Richter und Henker - Roland Benito-Krimi 8. Inger Gammelgaard Madsen

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Richter und Henker - Roland Benito-Krimi 8 - Inger Gammelgaard Madsen Rolando Benito

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der den Schuss ausgelöst hat?“

      „Die Ermittlungen sind an die Polizeibeschwerdestelle übergeben worden. Nur sie dürfen in dieser Angelegenheit eine Verlautbarung abgeben, also kann ich hier leider auch nicht weiterhelfen.“

      Er warf ihr ein kurzes, abweisendes Lächeln zu, das sein leider nicht bestätigte, duckte sich unter der Absperrung, die einer der Beamten für ihn anhob, hindurch und verschwand in seinem knielangen Wollmantel im Gebäude. Jytte wandte sich mit einem bedauernden Gesichtsausdruck ihren Zuschauern zu.

      „Selbstverständlich bleiben wir an diesem Fall dran“, sagte sie abschließend.

      Als die Kamera ausgeschaltet war, seufzte sie laut.

      „Shit, da fällt ein Haufen Arbeit beim Redigieren an. Na gut, sollen wir weiter zur DUP? Die Redaktion wünscht sich einen Beitrag dazu in den Nachrichten. Außerdem brauchen wir die neuesten Infos zum Einbruch in diesem Sportladen, also wird’s jetzt ein bisschen stressig.“

      Die DUP lag am Bahnhofsplatz und wurde 2012 gegründet, nachdem mehrere Einwände seitens der Bürger und Politiker gekommen waren, weil die Polizei die gegen ihr eigenes Personal eingereichten Beschwerden selbst behandelte, sodass die Sachbearbeitung weder glaubwürdig noch objektiv wirkte. Der Beratungsleiter Martin Dalum willigte in ein Interview vor dem Gebäude ein, machte jedoch darauf aufmerksam, dass es noch nichts Neues gab.

      „Unsere Ermittler müssen den Fall erst untersuchen, wir müssen den Polizisten vernehmen und mit den Zeugen sprechen.“

      „Aber es gibt doch eine Videoaufnahme, reicht das nicht?“, fragte der Moderator.

      „Die Bilder sind zu undeutlich. Wenn also jemand den Vorfall gestern Abend um 21 Uhr am Telefonplatz beobachtet oder etwas Verdächtiges bemerkt hat, würden wir gerne von ihnen hören.“

      Er blickte appellierend in die Kamera. Anne sah ihm deutlich an, dass er an die Presse gewöhnt war und dass er so etwas schon einmal gemacht hatte.

      „Ist der Polizist vom Dienst befreit?“

      „Die Polizeibeschwerdestelle beschäftigt sich nur mit den Nachforschungen an diesem Fall und die Techniker der Reichspolizei helfen uns diesbezüglich mit den Untersuchungen am Tatort. Wir haben nichts damit zu tun, was mit dem Polizisten geschieht, solange wir den Fall untersuchen. In dieser Angelegenheit muss ich sie an die Reichspolizei verweisen.“

      „Wann erwarten Sie einen Beschluss?“

      „Jetzt brauchen unsere Ermittler erst einmal Ruhe zum Arbeiten“, sagte er, „eine Pressemitteilung folgt.“

      Er nickte der Journalistin kurz zu – eine Verabschiedung, die sie und der Kameramann verstanden und respektierten. Die Kamera schwenkte vom Beratungsleiter weg und nahm Jytte in den Fokus, als sie ihm dankte und erneut versprach, an dem Fall dranzubleiben.

      Anne half dem Kameramann zusammenzupacken, während Jytte mit Martin Dalum weitersprach, denn man musste sich diejenigen warmhalten, die einen mit Informationen über eine aufsehenerregende Story versorgten, die in der News Übersicht gut aussehen würde. In diesem Punkt gab es keinen Unterschied zur gedruckten Presse.

      Kapitel 6

      Er war sich nicht ganz sicher, ob sie es war, die er durch das Fenster auf der Treppe vor dem Bahnhof zusammen mit Martin Dalum und der TV-Crew stehen sah. Er kniff die Augen vor dem blendend hellen Licht zusammen, das in den Schmelzwasserpfützen über dem Betonsteinpflaster reflektierte.

      Doch, sie war es. Ihr Haar war länger geworden. Es sah aus, als wäre sie geschminkt, was ihr gar nicht ähnlich sah. Vielleicht war es nur die Entfernung, die sie besser aussehen ließ. Doch was machte sie da mit der bekannten Journalistin von TV2 Ostjütland? Hieß es nicht, dass sie gerade erst bei Media House Denmark gefeuert worden war, noch bevor sie dort so richtig angefangen hatte? Er hatte gehört, dass der Auslöser dafür ein Artikel gewesen sein sollte, den sie über eine Angelegenheit geschrieben hatte, die sein Leben grundlegend verändert hatte. Scheinbar auch das ihre. Sie hatte einen guten Freund verloren und war obdachlos geworden, als ihre Wohnung in der Frederiks Allee abgebrannt war. Er selbst musste damals eine der schwierigsten Entscheidungen treffen, vor die er in seinem Arbeitsleben je gestellt worden war. Auch sie hatte offenbar eine Entscheidung getroffen. Hatte sie bereits den ersten Fuß in der TV-Branche? Er konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. Anne Larsen ging durch jegliches Feuer und Wasser – buchstäblich.

      Roland Benito konzentrierte sich wieder auf den Fall auf seinem Bildschirm. Ein Disziplinarverfahren aus Odense, in dem ein Mann wegen des Sprachgebrauchs eines Polizeibeamten während der Festnahme klagte. Der Festgenommene war angeblich aufgefordert worden, seine beschissene Fresse zu halten. Man hatte den Beamten verhört, der erklärt hatte, wie es dazu gekommen war und unter welchem Druck er in der Situation gestanden hatte. Zu wenig Schlaf, ein heftiger Migräneanfall, Probleme mit seiner Frau, die sich scheiden lassen wollte und mit der Tochter, die Spastikerin war und an jenem Morgen einen ihrer schlimmsten Anfälle seit Langem gehabt hatte. Außerdem gab es Schwierigkeiten mit dem Wohnheim, in dem sie untergebracht werden sollte. Davor hatten er und ein Kollege – nach eigener Aussage – eine halbe Stunde damit zugebracht, eine Gruppe Jugendlicher aufzufordern, einen Platz zu verlassen, an dem sie ein paar Gleichaltrige schikaniert hatten. Ein Händler eines nahegelegenen Geschäfts hatte sich darüber beschwert. Der Festgenommene hatte die Beamten als Idioten, Panzerschweine, verfickte Rassisten und Schlimmeres beschimpft. Doch das rechtfertigte das unkorrekte Verhalten des Beamten noch nicht. Roland wusste das nur allzu gut. Wie oft hatte er selbst tief durchatmen müssen, um nicht auszurasten, sondern sich wie ein dazu ausgebildeter Beamter zu verhalten, der gelernt hat, Provokationen solcher Art zu ignorieren. Er schielte auf den Heiligenschein über seinem Kopf, als er sich daran erinnerte, wie er selbst einmal nahe dran gewesen war, die Grenze zu überschreiten. Sehr weit zu überschreiten. Nicht nur verbal. Doch das wusste nur Irenes Angreifer, der nun hinter verriegelten Türen in einem der sichersten Gefängnisse des Landes saß – und sein früherer Partner Mikkel Jensen. Und eigentlich war damals ja auch nichts passiert …

      „Was ist los, Benito? Ist was passiert? Bist du eingeschlafen?“

      Erschreckt sah Roland seinen Kollegen, Mark Haldbjerg, an; er hatte ihn überhaupt nicht zurückkommen hören.

      „Nichts Großartiges, aber ich habe einen Fall abgeschlossen. Woran arbeitest du?“

      „An einem Polizeieinsatz. Ein Polizeibeamter aus dem Präsidium hat scheinbar bei einem Raub in einem Sportladen gestern Abend einen Schuss abgegeben.“

      „Wer?“, platzte es aus Roland heraus.

      „Daraus wird kein Fall für dich, Roland. Das weißt du doch. Willst du ein Lakritz?“

      Er streckte ihm ein blaues Gajol-Schächtelchen entgegen.

      Roland bejahte beides mit einem Nicken. Sein Mund war vom Kaffee ganz ausgetrocknet und er hatte das Verlangen nach einem frischen Geschmack im Mund. Er kannte die Regeln, über die er bei seiner Einstellung äußerst gründlich informiert worden war. Wenn ein Ermittler dem unter Verdacht stehenden Beamten zu nahestand oder wenn er auch nur auf der gleichen Polizeistation tätig war, durfte er den Fall nicht bearbeiten. Es war ein ewiges Spannungsfeld, in dem sie sich ständig bewegten. Die Polizei betrachtete die Ermittler an der Beschwerdestelle als viel zu beflissen und emsig, während die Öffentlichkeit, also die Seite, die gegen die Polizei klagte, das glatte Gegenteil behauptete und sie beschuldigte, der Teamgeist würde sie parteiisch und zu milde der Polizei gegenüber machen. Für die DUP, immer zwischen den Stühlen,

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