Richter und Henker - Roland Benito-Krimi 8. Inger Gammelgaard Madsen

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Richter und Henker - Roland Benito-Krimi 8 - Inger Gammelgaard Madsen страница 15

Richter und Henker - Roland Benito-Krimi 8 - Inger Gammelgaard Madsen Rolando Benito

Скачать книгу

bereits geschmolzen und die Karottennase war ihm aus dem Gesicht gefallen, wo sie ein großes Loch hinterlassen hatte. Die schwarzen Steine, die er als Augen verwendet hatte, saßen schief im Gesicht. Das eine war abgedriftet und hing nun an der Seite. Mama hatte gesagt, dass der Schneemann zum Fürchten aussah und dass er ihn entweder reparieren oder plattmachen sollte. Morgen würden ja Geburtstagsgäste kommen.

      Es kam nicht gerade oft vor, dass die anderen Jungen etwas mit ihm zu tun haben wollten, deshalb war er immer ganz aufgewühlt, wenn sie es doch taten. Er sollte ihnen helfen, hatten sie gerufen. Noch besser! Sie konnten ihn gebrauchen. Wie immer trottete er ein wenig vornübergebeugt hinter ihnen her. Er wusste, dass sie ihn hinter seinem Rücken immer „Banane“ nannten, weil er so groß war und deshalb immer nach vorne gebeugt mit krummem Rücken ging. Der Einzige, dem er aufrecht gegenüberstand, war sein Vater. Zum einen, weil er eine aufrechte Haltung von ihm verlangte, und zum anderen, weil dieser selbst so groß war, dass es sich irgendwie normal anfühlte. Sein Vater hatte gesagt, es wäre gut möglich, dass Robin einige Jahre lang nicht mehr wachsen würde, sodass ihn seine Kameraden einholen konnten, denn so war es auch bei ihm gewesen, doch Robin wusste, dass er es nur zum Trost sagte, wenn er traurig darüber war, anders zu sein. Denn wenn es bei seinem Vater wirklich so gewesen war, fragte sich Robin, weshalb er heute noch immer alle überragte.

      Sie kreuzten die Råhøjstraße, ohne sich umzusehen, latschten über die halb mit Schnee und halb mit Schlamm bedeckten Felder und waren kurz danach auch schon zwischen den Bäumen des Großen Waldes. Hier hingen sie ab, die Clique der wilden Jungs aus der Klasse. Diejenigen, die etwas zu sagen hatten und die, die bestimmten, wer etwas zu sagen hatte.

      „Hier hinten sind sie“, sagte Peter und bahnte sich einen Weg zwischen Büschen und Bäumen hindurch. „Passt auf!“, warnte er, denn hier wurde es durch die Eisschicht unter dem schmelzenden Schnee richtig glatt.

      „Krass, das ist ja riesig!“, rief Robin, als sie plötzlich mitten zwischen den Bäumen vor einem gigantischen Tipi stehen blieben, das aus langen Ästen und Zweigen bestand. „Wie habt ihr das gebaut?“ „War echt schwer“, sagte Peter, der Anführer, „und jetzt sollst du uns helfen, es zu sichern.“

      „Ich? Warum das denn?“

      Bastian reichte ihm ein Seil.

      „Das muss um die Spitze gewickelt werden.“

      Er zeigte hinauf, an die Stelle, wo sich die Zweige wie bei einem Fächer kreuzten.

      „Da komm ich nicht ran.“

      „Sicher kommst du ran, du bist doch so groß. Drinnen sind ein paar Bierkisten zum Sitzen und wenn wir die stapeln …“

      Bastian und die beiden anderen holten die Kisten und Robin kletterte an ihnen hoch, während sie ihn stützten. Er schaffte es, das Seil um die Spitze zu wickeln und zog es zusammen.

      „So, jetzt fällt es nicht mehr um“, sagte er und sprang hinunter.

      „Klasse, Robin! Möchtest du mit rein?“

      Zu dritt konnte man nahe aneinander gedrängt gerade noch sitzen. Robin musste seinen Kopf ein bisschen einziehen, aber das machte ihm nichts aus. Verner setzte sich draußen auf einen Baumstumpf und guckte hinein.

      „Wenn wir jetzt noch eine Decke drumwickeln, wäre es ein richtiges Indianerzelt, wo kein Schnee und kein Wind reinkommt“, sagte Robin vielleicht etwas zu eifrig. Er hoffte, sie würden ihn jetzt nicht auffordern, zu gehen, wie sie es sonst immer taten.

      „Wir haben keine Decke, die groß genug ist“, sagte der dicke Verner und wischte sich die Nase ab, die immer lief. Im Winter war es eine Erkältung und im Sommer eine Allergie. Weil er so dick war, geriet er bei jeglicher Anstrengung außer Puste. Dass er ein Mitglied der Clique war, hatte Robin schon immer gewundert, aber auf irgendeine Art und Weise musste er es sich wohl verdient haben. Vielleicht, weil seine Eltern reich und sein Vater im Fernsehen war und als Experte für die Bank, in der er arbeitete, über die ökonomische Krise berichtete.

      „Hast du nicht Geburtstag morgen?“, fragte Peter plötzlich.

      Robin nickte.

      „Sollen wir ihm nicht etwas schenken, weil er uns geholfen hat?“, fragte er die anderen und deutete auf eine der Bierkisten.

      „Was, wenn er petzt?“, flüsterte Verner und schien zu glauben, Robin hätte es nicht gehört.

      „Du petzt doch nicht, Robin, oder? Schon gar nicht bei deinem Papa.“

      „Oder Opa“, warf Bastian ein.

      Robin schüttelte den Kopf, voller Furcht, wieder aus der Gesellschaft ausgeschlossen zu werden. Bastian hob eine der Kisten an und zog eine gelbe Netto-Plastiktüte hervor. Er zeigte Robin den Inhalt.

      „Wo habt ihr die her?“

      „Uhhh, werden wir schon verhört?“, höhnte Verner und wedeltemit seinen Wurstfingern, um gespielte Nervosität zu suggerieren.

      „Die Tüte hat heute Morgen hier herumgelegen. Zwei der Telefone sind aus dem letzten Jahr, aber das iPhone ist ganz neu. In den Geldbeuteln ist kein Geld drin, aber vielleicht gibt es ja einen Finderlohn …“, sagte Bastian und kaute heftig auf seinem Kaugummi.

      „Das werden wir aber doch der Polizei sagen müssen. Vielleicht sind sie geklaut.“

      „Ich hab’s doch gesagt, er ist in einer beschissenen Copfamilie“, sagte Verner und zog die Nase kraus, wie er es immer machte, wenn ihm etwas nicht passte. Das ließ ihn wie ein Schwein aussehen und hatte ihm auch den Spitznamen „Schwein“ verliehen, was Robin sogar schlimmer fand war als „Banane“.

      „Du hast uns versprochen, nichts zu sagen, Robin! Du kriegst das hier als Geburtstagsgeschenk, wenn du die Klappe hältst!“

      Bastian überreichte ihm das iPhone. Robin hatte so eines in der Fernsehwerbung gesehen und es sich zum Geburtstag gewünscht, zumindest so ein ähnliches, aber sein Vater meinte, er sei nicht alt genug, um mit einem Mobiltelefon herumzurennen. Er wog es in seiner Hand.

      „Weißt du, wie es funktioniert?“, fragte Peter.

      Er schüttelte den Kopf.

      „Ich habe es zurückgesetzt und alles gelöscht, was drauf war, das war ganz leicht“, sagte Bastian und gab ihm einen kurzen Überblick, was das Handy alles konnte. Seit er acht Jahre alt war, hatte er ein eigenes. Außerdem machte sein Vater irgendwas mit Computern, das wusste Robin.

      „Aber wem gehören sie“, fragte Robin und konnte die Augen nicht vom iPhone abwenden.

      „Ist doch egal. Die sind wohl einfach weggeworfen worden, weil es neuere Modelle gibt. Mein Papa hat eine ganze Schublade mit alten Handys, die er nicht mehr braucht“, sagte Bastian.

      „Aber habt ihr nicht in die Brieftaschen geguckt? Waren da keine Ausweise drin oder so?“

      „Ist doch ganz egal – wenn kein Geld oder so drin ist, sind wir nur hinter dem Finderlohn her“, antwortete Peter kopfschüttelnd.

      Sie lachten. Robin zwang sich dazu.

      „Ist ja auch nicht sicher, dass die Handys denselben Leuten gehören wie die Geldbeutel“, meinte Verner.

      „Aber warum

Скачать книгу