Handbuch der Sprachminderheiten in Deutschland. Группа авторов

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der festgestellt hat, dass einige der angemeldeten Paragraphen nicht oder nur partiell erfüllt worden sind. Diese liegen größtenteils in den Bereichen „Bildung“ und „Medien“. Auf diese Problematik wies 2018 ein Vertreter des Europarates anlässlich einer Feier zum 20-jährigen Jubiläum der Europäischen Charta hin.1

Jahr 2 partiell erfüllt davon in Bildung/ Medien nicht erfüllt davon in Bildung/ Medien
2000 6 3/1 7 3/3
2004 6 5/0 4 1/3
2007 3 2/0 8 3/4
2010 5 3/1 6 2/2
2013 4 3/0 7 2/3
2018 4 2/0 5 2/3

      Tab. 5: Die Zahl der partiell bzw. nicht erfüllten Paragraphen der Europäischen Charta

       Zusammenfassung

      Auch hier lässt sich feststellen, dass es inzwischen eine Reihe von rechtlichen Maßnahmen gibt, die der Förderung der friesischen Volksgruppe und des Friesischen dienen sollen. In Anbetracht der Streichung der Friesisch-Professur 1996 an der Universität Flensburg, der problematischen Situation von Friesisch im Bildungswesen und in den Medien sowie der fortwährenden kritischen Berichte der Sachverständigenausschüsse bezüglich der Umsetzung der Konventionen des Europarates (Europäische Charta und Rahmenübereinkommen) scheinen diese rechtlichen Maßnahmen jedoch eher symbolischen Charakter zu haben. Es wäre wünschenswert, die tatsächliche Bedeutung und Effektivität der einzelnen Maßnahmen zu überprüfen.

      7 Kulturelle Aspekte

      7.1 Die nordfriesischen Vereine und Verbände

      7.1.1 Der Friesenrat Sektion Nord

      Der Friesenrat Sektion Nord ist die Dachorganisation aller für das Friesische arbeitenden Institutionen und Einrichtungen in Nordfriesland und auf Helgoland. In seiner täglichen Arbeit versteht er sich als Kontakt- und Koordinierungsstelle, welche die gemeinsamen Interessen der Friesen nach außen vertritt.1

      Gemäß der Satzung vom 17.11.20162 hat der Friesenrat die Aufgabe, a) die friesische Sprache und Kultur zu erhalten, zu fördern und zu vermitteln, b) den Informations- und Erfahrungsaustausch zwischen den drei Frieslanden zu pflegen und zu stärken, insbesondere durch Mitwirkung seiner Mitglieder im Interfriesischen Rat, c) gemeinsame Vorhaben und Maßnahmen der friesischen Vereinigungen und Organisationen zu fördern und zu koordinieren, und d) Verbindungen zu europäischen Einrichtungen sowie zu Friesen außerhalb der Frieslande und anderen ethnischen Minderheiten in Europa herzustellen, zu erhalten und zu pflegen.

      Diese Aufgaben werden wahrgenommen, indem der Friesenrat a) für die Verwaltung, Betreuung und Verteilung der Landes-, Bundes- und Stiftungsmittel zuständig ist, und b) in Zusammenarbeit mit dem Interfriesischen Rat regelmäßige Zusammenkünfte wie die interfriesischen Bauern-, Frauen- und Kommunalpolitikertreffen sowie das Treffen der drei Frieslande auf Helgoland und den interfriesischen Kongress organisiert. Der Friesenrat lädt auch zum jährlichen BIIKE-Empfang ein. Ferner arbeitet er mit den staatlichen Einrichtungen auf Landes-, Bundes- und europäischer Ebene zusammen und nimmt repräsentative Aufgaben wahr.

      Problematisch ist die Frage, inwiefern der Friesenrat als Dachorganisation auch eine Führungsrolle übernehmen kann. Auf der einen Seite lässt die Struktur des Friesenrates, die aus zehn ehrenamtlich tätigen Mitgliedern und zwei bezahlten Kräften in der Geschäftsstelle besteht, die kräftezehrende Entwicklung von neuen sprach- oder minderheitenpolitischen Konzepten kaum zu,3 auf der anderen Seite hängt es auch von der fachlichen Qualifikation der einzelnen Personen ab. Der Friesenrat hat Erklärungen und Resolutionen abgegeben und Konferenzen organisiert,4 aber den Gedanken eines sprachplanerischen Konzepts seit dem ersten positiven Ansatz mit der Veröffentlichung des „Modells Nordfriesland“ 2004 kaum vorangetrieben. Es gibt kein Forum, in dem sich die vielfältigen Talente innerhalb der friesischen Volksgruppe treffen können, um die Thematik sachlich zu bearbeiten und weiter zu entwickeln. Insofern bleibt die Frage ebenfalls offen, inwiefern die Projektmittel im Sinne eines durchdachten Konzeptes gezielt eingesetzt werden.

      2010 bezogen die Sekretariate des Friesenrates, des Nordfriesischen Vereins und der Friisk Foriining das Friisk Hüs in Bredstedt.5 Damit befinden sich die drei Sekretariate sowie das Nordfriesische Institut in Bredstedt, also außerhalb des friesischen Sprachgebietes. Ursprünglich war geplant, die Organisationszentrale für den Friesenrat und die Vereine in Niebüll anzusiedeln, d.h. im Sprachgebiet.6 Das Nordfriesische Institut wäre auch bereit gewesen, nach Niebüll umzuziehen,7 ein Gedanke, der durch den Bezug des Friisk Hüs hinfällig wurde.

      7.1.2 Der Nordfriesische Verein e.V.

      Der Nordfriesische Verein (bis 1993 Nordfriesischer Verein für Heimatkunde und Heimatliebe) wurde 1902 gegründet. Er will

      Kultur, Natur und Landschaft Nordfrieslands [bewahren und pflegen]. Er fördert insbesondere die Erhaltung, Pflege und Entwicklung der bedrohten friesischen Sprache. Er tritt für die Belange der Nordfriesen in ihrem Lebensraum ein und unterstützt friesische Vereine und Organisationen mit gleicher Zielsetzung.1

      Die wesentlichen Aufgaben sind u.a.

      die friesische und plattdeutsche Sprache in Wort und Schrift zu pflegen, friesische Bräuche und Sitten lebendig zu erhalten durch Förderung von Theater-, Musik-, Tanz- und Trachtengruppen, […] Jugendliche für die Ziele des Vereins durch eigenständige Jugendarbeit zu gewinnen […] [und] Kontakte mit den Ostfriesen in Niedersachsen und mit den Westfriesen in den Niederlanden zu pflegen.2

      Zu den Aktivitäten des Vereins gehören friesische und plattdeutsche3 Jugendfreizeiten, Näh- und Trachtenseminare sowie die Ausrichtung eines Theaterworkshops und eines Friesentages.

      Einschließlich der 24 angeschlossenen Ortsvereine wie zum Beispiel der Söl’ring Foriining (‚Sylter Verein‘, 2100 Mitglieder), des Fering Ferian (‚Föhrer Verein‘, 260 Mitglieder), des Frasche Feriin for Naibel-Deesbel än trinambai (‚Friesischer Verein für Niebüll-Deezbüll und Umgebung‘, 161 Mitglieder) und des Frasche Feriin for e Ååstermååre (‚Friesischer Verein für das Ostermoor‘, 710 Mitglieder) hat der Verein insgesamt 4.930 Mitglieder (Stand 1.3.2019).4 Er gibt zusammen mit dem Heimatbund Landschaft Eiderstedt jährlich den

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