Ida Pfeiffer: Ausgewählte Werke. Ida Pfeiffer

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Ida Pfeiffer: Ausgewählte Werke - Ida Pfeiffer

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des heil. Paulus, der heil. Maria Maggiore, des heil. Lorenzound des heil. Sebastian, begab ich mich in Begleitung eines Kirchenführers, der eigens zu diesem Zwecke angestellt ist. Wollte man die Pracht und den Reichthum derselben beschreiben, müßte man wahrlich ganze Bände damit anfüllen.

      Die Kirche des heil. Johann von Lateran enthält den hölzernen Altar, an welchen der heil. Petrus Messe las, ferner die hölzerne Tafel, an welcher Jesus das letzte Abendmahl genoß, und die Köpfe der Heiligen, Petrus und Paulus. Nahe an dieser Kirche in einem eigenen Gebäude, befinden sich die Scala Santa (heilige Treppe), die von Jerusalem hieher gebracht und eingemauert wurde. Sie ist von weißem Marmor, mit Bretern überdeckt, und zählt 28 Stufen, die man nicht hinauf- oder herabgehen darf, sondern über die man mit den Knien rutschen muß. Neben dieser heil. Stiege ist eine andere gebaut, auf welcher man gehen darf.

      Die Basilika des heil. Paulus liegt außerhalb des Paulus-Thores, in einer höchst ungesunden Gegend. Sie entstand erst kürzlich wieder neu aus ihrer Asche.

      Die Basilika Maria Maggiore, in welcher sich die heil. Thür befindet, hat den höchsten Glockenthurm in Rom, und über dem Portikus eine herrliche Loggia, von welcher aus der neu erwählte Papst dem Volke den ersten Segen ertheilt. In der Kapelle des Kruzifixes werden in einer silbernen Urne fünf Stückchen Holz von der Krippe Christi aufbewahrt.

      St. Lorenzo, eine Miglie von der Stadt, ist eine sehr einfache Kirche. Hier befindet sich der Campo Santo der Stadt. Die Gräber sind mit großen Steinplatten bedeckt.

      B. Sessoriana heißt auch die Kirche des heil. Kreuzes von Jerusalem, weil hier ein Stück des Kreuzes Christi aufbewahrt wird, so wie außerdem noch die Buchstaben I.N.R.I. nebst einigen Dornen und einem Nagel.

      St. Sebastian vor der Stadt, eine der ältesten Kirchen Roms, steht auf den großen Katakomben, in welchen 174,000 Christen begraben wurden. — Die Katakomben sind einige Stockwerke tief und sehr weitläufig.

      Alle letztgenannten Basiliken sind so menschenleer und stehen auf so öden Plätzen, daß man sich ordentlich fürchten müßte, sie allein zu besuchen.

      Die schöne Kirche S. Maria in Trastavare kontrastirt seltsam mit dem Stadtviertel, in welchem sie liegt. Dieses, eines der unreinsten in Rom, wird von Trastaverinnen bewohnt, welche sich noch Abkömmlinge der Trojaner nennen.

      St. Maria ad Martyres oder die Rotunda, das ehemalige Pantheon Agrippas, ist das besterhaltene Denkmal des alten Roms. Das Innere ist beinahe in seinem ursprünglichen Zustande. Rings herum laufen fünfzehn Altäre. In dieser Kirche liegt Raphael begraben. Die Rotunda hat kein Fenster, sondern erhält Licht und Luft durch eine Kreisöffnung in der Kuppel.

      Die beste Übersicht über das alte Rom hat man vom Thurme des Senatorial-Pallastes, da sieht man vor sich ausgebreitet:

      Den Berg Palatin, wo das älteste Rom lag;

      das Kapitol im Mittelpunkte der Stadt;

      den Berg Quirinalis (Monte Cavallo) mit der Sommer-Residenz des Papstes;

      den Esquilin, den größten der Hügel;

      den Avantin;

      den Pincio, auf welchem mehrere schöne Villen und der herrliche Volksgarten liegen;

      den Vatikan und endlich

      den Monte Testaccio, der aus lauter gebrochenen Gefäßen entstand, welche die Römer hieher zusammen warfen.

      Ferner besuchte ich noch den Ponte publicius, die älteste Brücke Roms, in deren Nähe Horatius Cocles seine Heldenthat ausführte.

      Das Tullianische Gefängniß unter der Kirche des heil. Joseph von Falignani. Hier starb Jugurtha den Hungertod. Die Treppe hinauf heißt „die Seufzerstiege".

      Das Kapitol, das leider schon ganz zerfallen ist; kaum bemerkt man noch geringe Reste einiger Tempel oder sonstiger Bauten.

      Auch von den Gräbern der Scipionen sah ich nicht viel mehr als den Platz, die unterirdischen Gänge sind fast ganz zerstört.

      Das Marsfeld ist theils mit Gebäuden bedeckt, theils zu Spaziergängen verwendet.

      Das Grab des Zestius ist vollkommmen gut erhalten, eine Pyramide von großen Quadersteinen umschließt den Sarkophag. Besonders großartig und sehenswerth sind die Aquäducte, aus großen Steinblöcken, ohne Mörtel zusammengefügt. Sie werden nicht mehr benützt, da sie theils schon verfallen, theils die Quellen versiegt sind.

      Die Thermen des Titus sind sehenswerth, obwohl außerordentlich verfallen. Hier wurde die berühmte Gruppe des Laokoon gefunden. Neben diesen Thermen befindet sich das große Wasserbehältniß der sieben Säle des Titus.

      Eines der größten und besterhaltenen Gebäude aus der Vorzeit Roms ist das Amphitheater des Flavias oder das Kolosseum, im welchem einst die Kämpfe der Gladiatoren und der wilden Thiere gehalten wurden. Es faßte 87,000 Zuschauer. Noch jetzt sieht man vier Stockwerke. Am schönsten ist es, dasselbe bei Fackelschein zu besuchen; ich war so glücklich, mich an eine große Gesellschaft anschließen zu können, die diesen Kostenaufwand bestritt. In der Nähe des Kollosseums stehen der Triumphbogen des Titus, von weißem Marmor und voll der herrlichsten Sculpturen, die Triumphbogen des Septimus Severus, der Bogen des Janus und mehrere andere Denkmäler.

      Zum Mausoleum des Hadrian, der Engelsburg, jenseits der Tiber, führt die schöne, aus lauter Quadersteinen erbaute Engelsbrücke. Kaiser Hadrian ließ dieses große runde Gebäude als sein künftiges Grabmahl aufführen.

      Es ist aus großen Steinmassen zusammengefügt, und dient jetzt als Fort und Staatsgefängniß.

      Der Tempel des Markus Aurelius ist in die Dogana umgewandelt.

      Der Tempel der Minerva Medica liegt in einem Weinberge und besteht aus einer großen Rotunde, deren oberer Theil eingestürzt ist.

      Obelisken, alle aus Egypten hierher gebracht, zählt man auf den verschiedenen Plätzen Roms zwölf.

      Noch muß ich der hundert und acht Fontainen erwähnen, die immerwährend frisches Wasser sprudeln. Die schönste und größte darunter ist die Fontana Trevi.

      Weitere Ausflüge konnte ich des schlechten Wetters wegen nicht machen; nur nach Tivoli fuhr ich eines Nachmittags.

      Die Straße dahin heißt die Tiburtinische. Nachdem man ungefähr sechs Miglien zurückgelegt, gelangt man zu einer Strecke, die ganz abscheulich nach Schwefel riecht, was von einem Flüßchen herrührt, welches aus der Solfatara kommt. Nach einer Fahrt von achtzehn Miglien erreichten wir die Stadt Tivoli, welche auf einem Abhange der Appeninnen mitten in Olivenwaldungen liegt, und an 7000 Einwohner zählt. Mit aufgespannten Regenschirm spazierte ich gegen Abend noch ein Bischen in der Stadt herum, die mir eben nicht sehr gut gefiel. Des andern Morgens ging ich früh aus dem Hause, und zuerst in den Tempel der Sybilla, welcher anf einem Felsen, dem Wasserfalle gegenüber steht. Hieraus besah ich die Grotte des Neptun, und endlich jene, durch welche der Anio fließt, und bei seinem Austritte aus derselben sich schäumend und brausend über eine hohe Felswand stürzt, und den schönen und reichen Wasserfall von Tivoli bildet. Am schönsten nimmt sich der Fall von der Brücke aus. Nebst mehreren kleinen niedlichen Kaskaden, sieht man auch viele Ueberreste von Altertümern; die bedeutendsten darunter sind die Ruinen der Villa des Mäcenas.

      23. November 1842.

      Um 6 Uhr

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