Richter und Henker - Roland Benito-Krimi 8. Inger Gammelgaard Madsen
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Roland Benito meldete ihre Ankunft an der Rezeption und sie wurden ins Büro des Polizeidirektors geleitet.
Thor Isaksen erhob sich schnell von seinem Schreibtisch und übernahm.
„Was für ein Wetter“, rief er.
„Ja, nun kommt doch endlich noch der Wetterumschwung. Die Meteorologen haben ja schon einen verfrühten Frühling angekündigt – es war also an der Zeit“, antwortete Roland.
Isaksen nickte und gab höflich zuerst Karina Ottesen, dann Roland die Hand.
„Ja, Roland, wir kennen uns jetzt schon viele Jahre lang. Ich muss gestehen, dass es mich ziemlich überrascht hat, zu hören, dass du bei der Polizeibeschwerdestelle angefangen hast. Was sagt Kurt Olsen dazu?“
Er zog Karina einen Stuhl am Konferenztisch zurecht, der mit Tassen, Thermoskanne und Brötchen gedeckt war. Karina setzte sich.
„Er hatte nicht besonders viel dazu zu sagen. Im Übrigen geht er ja selbst bald in Pension.“
„Ja, da wird in der Mordkommission am Aarhuser Polizeipräsidium wohl gründlich umbesetzt. Den Neuen – wie heißt er noch mal, Anker Dahl? – habe ich noch immer nicht begrüßt.“
„Ja genau, so heißt er“, bestätigte Roland und setzte sich neben Karina. Er hatte nicht so wirklich darüber nachgedacht, dass jetzt ein anderer auf dem quietschenden Bürostuhl in seinem Büro im Präsidium saß, obwohl er sich doch eigentlich nicht anmaßen konnte, es als seines zu bezeichnen, selbst wenn es sich viele Jahre lang so angefühlt hatte. Es war ein eigenartiger Gedanke, der einen Anflug von Eifersucht oder etwas ähnlich Seltsames in ihm hervorrief, denn es war ja sein freier Wille gewesen, zu gehen und es war nur selbstverständlich, dass er ersetzt worden war.
Thor setzte sich ihnen gegenüber.
„Man kann sagen, dass er ziemlich schnell ins kalte Wasser geworfen worden ist. Es gehen Gerüchte um, dass der Sohn des Polizeipräsidenten an einem Raub in einem Sportladen beteiligt gewesen ist und ermordet in einer Schlachtanlage gefunden wurde. Ziemlich ungemütlich. Eine Schlachtanlage! Und obendrein hat ein Polizist einen Schuss gegen zufällig vorbeikommende Zivilisten abgefeuert.“
Es war deutlich zu erkennen, dass Thor Isaksen es auf Informationen abgesehen hatte, und dann hatte er auch noch behauptet, ihn zu kennen, darum hätte er es eigentlich besser wissen müssen. Karina antwortete, jedoch mit nur wenigen Richtigstellungen.
„Die Schlachtanlage ist nicht mehr in Betrieb, das Gebäude steht also leer. Und es waren keine Zivilisten, sondern die Täter, denen der Schuss galt. Der Beamte hat aus Notwehr gehandelt.“
Roland schielte zu ihr hinüber. Es war nicht richtig, dass sie jetzt schon so entschieden ihre Meinung äußerte.
„Na ja, gut, das ist wohl ein Fall, an dem die DUP arbeitet“, antwortete Isaksen scharfsinnig.
„Wir aber nicht, wir haben eine andere Aufgabe. Was wolltest du uns erzählen, Isaksen?“, antwortete Roland und schenkte seiner Kollegin Kaffee ein, die ihm verwundert dankte. Auch sie kannte ihn offenbar noch nicht gut genug.
Thor Isaksen legte sich ein halbes Brötchen auf den Teller. Die Enttäuschung darüber, nicht mehr zu erfahren, war ihm förmlich ins Gesicht geschrieben.
„Ich habe eine unangenehme Angelegenheit beobachtet, nämlich dass vertrauliche Informationen an die Öffentlichkeit geraten sind … und der Maulwurf scheint aus unserer eigenen Abteilung zu kommen. Meine Theorie ist, dass Informationen aus unserem Kriminalregister und dem CPR-Personenkennzahl-Register durchsickern.“
Sorgfältig strich Isaksen Butter über sein Brötchen, sodass nichts mehr von dem Weißbrot zu sehen war.
„Um welche Informationen handelt es sich? Und an wen werden sie weitergegeben?“, fragte Roland und Karina nickte, als hätte sie gerade dasselbe fragen wollen.
„Es handelt sich zum Beispiel um Zeugen, die bereits kontaktiert und verhört worden sind, wenn wir auftauchen. Sie sagen, dass sie schon von einem uniformierten Beamten besucht worden sind und er sich die Informationen geholt hat, die wir brauchen.“
„Und ihr ward darüber nicht informiert?“, fragte Karina und nahm das Messer entgegen, das ihr Roland reichte.
„Nein“, bekräftigte Isaksen.“
„Kannst du uns ein Beispiel geben?“
Isaksen wischte sich mit einer Papierserviette Butter vom Kinn und faltete sie danach sorgfältig zusammen, während überlegte.
„Es haben sich einige verdächtige Vorfälle gehäuft, ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll.“
„Welcher Vorfall ist am ältesten, dann können wir dort beginnen“, sagte Roland, um ihm ein bisschen auf die Sprünge zu helfen.
„Hmm, vor zirka einem halben Jahr hatten wir eine Zeugin in einem Gewaltdelikt, bei dem ein Mann eine Passantin Frau auf einem Fußweg am Bygholmer See zusammengeschlagen hat. Die Zeugin hat eine so genaue Beschreibung vom Täter abgegeben, dass wir fast sofort wussten, wer er war – was wir so auch im Bericht festgehalten haben. Er war nämlich aktenkundig. Villum Bern. Gegen ihn gab es schon mehrere andere Anklagen wegen Pädophilie. Er soll sich an einem siebenjährigen Mädchen vergangen haben, was nie bewiesen wurde und er hat seine Schuld abgestritten. Unser Wissen darüber ist selbstverständlich innerhalb unserer vier Wände geblieben. Aber als wir die Zeugin noch einmal verhören wollten – sie war sich wegen des Schocks beim ersten Mal ein wenig unsicher gewesen – sagte sie, dass bereits ein Beamter bei ihr gewesen war, der alle Informationen eingeholt hätte. Wir haben Villum an seinem letzten Wohnort aufgesucht, doch plötzlich war er spurlos verschwunden und niemand in der Szene hatte ihn gesehen. Irgendjemand muss ihm also gesagt haben, dass wir ihn im Visier hatten.“
„Von welcher Szene sprechen wir?“
„Von der Drogenszene“, antwortete Isaksen.
„Und er kann nicht einfach von allein untergetaucht sein?“, fragte Roland.
„Warum sollte er? Er hatte keine Ahnung davon, dass wir ihn im Verdacht hatten und vorher war er schließlich auch nie geflüchtet oder hat sich versteckt.“
„Wenn sein Strafregister so lang war, weshalb sitzt er dann nicht hinter Gittern?“, fragte Karina und kaute an ihrem Brötchen.
„Ach, ihr kennt das doch. Wenn wir ihn erst eingebuchtet haben, dann kriegt er einen guten Verteidiger und das Oberste Gericht erteilt ihm 60 Tage Freiheitsentzug. Und schon ist er wieder draußen.“
„Doch nicht für schwere Gewaltverbrechen?“, wandte Roland ein.
„Das