Im Schatten des Feldmarschalls: Geschichten aus dem Powder-Mage-Universum. Brian McClellan

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Im Schatten des Feldmarschalls: Geschichten aus dem Powder-Mage-Universum - Brian McClellan Die Powder-Mage-Chroniken

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schaffen könnten, mit ihrer mächtigen Elementarmagie endlich eine Bresche in die Mauer zu schlagen. Dennoch war ein Himmelfahrtskommando eine recht weit verbreitete Taktik. Die Gurlaner würden darauf vorbereitet sein.

      »Ich sollte fliehen«, sagte Constaire.

      »Dann wirst du zum Feigling erklärt werden.«

      »Lieber ein lebender Feigling als ein toter Held.«

      Verundish drückte seine Hand. »Du würdest nicht weit kommen. Du weißt, was General Tamas von Deserteuren hält. Er würde dich fangen und hängen, und dann wärst du sowohl ein Feigling als auch tot.«

      »Ich kann es schaffen«, sagte Constaire. »Ich habe Freunde …« Er verstummte und schien seine Optionen durchzudenken.

      »Tu es nicht«, bat Verundish.

      Ein Hauch von Zweifel huschte über Constaires Gesicht.

      »Bleib hier heute Nacht«, sagte Verundish. »Und versprich mir, dass du bis morgen nichts Unüberlegtes tust.«

      Sie nahm Constaire in ihre Arme und dachte, dass sie vielleicht für beide Probleme eine Lösung hatte.

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      General Tamas war kein Mann, den man verärgern wollte.

      Der Sohn eines Apothekers war der erste Bürgerliche, der jemals den Rang eines Generals der adronischen Armee innehatte. Das Volk liebte ihn, und der König respektierte ihn. Er war sowohl ein Taktiker als auch ein Krieger und der einzige Pulvermagier in den ganzen Neun, der eine so hohe Position bekleidete.

      Gerüchten zufolge fürchteten ihn sogar die Privilegierten-Magier des königlichen Kabals.

      Und zwar zu recht. Pulvermagier konnten sich gewöhnliches Schießpulver einverleiben und dadurch stärker und schneller werden als normale Menschen. Sie konnten ihre Magie dazu nutzen, eine Kugel über ein ganzes Schlachtfeld fliegen zu lassen und ihr Ziel aus mehr als einer Meile Entfernung zu töten. Sie waren einige der effektivsten und fähigsten Killer in der ganzen Armee.

      Es war der Morgen nach Constaires Besuch bei Verundish. Sie stand in Habachtstellung in der Ecke von Tamas’ Kommandozelt, mit den Händen an den Seiten, den Beinen zusammen und durchgestrecktem Rücken. Der General war über einen großen Tisch gebeugt, auf dem er eine Geländekarte von Gurla mit den Händen glatt hielt. Seine Augen überflogen das vergilbte Papier mehrere Minuten lang; seine Lippen bewegten sich leicht, während er etwas im Kopf ausrechnete.

      »Diese Karte«, sagte er und durchbrach die Stille, die über fünfzehn Minuten angedauert hatte, »ist fast zweihundert Jahre alt.«

      »Sir?«, fragte Verundish.

      »Zweihundert Jahre alt, Captain. Wir haben die beste Armee der gesamten Welt, und wir kriegen es nicht hin, eine aktuelle Karte von diesem verdammten Gebiet zu besorgen. Kann ich Ihnen helfen, Captain?«

      Verundish öffnete den Mund, doch Tamas unterbrach sie, bevor sie etwas sagen konnte.

      »Darjah ist eine der ältesten Festungen in ganz Gurla. Die Mauern sind durchzogen von Schutzmagie, und der Boden um die Festung herum ist voller Schutzzauber, die einen Mann töten können, wenn er darauf tritt.« Tamas stieß sich vom Tisch ab und fing an, an einem Ende des Zeltes auf und ab zu gehen.

      »Feldmarschall Beravich hat mir gerade mal eine halbe Brigade und nur vier Privilegierten-Magier gegeben. Hundert Mann könnten Darjah gegen uns halten, und der Schah, der sich dort verschanzt, hat über tausend Mann. Und sieben Privilegierte. Sieben!«

      Tamas ließ sich in einer Ecke des Zeltes auf einen Stuhl fallen und drehte den Kopf zu Verundish. »Beravich liebt es, mich versagen zu sehen. Ganz besonders, weil es so selten vorkommt. Es interessiert ihn nicht, wie viele Männer dafür sterben müssen, dass es passiert. Also, warum wollten Sie mich sehen?«

      Wieso erzählte Tamas ihr das alles? Die meisten Offiziere würden es als unprofessionell ansehen, mit jemandem von niedrigerem Rang so geradeheraus zu sprechen. Verundish räusperte sich.

      Tamas hob einen Finger und unterbrach sie wieder. »Ich sollte Ihnen sagen, dass hier den ganzen Morgen lang Soldaten ein- und ausgegangen sind und mich gebeten haben, meinen Befehl zurückzunehmen, dass Captain Constaire das Himmelfahrtskommando anführt. Ich weiß, dass Sie seine Liebhaberin sind. Es ist mir egal, wie beliebt der Mann ist, er wird den Angriff anführen. Jeder hier muss irgendwann sein Leben riskieren. Sind Sie deswegen hier? Um meine Zeit zu verschwenden?«

      Das Letzte, was Verundish wollte, war, Tamas’ ohnehin schon schlechte Laune noch zu verschlimmern. Sie zwang sich, keinen Streit mit ihm anzufangen. »Ganz im Gegenteil, Sir. Ich bin hier, um mich als Ersatz für Constaire anzubieten.«

      Der Stuhl knarzte, als Tamas sich zurücklehnte und nachdenklich über seinen schwarzen Schnurrbart strich. Einen Moment lang meinte Verundish, sehen zu können, wie sich Tamas’ Gedanken hinter seinen strengen braunen Augen neu formierten, als er sie einzuschätzen versuchte.

      »Interessant«, sagte er und erhob sich. »Sie sind eine intelligente, mutige, junge Offizierin. Wenn Sie sich in den kommenden Jahren beweisen, stehen Ihnen wahrscheinlich mehrere Beförderungen bevor. Constaire hingegen ist ein Fatzke. Er hat keinen Wert für mich. Wieso zur Grube sollte ich zulassen, dass Sie an seiner Stelle sterben?«

      »Jung« hatte er sie genannt, obwohl Tamas, ein Mann in seinen Vierzigern, nicht mehr als ein Jahrzehnt älter sein konnte als sie.

      »Weil ich mich freiwillig gemeldet habe«, sagte Verundish. »Und Sie wissen, dass ein Sturmangriff effektiver ist, wenn er von einem Freiwilligen angeführt wird.«

      »Höre ich da aus Ihrer Stimme einen herausfordernden Ton heraus, Captain?«, fragte Tamas. »Nein, beantworten Sie das nicht. Ich habe es immer gehasst, wenn ein vorgesetzter Offizier mich dazu gezwungen hat, mich zwischen meinem Stolz und Unaufrichtigkeit zu entscheiden. Das werde ich Ihnen nicht antun.« Er hielt inne, um etwas Schwarzpulver unter seinen Nägeln zu entfernen. »Vielleicht habe ich die Anweisung von meinen Vorgesetzten, dass Constaire den Angriff anführen soll.«

      Verundish spürte, wie ihr Herz ein wenig schneller schlug. So eine Anweisung könnte nur von Feldmarschall Beravich oder dem König persönlich kommen. War Constaire in irgendeine Art von Verschwörung verstrickt? Oder war er ein Bauernopfer in den Ränkespielen irgendeines Adligen?

      »Die habe ich aber natürlich nicht«, sagte Tamas und wischte den Gedanken mit einem Lächeln fort. »Darf ich fragen, warum Sie Ihr Leben für Constaire opfern würden? Abgesehen von Ihrer deplatzierten Zuneigung für diesen Narren?«

      »Manchmal ist der Angriff erfolgreich, Sir. Und wenn er das sein sollte, steht mir eine sofortige Beförderung zu. Ich wäre eine Heldin, Sir.«

      »Das ist verdammt optimistisch von Ihnen«, murmelte Tamas. Er stand auf und gab ihr zu verstehen, dass das Treffen beendet war. »Ich werde darüber nachdenken, Captain«, sagte er. »Sie werden heute Abend Ihre Antwort bekommen.«

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      Den Rest des Tages fühlte Verundish sich wie benebelt.

      Sie hatte einen Ausweg. In zwei Tagen würde sie ein Himmelfahrtskommando durch die Bresche hinein in das Feuer der Musketen und die Magie

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