Im Schatten des Feldmarschalls: Geschichten aus dem Powder-Mage-Universum. Brian McClellan

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Im Schatten des Feldmarschalls: Geschichten aus dem Powder-Mage-Universum - Brian McClellan Die Powder-Mage-Chroniken

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Herz schlug schneller, und sie hatte Angst. Nicht um sich selbst. Nein, ihr Leben war verwirkt. Aber General Tamas war einer der wenigen Generäle in der Armee, der sich aufrichtig um seine Männer zu sorgen schien. Er hatte die Loyalität von Soldaten jedes Dienstgrades und hatte dafür gesorgt, dass die Soldaten unter seinem Kommando Beförderungen nach Verdienst erhalten konnten.

      Wenn der königliche Kabal jemals erfahren sollte, dass er solche Dinge sagte, würden sie ihn augenblicklich töten, selbst wenn er in der Gunst des Königs stand.

      Tamas schüttelte den Kopf. »Captain, Sinn und Zweck eines Himmelfahrtskommandos ist es, eine Festung mit einem Überraschungsangriff einzunehmen. Es funktioniert nicht häufig, aber es hat schon funktioniert. Aber nicht ohne Privilegierte. Ohne einen Privilegierten schicke ich einfach nur eine ganze Kompanie in den Tod. Fehlschlag garantiert. Aber ich habe meine Befehle.«

      »Jawohl, Sir.«

      »Und das ist in Ordnung für Sie?«

      »Ich werde meine Befehle befolgen, Sir.«

      »Ich gebe Ihnen hier die Gelegenheit, es sich noch einmal zu überlegen, Captain.«

      »Ich werde den Angriff anführen, Sir.«

      Tamas verengte die Augen. »Wieso?«

      Wenn die Gurlaner mich nicht töten, muss ich es selbst tun, deswegen. »Das würde ich lieber für mich behalten, Sir.«

      »Selbst wenn ich es Ihnen befehle?«

      Verundish versteifte sich. »Sie haben die Privatangelegenheiten Ihrer Männer immer respektiert, Sir.«

      »Ja. Das habe ich.« Tamas wandte sich ab, um das Chaos zu betrachten, das einmal sein Schreibtisch und Kartentisch gewesen war, und stieß einen langen Seufzer aus. »Sie dürfen wegtreten, Captain. Das Himmelfahrtskommando wird sich bei Sonnenuntergang sammeln und um Mitternacht angreifen. Falls Sie sich noch nicht um Ihre Angelegenheiten gekümmert haben sollten, tun Sie das jetzt.«

      »Jawohl, Sir. Vielen Dank, Sir.«

      Verundish hielt in der Zelttür inne und wandte sich wieder zu General Tamas. »Sir?«

      »Hmmm?«

      »Würden Sie mir eine Bitte erfüllen, Sir?«

      »Wenn sie im Rahmen bleibt.«

      »Sorgen Sie dafür, dass meine Pension nicht an meinen Mann geht. Sorgen Sie dafür, dass sie an meine Tochter geht.«

      Tamas dachte einen Moment darüber nach, dann nickte er. »Schreiben Sie das auf und geben Sie den Brief meiner Sekretärin. Ich werde sicherstellen, dass es erledigt wird.«

      »Vielen Dank, Sir.«

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      Die Kompanie, die das Himmelfahrtskommando bilden sollte, versammelte sich, als die Sonne über dem westlichen Rand der Wüste unterging.

      Es war ein trauriger Haufen. Die Hälfte der Anwesenden bestand aus Querulanten – Männer und Frauen, die sonst womöglich am Galgen oder jahrelang im Gefängnis gelandet wären, wenn sie sich nicht freiwillig gemeldet hätten. Die andere Hälfte bestand aus ehrgeizigen jungen Soldaten, die entweder dumm oder verzweifelt genug waren, um zu hoffen, dass sie die Nacht überleben und nach der Einnahme der Festung eine Beförderung erhalten würden.

      Verundish fragte sich, ob irgendeiner von ihnen wie sie eine zweite Chance erhalten hatte, es sich noch mal zu überlegen.

      General Tamas war bereits da, als sie sich sammelten. Er betrachtete sie alle mit hinter dem Rücken verschränkten Händen, den Stoßdegen an der Hüfte und die Pistole im Gürtel. Seine Miene war versteinert und undurchdringlich, doch als der Privilegierte Zakary wenig später vorbeikam, war im Schein der Fackeln deutlich zu erkennen, mit welcher offenen Feindseligkeit Tamas den Privilegierten anschaute.

      Zwei Stunden vor Mitternacht betete ein Kresim-Priester für den Erfolg der Angreifer, und den Männern war es gestattet, sich von ihren Freunden und Kameraden zu verabschieden.

      Constaire fand Verundish in der Menge. Er trug seine volle Uniform und eine Muskete in der einen Hand. Sein Degen war an seinem Gürtel festgeschnallt.

      »Wo zur Grube willst du hin?«, fragte Verundish.

      »Noch ist Zeit«, antwortete Constaire. »Du musst es nur sagen, und ich führe den Angriff an.«

      »Nein.«

      Constaire schüttelte den Kopf. »Bitte, Verie. Tu’s nicht.«

      »Ich muss.«

      »Nein«, sagte Constaire. »Du musst nicht.« Er hielt etwas hoch, damit sie es sehen konnte. Es war der Brief, den sie vor drei Tagen von ihrem Ehemann erhalten hatte.

      »Gib das her«, zischte sie und schnappte danach. »Du hast kein Recht, meine privaten Briefe zu lesen.«

      Er zog den Brief weg. »Ich musste wissen, warum du das hier tust. Ich weiß, dass du mich nicht zurück liebst, Verie. Ich wusste, dass es einen Grund geben musste für diese Selbstmordaktion.«

      Sie verpasste ihm eine Ohrfeige. Sie hatte es nicht gewollt, aber einen Moment später hielt er sich die Wange und starrte sie an wie ein verletzter Welpe.

      Sie rieb sich die Hand. »Tut mir leid.«

      »Das habe ich verdient.«

      Ja, hatte er. »Es wird alles in Ordnung kommen«, sagte sie. »Ich muss das hier tun.«

      »Ich werde deinen Mann zu einem Duell herausfordern.«

      »Er würde dich abschlachten.«

      »Sei dir da nicht so sicher.«

      »Das würde er. Er ist ein hervorragender Schwertkämpfer. Es müsste schon jemand wie … wie General Tamas ankommen, um ihn zu besiegen.«

      Constaire verstummte, und Verundish fühlte sich genötigt, einen Schritt nach vorne zu machen und ihn zu umarmen. »Wieso zur Grube tröste ich dich, du Idiot?«, fragte sie, als sie seine Tränen an ihrem Handrücken spürte. »Ich bin diejenige, die ihrem Tod entgegengeht.«

      »Ich bin derjenige, der ohne dich weiterleben muss.«

      Verundish schüttelte den Kopf. »Geh zurück in dein Zelt.«

      »Nein. Ich habe mich freiwillig gemeldet, die zweite Angriffswelle anzuführen. Wenn es dir gelingt, die Bresche einzunehmen, werde ich direkt hinter dir sein. Wir werden uns gemeinsam durch die Festung kämpfen.«

      »Zur Grube. Du bist wirklich ein Narr.«

      Ein Raunen ging durch die Reihen, dass sich das Himmelfahrtskommando auf den Angriff vorbereiten solle. Verundish drückte ihre Lippen auf die von Constaire und machte sich ohne einen Blick zurück auf den Weg an die Front.

      General Tamas wartete bei der Artillerie, die ihren Angriff einleiten würde. Hinter ihm standen vier Privilegierte, deren weiße Handschuhe mit blutroten Runen verziert waren, die im

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