Handbuch der Sprachminderheiten in Deutschland. Группа авторов

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die fremdsprachliche Struktur noch durchschimmern können.

      Der Mangel an Literatur ist oft darauf zurückgeführt worden, dass man in Nordfriesland nicht auf Friesisch schreiben kann oder will. Inzwischen haben jedoch verschiedene Schreibwettbewerbe gezeigt, dass es in Nordfriesland (und auch außerhalb) durchaus potentielle Schriftsteller gibt, die es zu mobilisieren gilt. Probleme bereitet nach wie vor die Orthographie, so dass alle Schriften vor einer eventuellen Veröffentlichung von kompetenten Kräften durchgesehen werden müssen.

      Aufgrund der Dialektvielfalt und des Fehlens einer überdialektalen Norm erscheinen Bücher entweder in einem Dialekt oder sie müssen gleichzeitig in mehrere Dialekte übersetzt werden. Das hat unmittelbare wirtschaftliche Rückwirkungen, da dadurch nur niedrige Auflagen möglich sind, die sich für keinen Verlag rentieren.

      Problematisch ist auch die Finanzierung friesischer Bücher. Obwohl sich die finanzielle Unterstützung der friesischen Volksgruppe über die Jahre verbessert hat, müssen häufig Sponsoren für die Publikation von Büchern gesucht werden. Die Herausgabe des Kinderbuches Paul an Emma snaake fering (‚Paul und Emma sprechen Föhrerfriesisch‘) im Jahr 2018 wurde zum Beispiel durch die Unterstützung von vier Sponsoren ermöglicht.

      7.6.2 Verlage mit friesischen Büchern

      Es gibt verschiedene Verlage in Nordfriesland, die friesische Bücher in ihrem Sortiment haben. Im Folgenden werden die wichtigsten aufgeführt:

       Der in Husum ansässige Verlag „Husum Druck- und Verlagsgesellschaft“ hat einige Bücher auf Friesisch publiziert, insbesondere in Zusammenarbeit mit der Ferring Stiftung auf Föhr.1

       Auf der Insel Amrum befindet sich der Verlag „Jens Quedens“ mit einem breiten Sortiment an Nordfriesland – insbesondere die Insel Amrum – betreffenden sowie friesischsprachigen Büchern (Quedens 2019).2

       Die Ferring Stiftung auf der Insel Föhr fungiert auch als Verlag.3 Zwei Spezialitäten sind die Produktion von föhrerfriesischer Literatur in Zusammenarbeit mit den Friesischkursen am Gymnasium in Wyk sowie die Dokumentation der inselfriesischen Sprachkultur (Redewendungen, Kinderreime) in Zusammenarbeit mit einer Gruppe von Muttersprachlerinnen.

       Der nordfriesische Verein Frasche Feriin for e Ååstermååre verfügt über einen kleinen Verlag im Andersen-Haus in Risum-Lindholm.4

       Die Nordfriesische Wörterbuchstelle bzw. das Fach Friesische Philologie der Universität Kiel hatte früher in Zusammenarbeit mit der Freien Universität Amsterdam die Reihe Co-Frisica. Als 1992 die Frisistik in Amsterdam eingestellt wurde, begann eine Kooperation mit der Frysk Ynstitút der Universität Groningen mit der Reihe Estrikken/Ålstråke (Walker 2015b). Hier sind inzwischen 110 Bände erschienen.5

       Das Nordfriesische Institut in Bredstedt fungiert auch als Verlag mit Büchern über Nordfrieslands Sprache, Geschichte und Kultur.6 Von Zeit zu Zeit erscheinen Verzeichnisse mit dem Verlagsangebot.

      Die Friisk Foriining, der Verlag „Jens Quedens“ und das Nordfriesische Institut haben nicht nur Bücher, sondern auch Grußkarten in verschiedenen friesischen Mundarten im Sortiment.

      7.6.3 Friesisch im Theater

      Das friesische Theater kann auf eine lange Tradition zurückblicken. Den Beginn der friesischen Literatur markiert 1809 die Komödie „Der Geitzhals oder der Silter Petritag“ des Küsters und Navigationslehrers Jap. P. Hansen auf der Insel Sylt. Nachdem Laienspielgruppen viele Jahre sowohl auf den Inseln als auch auf dem Festland aktiv waren, finden Theatervorstellungen heute häufiger auf dem Festland statt. Im Andersen-Haus in Risum-Lindholm wird zum Beispiel alljährlich eine friesische Komödie von der sehr beliebten Theatergruppe Frasch Klüüs (‚Friesischer Vorhang‘) mehrmals aufgeführt.1

      Um die friesische Theater-Arbeit zu modernisieren und zu professionalisieren, wurden 2004 erstmalig Seminare für Laienspieler und -spielerinnen abgehalten (Arfsten 2004). Ein Jahr später trat bei der Friisk Foriining erstmalig die Jugend-Theatergruppe Dolores auf. 2014 fand als Novum ein friesisches Musical in Niebüll statt, und 2016 wurde der Verein Et Nordfriisk Teooter (‚Das Nordfriesische Theater‘) gegründet, der „das Potenzial besitzt, eine Schlüsselrolle in der nordfriesischen Kulturarbeit einzunehmen“ (Bosse 2017) und der 2017 ein modernes Theaterstück in Leck aufführte. Im selben Jahr folgten zwei weitere Stücke (Hoop 2017) und 2018 das zweite Musical (Nommensen 2018). Interessant ist hier nicht nur die neue, moderne Ausrichtung des Theatervereins, sondern auch die Tatsache, dass die Initiatoren und Schauspieler und -spielerinnen zu einem guten Teil „new speakers“ der friesischen Sprache sind. Theater gilt jedenfalls als geeignetes pädagogisches Instrument für den Spracherwerb (Hilpert 2005).

      Auch in der Schule wird oft Theater in Form von Sketchen bei festlichen Anlässen aufgeführt und auf Sylt findet am Ende der winterlichen Volkshochschulkurse ein Abschlussabend mit friesischem Puppenspiel statt (Jessen 2016).

      7.6.4 Friesisch in der Musik

      Obwohl der Satz „Frisia non cantat“ oft zitiert wird, spielt Musik in Nordfriesland eine wichtige Rolle. Es gibt eine Vielfalt an Chören, die friesische, nieder- und hochdeutsche Lieder singen und die an mehrsprachigen Sängerfesten teilnehmen (Nordfriisk Instituut 2006, Hahn 2018). Ferner haben einzelne Vereine ihre eigenen Gesangsgruppen, zum Beispiel Da Frasche Loosche (‚Die friesischen Lerchen‘) und Da Latje Loosche (‚Die kleinen Lerchen‘) vom Frasche Feriin for e Ååstermååre in Risum-Lindholm, oder Da Säkstante1 (‚Die Sextanten‘) von der Friisk Foriining. Auf Festen tragen oft Schulkinder in Begleitung ihrer Lehrer und Lehrerinnen mehrsprachige Lieder vor, und schließlich ergreift auch das Publikum manchmal gerne die Initiative zum Singen.

      Eine ungewöhnlich hohe Zahl von Liederbüchern weist das Lied als die populärste Literaturgattung des Nordfriesischen aus. Von besonderer identitätsstiftender Bedeutung sind die Lieder, die quasi den Rang von Nationalhymnen angenommen haben, zum Beispiel „Üüs Sölring Lön“ (‚Unser Sylt‘) für Sylt, „Frinjer, Leet’s Bewaare Üsens Fering Spriik“ (‚Freunde, Lasst Uns Bewahren Unsere Friesische Sprache‘) auf Föhr, und „Min Öömrang Lun“ (‚Mein Amrum‘) auf Amrum (Wilts 2001c: 407). Inzwischen ist das auf dem Festland besonders beliebte Lied „Gölj, Rüüdj, Ween“ (‚Gold, Rot, Blau‘) als Kreishymne angenommen und in andere Sprachen übersetzt worden (Nordfriisk Instituut 2015b).

      Von den Musikgruppen mit friesischen Liedern im Repertoire dürften Kalüün2 von Föhr sowie das Dragseth Duo (Johannsen 2020)3 und die 30 Personen umfassende Gruppe Klångspal vom Festland am bekanntesten sein.4 Weitere Gruppen sind die Band Lembeck5 und neuerdings die Gruppe Frisia non cantat.

      Inzwischen gibt es ein gewisses Angebot an friesischer Musik und Erzählungen auf diversen Tonträgern, zum Beispiel Schallplatten, Kassetten, CDs und DVDs. Die ersten Schallplatten mit friesischen Liedern dürften „Ihr solltet mich nicht vergessen“ (1973) und „Leeder vun mien Freesenhof“ (1976) vom Liedermacher Knut Kiesewetter sein, die ersten Schallplatten mit ausschließlich friesischen Liedern dürfte Anke Moritzen aus dem Herrenkoog 1980 und einige Jahre davor aufgenommen haben (Holander 1980). 1986 ist auf Initiative der Schule in Fahretoft die Schallplatte „Bai üs tu hüs“ (‚Bei uns zu Hause‘) mit friesischen Liedern und Erzählungen erschienen (Johannsen 1987a). In den letzten Jahren sind mehrere CDs mit friesischen Liedern veröffentlicht worden, zum Beispiel „Hiimstoun“ (‚Heimat‘) vom Dragseth Duo zusammen mit Drones & Bellows (2004) und „Spöören“ (‚Spuren‘) von

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