen Tag. Beständig bergauf, bergab, an schrecklichen Abgründen vorüber, führte der Weg lange durch eine einsame und unfruchtbare Gegend, bis sich endlich eine halbe Stunde vor dem Dorfe Buonconvento die Scene änderte, und ein großes Hügelland mit schönen Ebenen, mit der herrlichen Stadt Siena, vielen großen und kleinen Ortschaften, mit Meierhöfen oder schönen Bauernhäusern und einzelnen, auf Hügeln stehenden Kirchen, vor uns entfaltete. Ueberall zeigte sich Wohlstand und Kultur.

      Die meisten Mädchen und Weiber sahen wir mit dem Flechten der Strohbänder beschäftiget. Hier trägt alles Strohhüte, die Männer so gut wie die Weiber und Kinder. Um 5 Uhr Abends erreichten wir endlich Siena.

      Unsere armen Pferde waren von den bösen Wegen über die Appenninen so erschöpft, daß uns der Fuhrmann ersuchte, hier einen Rasttag halten zu dürfen. Mir war diese Unterbrechung der Reise höchst willkommen, denn Siena verdient schon eine genaue Besichtigung.

      27. November 1842.

      Die Stadt hat 16,000 Einwohner. Eine lange, schöne Straße schneidet sie beinahe in zwei Hälften. Die übrigen Gassen sind klein, unregelmäßig und sehr schmutzig. Der Platz „del Campo" ist sehr groß; einige Palläste, im gothischen Style erbaut, geben ihm ein gar schönes Ansehen. In seiner Mitte steht eine Granitsäule, auf welcher Romulus und Remus, von der Wölfin gesäugt, in Metall vorgestellt sind. Ähnliche Säulen, nur minder hübsch, sah ich in dieser Stadt mehrere. In Rom, wo sie gewiß mehr an ihren Platz gewesen wären, fand ich keine einzige. — Die Häuser in den Gassen Sienas haben alle ein düsteres Ansehen, viele darunter sind wie Festungen gebaut, von lauter Quadersteinen und mit Schießscharten versehen.

      Das schönste Gebäude ist der Dom. Ich kam aus der Stadt der Kirchen, und fand diesen Bau dennoch so überraschend, daß ich lange betrachtend vor ihm stehen blieb. Er gilt in der That für eines der schönsten Bauwerke Italiens. Auf einer kleinen Anhöhe, inmitten eines großen Platzes stehend, ist er von außen und innen mit schwarzem und weißem Marmor bekleidet. Besonders schön machen sich die hohen Wölbungen der Fensternischen, die von mehreren Säulen getragen werden. In der Sakristei sind die Freskogemälde nicht nur der richtigen Zeichnung, sondern auch der Frische der Farben wegen, ja nicht zu übersehen.

      Man schreibt die Arbeit Raphael, die Frische der Farben der Erde von Siena zu. Die Chorbücher, welche in dieser Sakristei aufbewahrt werden, enthalten die schönsten Miniatur-Gemälde auf Pergament.

      Im Hospital, gleich in der Nähe, sind einige Krankensäle ebenfalls mit so herrlichen Fresken bedeckt, die aus derselben Zeit zu stammen scheinen.

      Man rühmt ganz besonders die Grazie und Schönheit des hiesigen weiblichen Geschlechtes. Da heute gerade Sonntag war, ging ich zur Hauptmesse, um die graziösen Schönheiten zu sehen, — fand aber deren nicht mehr und nicht weniger, wie in jeder andern Stadt. Grazie und Schönheit sind gar seltene Gäste. —

      Nachmittags besuchte ich die Promenade, den Prato di Lizza. Ich fand sehr wenig Menschen. Von den Wällen der Stadt hat man eine schöne Aussicht.

      28. November 1842.

      Die Gegend bleibt nun immer schön. Das Gebirge verflacht sich mehr und mehr, die Thäler erweitern sich, und nur hin und wieder erheben sich Hügel mit Bäumen, Wiesen und Feldern bedeckt. Im Toscanischen sieht man viele Cypressen, die mir, seit ich Konstantinopel und Smyrna verließ, nicht mehr zu Gesichte kamen. Das Land scheint bedeutend bevölkert; man sieht viele Ortschaften.

      Um 5 Uhr Abends fuhren wir in Florenz ein, doch erst nach anderthalb Stunden stieg ich im Gasthofe der Witwe Mocalli ab. Bis man mit dem Besichtigen der Pässe, dem Durchsuchen der Effekten und allen dergleichen Geschäften fertig wird, vergeht immer eine lange Zeit.

      Die Gegend von Florenz ist äußerst lieblich, aber nicht erhaben. Der prächtige Arno durchströmt die Stadt; vier steinerne Brücken, von denen eine gedeckt und beiderseits mit Buden versehen ist, führen über ihn. Florenz zählt 8000 Häuser mit 90,000 Einwohnern. Das Äußere der hiesigen

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