Handbuch der Sprachminderheiten in Deutschland. Группа авторов

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war durch eine Personalunion gewährleistet, da der Leiter des Nordfriesischen Instituts gleichzeitig Honorarprofessor in Flensburg war (s.o.). Das Nordfriesische Institut ist auch ein „An-Institut“ der Universität Flensburg. Dagegen hat es in den letzten gut 20 Jahren nur eine begrenzte Zusammenarbeit zwischen diesen beiden Institutionen und dem Fachbereich Frisistik der Universität Kiel gegeben.10 Bei der Bewältigung sprachwissenschaftlicher Probleme, etwa bei der Erstellung von Sprachkursen, hat das Institut allerdings wohl Hilfe von der Kieler Frisistik erhalten.11 Eine gute Zusammenarbeit besteht seit langem zwischen der Frisistik in Kiel, der Ferring Stiftung auf Föhr, dem Quedens Verlag auf Amrum und dem Ruheständler Nils Århammar.

      7.3.4 Friesisch in der Volkshochschule

      1983 und 1986 hat die Nordfriesische Wörterbuchstelle der Universität Kiel in der Publikation Nordfriesische Sprachpflege Statistiken über die Zahl der im Rahmen der Erwachsenenbildung in Nordfriesland durchgeführten friesischen Sprach- und Heimatkundekurse veröffentlicht. Nach der Einstellung dieser Publikation 1988 übernahm 1997 das Nordfriesische Institut diese Aufgabe.1 Seitdem erscheint einmal im Jahr eine entsprechende Statistik in der Zeitschrift Nordfriesland. Die letzte Statistik bezieht sich auf den Winter 2015/16. Hier haben 105 Personen an elf Kursen teilgenommen.

      7.4 Friesisch in der Kirche

      Gemäß dem derzeitigen Stand der Forschung fand vermutlich der erste Gottesdienst in friesischer Sprache 1924 in Klanxbüll statt (Steensen 1986: 360).1 Ansonsten war die Amtssprache auch Kirchensprache. In der Folgezeit wurden verschiedentlich die Jahresversammlungen des Nordfriesischen Vereins mit friesischen Gottesdiensten eingeleitet. Seit dem Zweiten Weltkrieg finden friesische Gottesdienste im Rahmen von friesischen Festen, Kongressen u.ä. statt. Unterstützung fanden die örtlichen Pastoren nach 1950 durch einen westfriesischen Geistlichen, der im Rahmen der Wiederaufnahme und Fortsetzung interfriesischer Beziehungen aktiv war (Dahl 2012).

      Problematisch ist der Mangel an muttersprachlichen Friesischkenntnissen bei den meisten Pastoren. Ein von der Insel Föhr stammender, aber in Niedersachsen wohnender Pastor hält gelegentlich friesische Gottesdienste ab. 2003 hat er ein Treffen mit allen Pastoren organisiert, die Friesisch im Gottesdienst gebrauchen (können), um Möglichkeiten für Friesisch in der Kirche auszuloten (Dahl 2003).

      Teile der Bibel sind in einzelne friesische Mundarten übersetzt worden. Das Neue Testament und die Psalmen wurden zum Beispiel 1870 ins Sylterfriesische übersetzt, aber erst 2008 veröffentlicht (Clemens 2008). Lange Zeit galt, dass nur die Matthäus- und Markusevangelien in der Mooringer Mundart, neben vereinzelten verstreuten Texten, veröffentlicht worden waren. 2006 erschien eine weitere Übersetzung des Neuen Testaments in Sylterfriesischer Sprache (Frank 2006, 2008 und 2010).

      Der o.g. Pastor von der Insel Föhr brachte ein friesisches Kirchen-Gesangbuch in mehreren Mundarten (Dahl 2000) sowie ein Heft mit fünf Predigten in der Mooringer Mundart heraus (Dahl 1994). Ferner hat er Texte von Gottesdiensten in Föhrer und Amrumer Mundart 1926–2001 (Dahl 2001a), in Sylter Mundart 1995–2001 und in Helgoländer Mundart 1991–2001 zusammengestellt (Dahl 2001b).

      7.5 Friesisch in den Medien

      7.5.1 Friesisch in Radio und Fernsehen

      Das Thema Friesisch in Radio (und Fernsehen) lässt sich bis in das Jahr 1976 zurückverfolgen (Friedrichsen et al. 1999: 18) und hat zu einer Reihe von Publikationen und Kommentaren geführt (z.B. Alcock/O’Brien 1980, Nordfriisk Instituut 1987, Hingst 1990, Riecken 1991 und 1999, Funck 2013, Haug 2013 und Ketels 2013).

      Das wichtigste Anliegen der friesischen Volksgruppe ist die Aufnahme regelmäßiger Sendungen in nordfriesischer Sprache im öffentlich-rechtlichen Rundfunk (NDR). Diese Forderung wurde stets seitens des NDR mit Argumenten wie der friesischen Dialektvielfalt und der geringen Sprecherzahl abgewiesen. Es wurde darauf hingewiesen, dass der Rundfunk ein Massenmedium sei, während die friesische Volksgruppe keine Masse darstelle. Ferner dürfte eine friesische Sendung eine „Abschaltfunktion“ haben. Nach langen Diskussionen kam am 4.4.1989 ein bescheidener Durchbruch mit dem Beginn der dreiminütigen Sendung Friisk for enarken (‚Friesisch für jedermann‘), die einmal wöchentlich mittwochs gegen 20.30 in NDR 1 Welle Nord ausgestrahlt wird. Gesendet wird das Programm von Flensburg aus und wird im Regionalbereich Flensburg empfangen (etwa bis zu einer Linie Husum-Schleswig). Ansonsten lässt es sich im Internet abrufen.1 Das ist bis heute (2019) der Stand.

      Um den Bedarf an friesischsprachigen Journalisten zu decken, die die Sendung erst ermöglichen, besucht der Fachbereich Frisistik der Universität Kiel regelmäßig das NDR-Studio in Kiel, wo Studierende kostenlos eine Zusatzqualifikation als Rundfunk-Journalist erhalten können. Seit langem sorgt außerdem eine Journalistin aus Flensburg regelmäßig für Beiträge (Haug 2013).

      Im Versuche, das Defizit an Radiosendungen auszugleichen, unterstützt der NDR friesische Organisationen bei der Austragung der Veranstaltung Ferteel iinjsen! (‚Erzähl mal!‘) (vgl. Kap. 7.6.5).

      Da die friesische Volksgruppe sich mit diesem Zustand nicht zufriedengeben wollte, sind mehrere Privatinitiativen entstanden (Pingel/Steensen 2011, Funck 2013). In den 1990er Jahren entstand unter dem Namen Radio Friislon eine Reihe einstündiger Sendungen im Radio, wo Friesen zum ersten Mal mit dem Offenen Kanal Westküste zusammenarbeiteten. Enttäuscht über das fehlende Interesse seitens des NDR wurden die Sendungen nach zirka zwei Jahren eingestellt.

      1999 wurde der ferian for en nuurdfresk radioffnr (‚Verein für ein nordfriesisches Radio‘) in Kiel gegründet, dessen Ziel die Einrichtung eines eigenen friesischen Senders war (Riecken 2010). Unter dem Namen Radio Redbad wurden friesische Sendungen fürs Internet produziert. Der Verein ging einen Schritt weiter und setzte sich für die Produktion von Dokumentarfilmen ein, die anschließend beim Medienbüro Riecken realisiert wurde (vgl. Kap. 7.5.3).

      Ein weiteres Projekt des ffnr waren 2001 vier Sendungen unter dem Namen Friiske Perspäktiiwe (‚Friesische Perspektiven‘) im kommerziellen Sender Radio Schleswig-Holstein (RSH).

      Das nächste Projekt war Nordfriisk Radio (NFR), das am 1.4.2004 auf Sendung ging. Der Sender befand sich im Versammlungshaus der Foriining for nationale Friiske in Stedesand und arbeitete mit dem modernen Gedanken eines Webradios. Auf Grund technischer Schwierigkeiten und der Überlastung der wenigen Aktiven wurde der Sender nach drei Jahren eingestellt. Die hier gemachten Erfahrungen ebneten aber den Weg für weitere Entwicklungen.

      Im März 2009 ging in Leck ein neues Webradio Radio Magic Music auf Sendung, wo von montags bis freitags mehrere Male am Tag friesische Nachrichten unter dem Namen Nais foon diling (‚Neues von heute‘) ausgestrahlt wurden (Funck 2012). Als auch dieser Sender Ende 2010 seine Arbeit einstellen musste, übernahm der neue Sender Friisk Funk den Nachrichtendienst.

      2010 löste sich der Verein ffnr auf, als der Friesenrat die Unterstützung der Produktion von Dokumentarfilmen einstellte. Ein weiterer Grund war die Inbetriebnahme des neuen Senders Friisk Funk am 25.9.2010 in den Räumlichkeiten der Ferring Stiftung auf Föhr. Dieser geht montags bis freitags von 8 bis 10 Uhr im Offenen Kanal sowie im Internet auf Sendung.2 Finanziert wird der Sender durch die Ferring Stiftung, öffentliche Projektmittel und den Offenen Kanal Schleswig-Holstein. Der Sender kann auf den Inseln und zum Teil auf dem Festland sowie übers Internet empfangen werden (Ketels 2013).

      Auch nach Einrichtung von Friisk Funk ging die Entwicklung weiter. Im Jahre 2011 entstanden 18 kurze Komödien als Hörspiele unter dem Namen E krouf bai e Wiidou (‚Das Wirtshaus an der Wiedau‘), in denen alle fünf in der Region gesprochenen Sprachen

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