Handbuch der Sprachminderheiten in Deutschland. Группа авторов

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Jahre ist oft von Auswärtigen im Rahmen einer Prüfungsarbeit geleistet worden (Petersen-Seppälä 1994, Wanke 2008, Hendricks 2014), manchmal im Zusammenhang mit einem Vergleich mit anderen Sprachgemeinschaften (Dinkelaker 2002, Pech 2012, Gaidukevič o.J.). Infolge der Streichung der Friesisch-Professur an der Universität Flensburg (vgl. Kap. 7.3.3) hat an dieser eigentlich für die Schulforschung zuständigen Universität in den letzten gut 20 Jahren die diesbezügliche Forschung weitgehend brach gelegen. Obwohl der Bedarf an Forschung bekannt war (Steensen 2002: 110), liegen nur zwei kleine Projekte vor (Steensen 2003 und 2004). Eine gründliche Untersuchung zum Stand des Friesischunterrichts, worauf eine systematische Weiterentwicklung hätte aufgebaut werden können, hat nicht stattgefunden. Der einzige qualitative Forschungsansatz der letzten Zeit besteht in einer an der Universität Kiel durchgeführten Untersuchung zur Frage der Attitüden von Schülern und Schülerinnen sowie deren Eltern zum Friesischunterricht an der Grundschule in Lindholm (Grützmacher 2012). Unter dem neuen Professor für Nordfriesisch in Flensburg, Nils Langer, läuft ein Projekt über die Bedeutung u.a. des Schulunterrichts für den Gebrauch des Friesischen.

       Diskussionsforum: Ein Hauptproblem liegt im Mangel an einem geeigneten Forum mit sachkundigen Vertretern und Vertreterinnen der friesischen Volksgruppe sowie mit Befugnissen ausgestatteten sachkundigen Politikern und Politikerinnen und Verwaltungsbeamten und -beamtinnen, um die bekannten Probleme zu lösen und um Modelle für den Friesischunterricht weiter zu entwickeln.6 Sachverstand ist in der friesischen Volksgruppe vorhanden, er kommt aber im Augenblick nicht genügend zur Geltung. Bei den derzeitigen Bedingungen bleibt der gut gemeinte Handlungsplan „Sprachenpolitik“ eine Illusion.

      7.3.3 Friesisch an der Hochschule

       Das Institut für Skandinavistik, Frisistik und Allgemeine Sprachwissenschaft der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, Fachbereich Frisistik

      Obwohl es bereits seit dem Wintersemester 1879/80 Lehrveranstaltungen über das Friesische an der Universität Kiel gegeben hat (Walker 2004), erfolgte die institutionelle Verankerung des Friesischen an der Universität erst 1950 mit der Gründung der Nordfriesischen Wörterbuchstelle (Walker 2017b). 1972 wurde das Fach Friesische Philologie gegründet, 1978 wurde eine eigene Professur für Friesisch eingerichtet, die von Bo Sjölin1 besetzt wurde. Die Frisistik war von Anfang an Teil des Nordischen Instituts, das 2006 mit dem Institut für Allgemeine Sprachwissenschaft zusammengelegt wurde, um das neue Institut für Skandinavistik, Frisistik und Allgemeine Sprachwissenschaft (ISFAS) zu bilden. Seit dem Wintersemester 2017/18 heißt das Fach „Fachbereich Frisistik“.2

      Das Personal des Fachbereiches besteht aus einem Professor, einer wissenschaftlichen Mitarbeiterin in Vollzeit, einem Stipendiaten, zwei Lehrbeauftragten für Sprachkurse, einer Sekretärin (halbtags) und einer Schreibkraft. Integriert in den Fachbereich ist die Nordfriesische Wörterbuchstelle, zu deren Aufgaben die Dokumentation des Nordfriesischen in Text und Ton sowie die Lexikographie des Nordfriesischen gehören.

      Kiel ist die einzige Universität in Deutschland, die im Rahmen eines ZweiFächer-Studienganges einen vollständigen Studiengang BA und MA im Fach Friesisch anbietet. Eine Promotion ist ebenfalls möglich. Außerdem kann Friesisch als Fachergänzung beim Bachelorstudium oder als Ergänzungsfach im Lehramt für Gymnasien und Gemeinschaftsschulen studiert werden. In erster Linie wird in Kiel der wissenschaftliche Nachwuchs für die Frisistik ausgebildet. Viele Personen, die heute in Nordfriesland in der Sprach- und Kulturarbeit tätig sind, haben Friesisch in Kiel studiert.

      An den frisistischen Lehrveranstaltungen nehmen meist zirka 25 bis 30 Studierende teil, von denen etwa 15 das Fach studieren.3 Als Teil des Studiums werden Exkursionen angeboten, die nach Nord- und Westfriesland sowie in das Saterland führen (Walker 2010).

      Schwerpunkte in der Forschung sind neben der Lexikographie die Grammatikforschung und neuerdings die Literaturwissenschaft, die die Dialektologie und Sprachsoziologie ersetzt hat. Ferner werden unbekannte friesische Texte herausgegeben und alte Texte orthographisch modernisiert, übersetzt und kommentiert. Der Thesaurus des Nordfriesischen ist eine elektronische Datenbank, in der Glossare, Bibliographien, Grammatiken, literarische und sonstige Texte zur Verfügung stehen (Hoekstra 2019).

      Die Kieler Frisistik arbeitet mit dem Frysk Ynstitút der Universität Groningen, Niederlande zusammen, mit der sie eine gemeinsame Reihe Estrikken/Ålstråke herausgibt. Inzwischen sind 110 Bände in der Reihe erschienen.

      Unter dem Dach der Nordfriesischen Wörterbuchstelle sind seit 1988 16 Wörterbücher der nordfriesischen Mundarten erschienen (Walker 2015b: 164f.). Zwei weitere befinden sich derzeit in Arbeit.

       Das Friesische Seminar der Europa-Universität Flensburg

      Traditionell hat die 1946 gegründete Hochschule in Flensburg4 ein ambivalentes Verhältnis zum Friesischen. Der Friesischunterricht fand 1963, 1967–1970 und 1971/72–1988 im Rahmen von Lehraufträgen statt. Erst im Jahre 1988 wurde eine C4-Professur für Friesisch eingerichtet, deren Inhaber, der Frisist Nils Århammar5, gleichzeitig Direktor des Nordfriesischen Instituts in Bredstedt wurde. Als Århammar 1996 in den Ruhestand trat, strich der Rektor der Universität die Professur. Dies führte zu Protesten, die in eine Landtagsdebatte mündeten. Trotz Verweisen auf die Landesverfassung, auf internationale Vereinbarungen, die die Bundesregierung eingegangen war, auf einen Beschluss des Landtages sowie auf die minderheitenpolitische Bedeutung dieser Frage6 ließ sich der Rektor mit Hinweis auf die Hochschulautonomie nicht umstimmen. Es kam schließlich zum „Hochschulkompromiss“, wobei ein bereits tätiger oder noch einzustellender Mitarbeiter des Nordfriesischen Instituts in Bredstedt neben seiner Tätigkeit am Institut auch die Frisistik an der Hochschule vertreten sollte. Als Ausgleich für diese Tätigkeit, die aus sechs Semesterwochenstunden bestand, sollte das Institut jährlich 60.000 DM erhalten. Mit der Wahl des zu entsendenden Mitarbeiters wurde der Vorstand des Vereins Nordfriesisches Institut beauftragt, der sich für den Leiter des Instituts entschied. Dies bedeutete, dass jetzt ein Regionalhistoriker für die Ausbildung der Friesischlehrer zuständig war. Später erhielt dieser eine Honorarprofessur für die „Geschichte und geschichtliche Landeskunde Nordfrieslands“.7 2014 wurde an der Universität eine Professur für „Nordfriesisch, Minderheitenforschung und Minderheitenpädagogik“ ausgeschrieben, die seit August 2016 von dem Linguisten Nils Langer wahrgenommen wird (Nordfriisk Instituut 2016).8

      Obwohl die Hochschule für die allgemeine Ausbildung der Friesischlehrer für Grund- und Gemeinschaftsschulen zuständig ist, kann Friesisch nur im Rahmen des Germanistikstudiums studiert werden. Alle Lehramtskandidaten im Fach Germanistik sind, wie auch in Kiel, verpflichtet, im 3. und 4. Semester des Bachelor-Studiums ein Modul Friesisch oder Niederdeutsch zu belegen. Diejenigen, die das Modul Friesisch gewählt haben, können im 5. und 6. Semester Friesisch als Schwerpunkt studieren. Im Anschluss daran haben diese Studierenden die Möglichkeit, eine Zusatzqualifikation für die Tätigkeit als Friesisch-Lehrkraft zu erlangen. Dafür wird ein Zertifikatsstudium auf Masterniveau angeboten, das auch weiteren Interessenten mit entsprechenden Vorkenntnissen sowie aktiven Lehrkräften offensteht.9

      Etwa 100 Studierende haben im Wintersemester 2018/19 das Friesischmodul im 3. und 4. Semester und 15 Friesisch als Schwerpunkt im 5. und 6. Semester gewählt. Den Zertifikatskurs haben fünf Studierende belegt.

      Das Personal des Friesischen Seminars besteht aus einem Professor, einem Honorarprofessor, zwei wissenschaftlichen Mitarbeitern mit jeweils einer halben Qualifikationsstelle, einem Stipendiaten sowie drei Lehrbeauftragten (Sprachkurse).

      Schwerpunkte der Forschung sind die Sprachenpolitik, Minderheitensprachen und Identität in der Diaspora, Historische Dialektologie und Soziolinguistik, Soziale Medien und der Gebrauch des Nordfriesischen sowie die Sprachengeschichte Schleswig-Holsteins.

      Eine

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