Im Schatten des Feldmarschalls: Geschichten aus dem Powder-Mage-Universum. Brian McClellan

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Im Schatten des Feldmarschalls: Geschichten aus dem Powder-Mage-Universum - Brian McClellan Die Powder-Mage-Chroniken

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sich das Himmelfahrtskommando formiert hatte, sprach Tamas zu ihnen.

      »Dort drüben«, sagte er und zeigte auf die Festung, die eine Meile hinter ihm lag, »ist unser Feind. Sie sitzen in ihren Türmen, wiegen sich in Sicherheit und stoßen an auf einen weiteren Tag, an dem wir versagt haben. Sie danken ihrem heidnischen Gott, dass wir nicht den Mumm haben, ihre Mauern mit Leitern anzugreifen.

      Das wird sich heute Nacht ändern. Heute Nacht werden wir eine Bresche schlagen. Wir werden ihre Festung stürmen und ihren Shah und ihre Privilegierten über die Klinge springen lassen.«

      Den Privilegierten hinter Tamas war es sichtlich unangenehm, als er davon sprach, ihre gurlischen Gegenüber zu töten.

      »Die Eroberung von Darjah wird das Selbstbewusstsein der Gurlaner zerstören, wodurch wir dem Ende dieses verdammten Krieges einen Schritt näherkommen. Und dann, meine Freunde, werden wir alle nach Hause gehen.« Tamas wirkte plötzlich erschöpft und weitaus älter als seine vierzig Jahre. Er lächelte. »Ich habe dieses verdammte, staubige Land satt. Ich will nach Hause und meinen Jungen auf meinen Knien reiten lassen und dann meine Frau mit nach oben nehmen, um sie auf meinen Knien reiten zu lassen.«

      Ein Glucksen ging durch die Reihen.

      »Bringt diese Belagerung zu Ende, Männer«, sagte Tamas. »Geht da rein und macht ihnen ein für alle Mal den Garaus, und im Morgengrauen wird jeder Einzelne von euch, egal ob lebendig oder tot, ein Held sein.«

      Ein leiser Jubelruf ertönte aus der Kompanie, und Tamas hob die Hände, um Ruhe zu haben. »Ich würde mit euch kommen, wenn der König es mir erlauben würde. Bei Kresimir, das würde ich.«

      Aus dem Mund von jedem anderen General wäre das eine Lüge gewesen, aber Verundish wusste, dass es die Wahrheit war.

      Tamas fuhr fort: »Captain Verundish wird euch anführen. Folgt ihr, als würdet ihr mir folgen.« Dann trat er beiseite und machte eine Geste in Richtung Verundish.

      Verundish hob ihren Säbel über ihren Kopf. »Kein Licht. Kein einziges Wort. Wir werden im Schutz der Dunkelheit bis unter die Mauern vorrücken und auf den Donner warten. Wenn die Mauer fällt, greifen wir an.« Sie wartete das Nicken ihrer Männer ab, dann senkte sie den Arm. »Und los.«

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      Verundish durchquerte das zerklüftete Gelände zwischen dem adronischen Lager und der Festung Darjah.

      Ihr Weg wurde nur beleuchtet vom fahlen Mondlicht und den Sternen über ihr, die glitzerten wie die Lagerfeuer einer Armee, die sich über das Himmelszelt erstreckte.

      Seit Monaten lagerten sie jetzt schon hier und tauschten Artilleriebeschuss mit der Festung aus, aber abgesehen von zwei Angriffen war die Landschaft unberührt geblieben. Schakale jagten im hohen Wüstengras, wo sich Hasen und Füchse vor den adronischen Soldaten versteckten.

      Von irgendwo in der Nähe ertönten die Rufe einer Wüsteneule.

      Sie führte ihre Kompanie durch mehrere kleine Rinnen und dann in eine Senke, die bis hin zum Fuß der Festungsmauer führte. Man hatte ihr erzählt, dass die Senke ein Abfluss für den Festungsschacht war, über den die gurlischen Bäder in die Wüste entleert wurden.

      Niemand hatte ihr erzählt, dass so auch Fäkalien abgeleitet wurden.

      Ein Soldat musste bei dem Gestank anhalten, um sich lautstark zu übergeben, sodass sich die gesamte Kompanie in den Dreck kauerte aus Angst vor einem Alarm. Auf den Mauern waren die Umrisse der gurlischen Wachposten im Fackelschein zu erkennen. Keiner von ihnen schlug Alarm, und Verundish befahl ihrer Kompanie mit einem leisen Flüstern, vorzurücken.

      Sie erreichten den Fuß der Mauer und hockten sich hin, um zu warten. Verundish knöpfte sich die Vorderseite ihrer Uniform auf, um es sich bequemer zu machen. Hier draußen würde sie niemand wegen fehlender Disziplin tadeln.

      Sie schätzte, dass sie etwa fünfzehn Minuten Zeit hatten, bevor es losging.

      Es dauerte nicht lange, bis Verundish hörte, wie einer ihrer Männer die Reihen entlang zu ihr gekrochen kam. Sie kniff die Augen zusammen und starrte in die nächtliche Dunkelheit, um herauszufinden, wer es war.

      »Sir«, flüsterte er und schob sein Gesicht nah an ihres heran. Dem Klang seiner Stimme und dem Zwiebelgeruch in seinem Atem nach handelte es sich um Grenatio, einen Soldaten, der vor die Wahl zwischen dem Himmelfahrtskommando und einer Erschießung gestellt worden war, nachdem er von einer einheimischen Familie gestohlen hatte.

      »Was ist?«

      »Sir, als Sie gesagt haben, dass wir auf den Donner warten …?«

      »Die Artillerie.«

      »Oh.« Es gab eine Pause. »Das ergibt Sinn.« Grenatio war anscheinend nicht der Hellste.

      »Sir?«

      Verundish unterdrückte einen Seufzer. »Ja?«

      »Ich habe Angst.«

      »Das ist ganz natürlich.«

      »Geht das weg?«

      »Das wird es.« Wenn dir ein Privilegierter mit magischem Feuer das Fleisch von den Knochen schmilzt.

      Einige Minuten lang herrschte Stille, und Verundish schaute hoch zur Mauer. Immer noch kein Alarm. Das war ein gutes Zeichen.

      »Wann geht es los, Sir?«

      »Bald.«

      »Wie bald?«

      Verdammte Grube … »Jeden Augenblick. Zurück auf Ihre Position.«

      Der Soldat machte sich wieder auf den Weg die Reihen entlang, wobei er genügend Lärm machte, um die adronischen Soldaten in ihrem Lager zu wecken.

      Es ertönte immer noch kein Alarm.

      Verundish schaute hoch zu dem schwarzen Stein der Festungsmauer und fragte sich, ob sie es wirklich schaffen würden, eine Bresche zu schlagen. Diese Mauern waren drei Meter dick und verstärkt von Privilegierten-Magie, die Hunderte von Jahren alt war. Die adronischen Kanonen schossen schon seit Monaten auf sie ein, ohne auch nur einen Kratzer anzurichten.

      Die adronischen Privilegierten hatten gesagt, sie würden die Mauern heute Nacht durchbrechen können. Was passierte, wenn die Mauern nicht fielen?

      Sie hörte ein leises Pfeifen und drehte sich um, um ihre Männer zum Schweigen zu bringen, als die erste Kanonenkugel in der Festungsmauer über ihnen einschlug. Der Einschlag brachte sie ins Straucheln, und sie musste sich mit einer Hand an der Seite der Senke abfangen.

      Es hatte begonnen.

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      Kanonenkugeln und Artilleriegeschosse erschütterten die Festung und den Erdboden, sodass die Seiten der Senke, in der das Himmelfahrtskommando hockte, zitterten und Sand abrutschte.

      Dem physischen Bombardement schloss sich schon bald das Getöse von Magie an. Feuer entzündete den Nachthimmel, und Eisstangen so groß wie eine Kutsche prallten gegen die Mauer,

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