Ida Pfeiffer: Ausgewählte Werke. Ida Pfeiffer
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Die Kathedrale soll die schönste Kirche der Christenheit seyn, ich fand sie zu einfach, ganz besonders im Innern. Die Wände sind nur mit Kalk übertüncht, die Fenster mit gemalten Gläsern versehen, was außerordentliche Dunkelheit hervorbringt. Am besten gefielen mir die Thüren der Sakristei mit den berühmten Kunstwerken des Luca del Robbia, und der reich geschmückte, großartige Hochaltar.
Neben dem Dome steht das Battisterio, ein einstmaliger Tempel des Mars, mit acht ausgezeichnet schönen erzenen Thüren, von denen Michael Angelo sagte, sie seien würdig, das Paradies zu schließen.
Der Campanile ist mit färbigem Marmor belegt, und sieht, obwohl er schon fünfhundert Jahre zählt, noch so schön und neu aus, als wäre er kürzlich geendet worden.
Die übrigen bedeutenden Kirchen sind folgende: St. Lorenzo, inwendig ebenfalls ganz weiß mit grau angestrichenen Säulen. Sie enthält schöne Öhlgemälde, die Kapelle der Mediceer, ein prachtvolles Werk, mit den edelsten Steinarten ausgelegt, und die Monumente mehrerer Glieder des ebengenannten Fürstenhauses. St. Croce, eine schöne und freundliche Kirche, voll von Monumenten der berühmtesten Männer. Man nennt sie auch das italienische Pantheon. Die Bildhauerarbeiten sind vortrefflich, die Gemälde hübsch. Hier ruht Michael Angelo. Unter einer Seitenkapelle hat die Familie Buonaparte eine Gruft. In einer andern verschlossenen, ziemlich großen Seitenkapelle stehen vorzügliche Monumente von weißem Marmor.
St. Anunziatti ist reich an den herrlichsten Fresken; besonders schön sind jene, welche sich im Vorhofe der Kirche rings an den Wänden befinden, und mit einer Glasgallerie umgeben sind. Im Innern gleich links die kostbare Kapelle der heil. Jungfrau dell' Anunziata, worin der Altar, die ungeheuern Kandelaber, die Engel, die Draperie, kurz Alles von reinem Silber ist. Überdieß enthält diese reich dekorirte Kirche noch schöne Bilder und viel Marmor.
St. Michele ist von außen mit sehr schönen Statuen geschmückt. Im Innern findet man mehrere Werthvolle Gemälde, und einen besonders schönen Altar unter einem Baldachin, beide von weißem Marmor, nach gothischem Geschmack.
St. Spirito enthält viele Bildhauerwerke, besonders einen Christus von weißem Marmor.
Alle diese Kirchen sind der gemalten Fenster wegen etwas dunkel.
Unter den Pallästen sind die vorzüglichsten: Der Pallast Pitti, auf einer kleinen Anhöhe. Er macht den großartigsten Eindruck. Von lauter Granitfelsenstücken zusammen gefügt, scheint er für die Ewigkeit erbaut. Ich muß sagen, von allen Pallästen, die ich sah, gefiel mir dieser am besten, so etwas Außerordentliches wird man wohl nirgend mehr finden. Überhaupt sprechen mich die Gebäude in Florenz ganz vorzüglich an, sie haben nach meiner Meinung einen viel eigenthümlichern und ehrwürdigern Charakter, wie die Palläste des neueren Rom.
Die Bildergallerie zählt 500 Stücke, beinahe lauter Meisterwerke, darunter Raphaels Madonna della Sedia. Nebst den Gemälden stehen noch in jedem Saale Prachtstücke von Tischen aus den edelsten Steinarten.
Hinter dem Pallaste erhebt sich etwas terrassenartig der Garten Boboli. Er enthält viele Statuen, welche mit vielem Geschmacke in herrlichen Alleen, Bosketten oder auf schönen freien Plätzen vertheilt sind. Die Aussicht von den höhern Punkten ist herrlich.
Der Pallast degli Uffici, am Arno, ist durch seine Großartigkeit und die eigenthümliche Bauart höchst imposant. In zwanzig Sälen und Kabineten und drei ungeheuren Gängen dieses Gebäudes sind die größten Kunstschätze der Welt vereint.
Die Tribuna enthält die Venus von Medicis, die bei Tivoli gefunden wurde, und von Cleomenes, einem Sohne des Apollodor von Athen, verfertigt worden ist. Ihr gegenüber steht Apollino.
Im Saale der Maler-Portraits steht in der Mitte die berühmte mediceische Vase.
Das Kabinet der Edelsteine besitzt den größten und schönsten Onix, den man kennt.
Der Palazzo vecchio gleicht einem festen Schlosse. Der große Hof, um welchen hohe Säulengänge laufen, ist mit Sculpturen und Malereien überfüllt. In der Mitte steht ein schöner Springbrunnen. Den Eingang zieren zwei berühmte Statuen, die eine den Herkules, die andere den David vorstellend. Unweit derselben befindet sich der herrliche Springbrunnen des Ammanato, von Seepferden gezogen, und von Tritonen umgeben.
Im Pallaste Gherardeska ist auf einem Basrelief die schauderhafte Geschichte des Ugolino dargestellt.
Der Pallast Strozzi darf nicht übergangen werden; er zählt schon 360 Jahre, und sieht dennoch aus, als wäre er eben erst vollendet worden.
In der Speccola zeigt man den menschlichen Körper mit seinen Krankheiten, in Wachs geformt, von demselben Künstler, von welchem ein gleiches Kabinet zu Wien (im Josephinum) existirt. Im hiesigen Naturalienkabinet sind nicht nur ausgestopfte Thiere, sondern auch deren Skelette aufgestellt.
Die Werkstätte der harten Steine, in welcher die herrlichsten Bilder, Tischplatten u.s.w. von florentinischem Marmor zusammengesetzt werden, unterlasse man ja nicht zu besuchen. Hier werden wundervolle Arbeiten geliefert. Ich sah da Blumen und Früchte zusammengesetzt, die dem zartesten Pinsel Ehre gemacht hätten. Der ungeheure Tisch im Pallaste degli Uffici soll 40,000 Ducati gekostet haben. 25 Menschen arbeiteten 20 Jahre daran; er ist gleichfalls aus Florentiner Mosaik zusammengefügt. Mir gefiel er nicht außerordentlich, er ist vor Reichthum in der Komposition ganz überladen.
Von den Umgebungen sah ich nur die Milchmeiereien des Großherzogs, ein angenehmer Spaziergang am Arno mit schönen Alleen und Wiesen.
Abreise von Florenz.
3. December 1842.
Abends um 7 Uhr verließ ich Florenz und fuhr im Eilwagen nach den, 18 deutsche Meilen entfernten Bologna. Als es Tag geworden war, befanden wir uns gerade auf einer Anhöhe, welche eine recht großartige Uebersicht gewährte. Viele Thäler, zwischen niedern Hügeln ausgebreitet, schlossen sich vor uns auf, die mit Schnee bedeckten Appenninen bildeten den Hintergrund, und weit in der Ferne erglänzte ein schimmernder Streifen, das adriatsche Meer.
4. December 1842.
Abends um 5 Uhr kamen wir nach Bologna.
Die Stadt ist ziemlich groß, hat 50,000 Einwohner, viele schöne Häuser und Gassen, ist aber, außer dem Hauptplatze und einigen Gassen sehr wenig belebt. Nur Bettelleute gibt es an allen Orten und Ecken — schon daraus erkennt man, daß man sich wieder in den Staaten des heil. Vaters befindet.
5. December 1842.
Heute hielten wir Rasttag. — Ich besuchte gleich die Kathedrale. Ihre Decken schmücken schöne Fresken, Vergoldungen und Arabesken. Auch einige Oelgemälde sind nicht zu übersehen.
In der Kirche des heil. Domenicus interessirte mich am meisten das Grabmahl des Königs Enzio.
In der Bildergallerie befindet sich eines der frühe sten Gemälde Raphaels, die heil. Cäcilia.
Den Hauptplatz ziert ein schöner Springbrunnen mit einem Neptun. Im Palazzo Publico befindet sich eine Treppe, über welche man hinaufreiten kann.
Das Merkwürdigste in Bologna sind die zwei viereckigen, schief gebauten Thürme an der Porta Romagna. Der eine neigt sich oben um fünf, der andere um sieben Fuß vor. Auf mich machte ihr Anblick einen beängstigenden Eindruck; besonders wenn man sich knapp an die Mauer stellt und hinauf sieht, glaubt man, sie seien gerade im Herabstürzen