Ida Pfeiffer: Ausgewählte Werke. Ida Pfeiffer

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Ida Pfeiffer: Ausgewählte Werke - Ida Pfeiffer

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und auf den Hügeln, dazwischen Dörfer, Bauernhöfe, Landhäuser und einsame Capellen bildeten eine recht liebliche Landschaft; doch dann hört dieß auf, und die links liegende, durch ihre Porzellan-Fabrik berühmte Stadt Meissen scheint den Schlußstein des Schönen zu machen.

      Eine einförmige, langweilige Ebene, die nur selten durch Dörfer oder einzelne Höfe belebt wird, zieht sich bis Leipzig; da ist nichts zu sehen als ein großer Tunnel und der Fluß Pleisse; letzterer (oder vielmehr die Elster) berühmt durch den Tod des Fürsten Poniatowsky.

      Die Stadt Leipzig, weltberühmt durch ihre Messen, und ganz besonders durch ihren ungeheuern Bücherverlag, bietet im Innern ein dem großen Verkehr entsprechendes Gewühl. Ich fand Straßen, Plätze und Gasthöfe überfüllt.

      Nicht leicht mag es eine Stadt geben, deren Häuser und dadurch auch die Gassen so entstellt sind durch die unzähligen Ankündigungstafeln, die in allen Formen und Größen, oft mehrere Schuh hervorragend , an den Häusern angebracht sind. — Unter den Gebäuden gefielen mir am besten das Augusteum und die Bürgerschule. Die Bücherhalle hat wohl ihren Ruf nur dem geistigen Inhalte, nicht aber der Bauart und der Außenseite zu verdanken. Die Halle selbst ist zwar groß und zieht sich über das ganze Gebäude hin, dessen untere Räume einige Säle enthalten, aber Halle, Gebäude und Säle sind einfach und ohne besondere Ausschmückung. — Die Tuchhalle ist ein einfaches großes Haus, deren weite Gewölber nichts als Vorräthe von Tuch enthalten. — Das Theater steht auf einem sehr großen Platze und zeichnet sich weder von Außen noch von Innen durch etwas Großartiges aus. Neu war für mich die Einrichtung, auf der zweiten und dritten Gallerie Reihen von Sperrsitzen vor den Logen zu sehen. — Das Orchester hörte ich nur; — wo es sich befand, mochten die Götter wissen. Wahrscheinlich war es hinter den Coulissen angebracht. Man versicherte mich, daß dieß nur bei ganz außerordentlichen Fällen geschähe, wo man die Orchester-Plätze in Sperrsitze umwandle. — Dieß fand nun gerade heute statt. Man gab das beliebte Stück von Gutzkow „Das Urbild Tartüff's." — Die Darstellung des Stückes war sehr brav.

      Im Leipziger Theater hatte ich zum zweitenmal Gelegenheit zu bemerken, daß, was die Eßlust anbelangt, die lieben Sachsen den so verrufenen Wienern durchaus nicht nachstehen. Ich bewunderte schon in Dresden im Theater ein Paar Damen, die neben mir saßen. Diese hatten ein recht niedliches Säckchen bei sich, und darin einen ganz anständigen Vorrath von Backwerk, an welches sie sich in den Zwischenakten tapfer hielten. — Aber zu Leipzig war es eine kräftigere Nahrung, die eine zarte Mutter mit ihrem 15-16jährigen Söhnlein verspeiste, Weißbrod mit Salami. — Ich traute meinen Augen nicht und dachte es sei künstliche Salami, in irgend einer Zuckerbäckerei bereitet; doch bestätigte mich meine Nase nur zu bald in meinem Anfangs so widerstrebenden Glauben.

      Und beide Begebenheiten ereigneten sich nicht etwa in den höchsten Regionen des Thalientempels, wo man es wohl auch manchmal bei uns finden mag, — nein — auf Sperrsitzen der zweiten Gallerie.

      Um die Stadt Leipzig ziehen sich schöne Alleen, Ich machte auch einen Spaziergang nach dem Rosenthale, das ebenfalls aus wunderschönen Alleen und Rasenplätzen besteht. Ein niedliches Kaffeehaus mit einem sehr hübschen in Halboval erbauten Kiosk, ladet die Ermüdeten freundlich zur Ruhe und Stärkung ein, und eine angenehme Musik verbreitet Lust und Heiterkeit.

      Die übrige Umgebung Leipzigs bietet nichts als das Bild einer einförmigen, unübersehbaren Ebene.

      17. April.

      Ich wollte meine Reise nach Hamburg über Berlin fortsetzen, allein die Witterung war so kalt und stürmisch, der Regen strömte so gewaltig, daß ich den kürzeren Weg einschlug, und auf derEisenbahn nach Magdeburg fuhr. — Wir flogen durch die traurige Ebene an Halle, Köthen und andern Städtchen, von denen ich nur die Häusermassen sah, vorüber, und grüßten in Eile die Sale und Elbe. — Gegen 10 Uhr Morgens waren wir in Magdeburg, und hatten 15 Meilen in 3 1/4 Stunden zurückgelegt.

      Das Dampfschiff nach Hamburg ging erst um 3 Uhr ab; — ich hatte also Muße genug mich in der Stadt umzusehen.

      Magdeburg ist eine Musterkarte von Gebäuden der ältesten, mittleren und neuesten Zeit. Besonders merkwürdig ist die, die ganze Stadt durchschneidende Hauptstraße „der breite Weg," da sieht man Häuser, welche aus der ältesten Zeit stammen, und alle Belagerungen und Zerstörungen überstanden haben; Häuser von allen Farben und Formen; — die Einen haben Spitzen, auf welchen noch steinerne Figuren paradiren, die Andern sind wieder mit Arabesken von oben bis unten überladen, — ja auf Einem entdeckte ich sogar noch Reste von Fresken. — Mitten unter dergleichen Alterthümern prangt wieder ein Haus im neuesten Styl und Geschmack. Ich wüßte nicht bald eine Straße, die solch einen besondern Eindruck auf mich gemacht hätte. Das schönste Gebäude ist aber unstreitig der würdevolle Dom. Ich hatte doch schon in Italien die schönsten Kirchen in Menge gesehen, — dennoch blieb ich überrascht und staunend vor diesem Meisterwerke gothischer Bauart stehen.

      In dieser Kirche ist das Monument mit den zwölf Aposteln ein würdiges Denkmal des allberühmten Bildhauers Vischer. Um es sehen zu können, muß man eigens die Erlaubniß des Commandanten dazu haben.

      Der Domplatz ist regelmäßig, groß und mit zwei Alleen geziert; er dient auch zu kleinen Militärübungen. Ueberhaupt fiel mir das viele Militär auf, das ich hier sah. Man mochte gehen wohin man wollte, stets begegnete man Soldaten und Officieren, ja wohl ganzen Truppenzügen. Es könnte in Kriegszeiten kaum ärger sein. Leicht sah man daraus, daß man sich bereits auf preußischem Boden befinde.

      Sehr entstellt wird die Stadt durch die vielen offnen Canäle, welche aus allen Häusern kommen, und sich längs den Straßen fortziehen.

      Nur zu bald ward es halb drei Uhr, und schnell begab ich mich auf das Dampfboot „Magdeburg" von 80 Pferdekraft, um weiter nach Hamburg zu kommen. — Von dieser Tour kann ich weiter nichts sagen, als, daß eine Fahrt auf einem Fluße, wo die Gegend so schrecklich langweilig ist, wie von hier nach Hamburg, zu den unangenehmsten Dingen gehört, die es geben kann. — Aber noch mehr steigt diese Unannehmlichkeit, wenn man schlechtes Wetter hat, das Schiff unrein gehalten wird, und man noch dazu eine Nacht daselbst zubringen muß. — Hier traf es mich so. — Das Wetter war schlecht und das Schiff unrein, die Entfernung betrug 23 Meilen, folglich hatten wir die frohe Aussicht auf eine herrliche Schiffsnachtruhe, und der Reisenden gab es so viele, daß Eines knapp am Andern sitzen mußte, — und so saßen wir in himmlischer Geduld, gafften einander an und seufzten tief. — Von Ordnung war keine Rede, — darnach zu sehen hatte Niemand Zeit; — den ganzen Tag und die ganze Nacht wurde recht wacker geraucht, und Karten gespielt. Daß es dabei nicht so ruhig zuging, wie bei einer englischen Whist-Partie, kann man sich leicht denken. — Und die Kajüte auch nur auf Augenblicke zu verlassen, war vor beständigem Sturm und Regen gar nicht möglich. — Die einzige Entschädigung die ich hatte, war, daß ich hier den liebenswürdigen Compositeur Lorzing kennen lernte, eine Bekanntschaft, die mich um so mehr erfreute, da ich schon früher eine große Verehrerin seiner schönen, originellen Musik war.

      Hamburg.

      18. April.

      Endlich ward es Morgen, und bald erreichten wir die große Handelsstadt, die, durch den fürchterlichen Brand im Jahre 1842 halb eingeäschert, prächtiger und herrlicher als früher aus dem Schutte erstanden war. — Ich stieg hier bei meiner Base ab, die an den königl. würtembergischen Consul und Kaufmann Schmidt verheirathet ist, und verlebte da volle acht Tage in Freude und Vergnügen. Mein Vetter war so gütig mich selbst herum zu führen, und mir die Haupt-Merkwürdigkeiten Hamburgs zu zeigen.

      Vor Allem besuchten wir die Börse und zwar zwischen 1 und 2 Uhr, wo

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