Richter und Henker - Roland Benito-Krimi 8. Inger Gammelgaard Madsen

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Richter und Henker - Roland Benito-Krimi 8 - Inger Gammelgaard Madsen Rolando Benito

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Journalistin war, die die Informationen, die die Bevölkerung bekommen sollte, egal worum es sich dabei drehte, nicht zensieren wollte, und das passte gut mit den Vorstellungen des kleinen TV-Senders zusammen. Aber das Fernsehen – war das etwas für sie? So viele Jahre lang waren Printmedien ihr täglich Brot gewesen und sie hatte Bedenken gehabt, ob sie sich auf das neue Medium würde einstellen können. Doch die Arbeit als Journalistin war ja im Grunde genommen die gleiche, und als TV2 Ostjütland später fragte, ob sie sich vorstellen könnte, ein Praktikum als Journalistin in der Nachrichtenredaktion zu machen, gab es nicht viel zu überlegen. Sie war jedoch immer noch in der Ausbildung und hätte sich nie vorstellen können, so schnell selbst als Reporterin vor der Kamera zu stehen und im Live-TV zu berichten.

      Ein schwarz-weißer Gaardhund schnüffelte an ihrem Hosenbein und holte sie zurück auf die Erde. Vor langer Zeit hatte sie der Hund ihrer Großeltern, die gleiche Rasse gewesen sein Rasse, gebissen, sodass sie in die Notaufnahme musste. Obwohl sie damals noch ein kleines Mädchen gewesen war, hatte sie das nicht vergessen. Die Narben an ihrem Knöchel waren noch zu sehen, seither hatte sie Angst vor Hunden, besonders vor den kleinen.

      „Sigurd Karlsson“, stellte sich der Mann vor, der den Hund stramm an der Leine hielt. „Sie wollten mit mir sprechen?“

      Das musste der Mann gewesen sein, der die drei Jungen gefunden hatte. Genauer gesagt, hatte der Hund sie gefunden. Sie betrachtete das Tier skeptisch und schüttelte die Hand, die ihr Sigurd Karlsson entgegenstreckte.

      „Genau, danke, dass Sie gekommen sind“, sagte sie und lächelte.

      Es war Jytte Thomson gewesen, die die Verabredung getroffen hatte, doch Anne hatte den Mann ausfindig gemacht.

      „Was möchten Sie gerne wissen?“ Mit einem kräftigen Ruck an der Leine zog Sigurd Karlsson den Hund von ihr weg; er winselte leise.

      „Können Sie uns erzählen, wie Sie die Jungen gefunden haben?“

      „Wird das gefilmt?“, fragte er und folgte dem Kameramann mit den Augen, als dieser sich mit der schweren Kamera auf der Schulter näherte.

      „Natürlich wird das aufgenommen!“ Jytte kam ganz außer Puste in hochhackigen Stiefeln über den matschigen Asphalt angelaufen.

      „Tut mir leid, ich bin zu spät. Mein Sohn hatte einen Unfall. Wir filmen natürlich nicht, wenn Sie das nicht wollen“, fügte sie hinzu und streckte ihm die Hand, schon lange bevor sie angekommen war, zum Gruß entgegen.

      Sigurd nickte nur. „Es macht mir nichts aus. Wie ich höre, war es vielleicht gar kein Selbstmord“, sagte er besorgt.

      „Woher wissen Sie das?“ platzte es aus Anne heraus, obwohl es sonnenklar war. Twitter und Facebook waren schneller mit den Neuigkeiten draußen, als die Journalisten damit fertig sein konnten.

      „Meine Frau hat das gesagt. Hat ihr bestimmt meine Tochter erzählt …“

      „Sollen wir in das Gebäude gehen, wo Sie die Jungen gefunden haben?“

      „Das dürfen wir nicht. Die Kriminaltechniker sind noch immer an der Arbeit“, sagte Anne und konnte die Enttäuschung in ihrer Stimme nicht ganz verbergen. Jetzt hatte sie sich schon auf noch einen Kick vor der Kamera gefreut und nun war Jytte gekommen.

      „Shit. Na gut, dann müssen wir es hier draußen machen. Stellen Sie sich hierhin.“

      Jytte bugsierte den Mann mit dem Hund näher an das Gebäude.

      „Das Bonbonband von der Polizei soll mit ins Bild“, kommandierte sie den Kameramann herum.

      Der Countdown lief. Anne hielt sich brav im Hintergrund und half Flash mit einer reflektierenden Folie, die das Licht fangen und zurück auf die Hauptpersonen werfen sollte. Dunkle Wolken waren aufgezogen und ein neuer, heftiger Schneeschauer schien im Anmarsch zu sein. Sie mussten sich beeilen.

      Jytte leitete mit Informationen über das Erlebnis des Hundebesitzers ein, der die drei erhängten Jungen in der stillgelegten Schlachtanlage in Brabrand gefunden hatte.

      „Und nun steht Sigurd Karlsson neben mir.“ Sie wandte sich ihm zu. „Was ging in Ihnen vor, als sie die Jungen entdeckten?“

      Der Kameramann richtete die Kamera auf Sigurd und zoomte hinaus auf den Hund, der an der Leine zerrte, um unter dem rotweißen Plastikband der Polizei durchzukommen.

      Sigurd zog sich die Mütze tiefer ins Gesicht, rückte die Brille zurecht und holte den Hund erneut mit einem unsanften Ruck an der Leine zurück.

      „Zuerst habe ich den einen Jungen gesehen. Er … er hat nicht bei den anderen gehangen. Dann bin ich noch weiter in die Schlachthalle gegangen, wo Kvik, also der Hund, dann bellte. Dort haben die anderen, wie der erste, mit einem Strick um den Hals gehangen. Erst dachte ich, dass es wohl Selbstmord gewesen sein muss, doch jetzt höre ich, dass die Jungen vielleicht umgebracht wurden …“

      „Cut! Cut!“, rief Jytte und streckte die Arme in die Höhe. „Das schneiden wir beim Redigieren heraus“, sagte sie zum Kameramann und wandte sich wieder Sigurd zu, der verwirrt aussah. „Von Mord dürfen wir nichts sagen, okay? Dafür gibt es keine Beweise und ich möchte jetzt nichts am Hals haben, was ich dann wieder dementieren muss. Nun gut, beginnen wir von vorne.“ Erneut stellte sie sich mit ihrem professionellen Blick vor die Kamera und fragte genau dasselbe. Sigurd Karlsson gab auch dieselbe Antwort, nur diesmal etwas zögerlicher, und sparte die Aussage mit dem Mord ganz aus.

      „Wohnen Sie hier in der Nähe?“

      „Ja, gleich ums Eck hier in Helenelyst.“

      „Gehen Sie jeden Tag mit dem Hund spazieren?“

      „Ja, fast.“

      „Und Sie haben die Jungen noch nie gesehen? Oder kannten Sie sie?“

      „Nein. Die sind bestimmt nicht aus diesem Viertel …“

      „Aber es war Ihr Hund, der den Fund gemacht hat?“

      Sigurd nickte und wollte noch etwas sagen, wurde aber von einem Streifenwagen unterbrochen, der nun vor dem Gebäude vorfuhr und anhielt. Zwei Beamte in Uniform und einer in Zivil stiegen aus dem Wagen. Im Nu verlor Jytte das Interesse an dem Hund und seinem Besitzer.

      „Just in diesem Moment trifft der neue Polizeikommissar der Polizei von Ostjütland, Anker Dahl, ein. Wir versuchen, eine Aussage von ihm zu bekommen“, sagte sie eifrig ins Mikrofon, während der Kameramann hinter ihr herhastete, als sie den großen Mann einholte.

      „Gibt es Neuigkeiten in diesem Fall?“, fragte Jytte und streckte das Mikrofon dem zusammengekniffenen Mund des Kommissars entgegen.

      Er blieb stehen und sah die emsige, lockige, etwa dreißigjährige Frau in ihrem Pelzimitat mit einem langen, kalten Blick an, danach sah er auf die Kamera und das TV2-Logo, als ihm aufging, dass er im Fernsehen und somit gezwungen war, sich von seiner zuvorkommenden Seite zu zeigen. Anne lächelte, hier war es nicht so einfach auszuweichen, wie wenn man mit einem Journalisten sprach, der nur Notizen von einem Interview machte. Die Kamera hatte Macht.

      „Zum jetzigen Zeitpunkt habe ich keinen Kommentar zum Stand unserer Untersuchungen“, antwortete er.

      „Es gibt also eine Untersuchung? Ist Selbstmord ausgeschlossen?“

      „Wie

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