Handbuch der Sprachminderheiten in Deutschland. Группа авторов

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(Funck 2013: 186f.).

      Auf der Insel Sylt begann 2009 der private Radiosender Syltfunk – Söl’ring Radio friesische Beiträge im Internet, ab dem 31.5.2015 auf UKW zu senden. Nach Anmeldung der Insolvenz wurde der Sender im Februar 2019 vom kommerziellen Sender Antenne Sylt übernommen, der seit 2011 ebenfalls Sendungen in friesischer Sprache ausstrahlt (Nordfriisk Instituut 2011a), inzwischen über UKW, Kabel, Internet und Dab Plus.3

      Der jüngste friesische Sender tjabelstünj (‚Klönstunde‘) wird von Studierenden der Universität Kiel im Offenen Kanal betrieben. Seit Februar 2016 sendet er mittwochs und freitags in verschiedenen Mundarten (Böhmer 2018). Viele Aktivisten auf dem Gebiet der Medien sind ehemalige Studierende des Fachbereichs Frisistik der Universität Kiel.

      Im Fernsehen ist Friesisch nur sehr selten zu sehen. Gelegentlich werden Filme mit friesischen Beiträgen und deutschen Untertiteln ausgestrahlt. Die vom Medienbüro Riecken produzierten Dokumentarfilme finden im öffentlichen Fernsehen keine Berücksichtigung.

      Oft wurde beklagt, dass kein Vertreter der Regional- und Minderheitensprachen in einem Fernsehrat säße. Seit dem 1.6.2016 ist Karin Haug Mitglied im ZDF-Fernsehrat, wo deutlich wird, dass viel Arbeit zu leisten ist. Ein Anfang ist aber gemacht (Haug 2017).

      Obwohl sich der NDR bis heute weigert, auf die Forderungen der friesischen Volksgruppe einzugehen, was immer wieder von den Sachverständigenausschüssen des Europarates beanstandet wird, hat eine kleine Gruppe von Enthusiasten mehrfach die Möglichkeiten eines friesischen Senders unter Beweis gestellt. Inzwischen sieht der NDR ein, dass es „besser“ sein könnte (Nordfriisk Instituut 2017a).

      7.5.2 Friesisch in Zeitung und Zeitschrift

      Es gibt nur ein spärliches Angebot an Friesisch in Zeitungen und in Zeitschriften.

      Die im Schleswig-Holsteinischen Zeitungsverlag erscheinenden Zeitungen Sylter Rundschau, Insel-Bote, Nordfriesland Tageblatt und Husumer Nachrichten bringen etwa einmal im Monat eine Seite mit friesischen und niederdeutschen Beiträgen. Außerdem erscheinen hier gelegentlich Familienanzeigen wie Hochzeitstags-, Geburtstags- und Todesanzeigen in friesischer und niederdeutscher Sprache. Diese Zeitungen haben eine tägliche Auflage in Höhe von 29.393 Exemplaren. Die Zeitung der dänischen Minderheit Flensborg Avis bringt ebenfalls gelegentlich kleine Artikel auf Friesisch, meist in der wöchentlichen Beilage Kontakt (Auflage ca. 13.000).

      An Zeitschriften bringen der Heimatkalender des Nordfriesischen Vereins Zwischen Eider und Wiedau (Auflage 3.000) sowie die Quartal-Zeitschrift Nordfriesland des Nordfriesischen Instituts (Auflage 1.800) regelmäßig Beiträge auf Friesisch. Die auf Helgoland erscheinende Monatszeitschrift Der Helgoländer enthält gelegentlich helgoländische Beiträge.

      Verschiedene nordfriesische Vereine bringen ebenfalls eine Zeitschrift heraus: Seit 1989 erscheint zweimal im Jahr Di Mooringer Krädjer (‚Der Mooringer Hahn‘) des Frasche Feriin for e Ååstermååre. Die Mitglieder der Friisk Foriining erhalten dreimal im Jahr das Mitteilungsblatt Friisk Tising (‚Friesische Nachrichten‘). Auf Sylt erscheint der Jahresbericht des Sylter Vereins mit Beiträgen auf Sylterfriesisch. Hier erscheint auch der Sylter Spiegel, ein Informations- und Werbeblatt für die Insel Sylt, ebenfalls mit friesischen Beiträgen. Auch in der Monatszeitschrift Schleswig-Holstein des Schleswig-Holsteinischen Heimatbundes ist gelegentlich ein Artikel auf Friesisch zu finden. Im Zusammenhang mit der lexikographischen Arbeitsgruppe in der Wiedingharde begann 1992 der örtliche Nordfriesische Verein das Heft En krumpen üt e Wiringhiird (‚Ein bisschen aus der Wiedingharde‘) herauszubringen. Auf Grund des Ablebens der meisten Mitglieder der Arbeitsgruppe ist das Heft inzwischen eingestellt worden.

      2002 wurde auf Initiative von drei Frisisten die friesische Literaturzeitschrift Noost (‚steinerner Tränktrog‘) ins Leben gerufen. 2005 wurde sie wieder eingestellt. Insgesamt sind sechs Hefte erschienen.

      Im vom Nordfriesischen Institut herausgegebenen Nordfriesischen Jahrbuch (Auflage 700) erscheint eine Bibliographie der im abgelaufenen Jahr in Zeitungen und Zeitschriften erschienenen nordfriesischen Texte.

      7.5.3 Friesisch im Film

      Der vermutlich erste Film auf Friesisch Klaar Kiming ist 1991 in Dänemark erschienen. Auf Grund des Bedarfs an weiteren Dokumentarfilmen über das Friesische entstand das Medienbüro Riecken, das sich ab 2002 auf friesische Filme spezialisierte. Auftraggeber waren der nordfriesische Radio-Verein ferian för en nuurdfresk radio – ffnr sowie verschiedene friesische Vereine. 21 friesische Dokumentarfilme, zwei friesisch-plattdeutsche Dokumentarfilme, drei friesische Kinderfilme und neun friesische Kurzbeiträge wurden produziert. Veröffentlicht wurden die Filme u.a. durch Aufführungen in Kinos und in Versammlungen. Im öffentlich-rechtlichen Fernsehsender wurden sie nie gesendet. Ende 2015 hat das Medienbüro seine Arbeit eingestellt.1 Eine Fortführung der filmischen Arbeit für das Friesische in Nordfriesland ist nicht in Sicht.

      Die von Föhr gebürtige Journalistin Elin Hinrichsen hat ebenfalls vier Dokumentarfilme gedreht, in denen das Friesische eine Rolle spielt (Riecken 2018b).

      Seit 2006 zeichnet sich die Friisk Foriining für das „European Minority Film Festival“ zuständig, das alle zwei Jahre im Kino Center Husum stattfindet und Filme in unterschiedlichen Minderheitensprachen zeigt. Das siebte Festival fand 2018 statt (Nordfriisk Instituut 2018d).

      7.5.4 Friesisch in den sozialen Medien

      Bislang liegt erst eine Untersuchung zur Frage von Nordfriesisch in den sozialen Medien vor (Heyen 2020).1 Hier wird zwischen sichtbarer und unsichtbarer Sprache unterschieden. Mit sichtbarer Sprache sind öffentlich zugängliche Webseiten gemeint, die Friesisch anwenden. Das Friesische hat hier teilweise eine Symbolfunktion, kann sich aber auch in der Darstellung eines vollwertigen Angebotes wiederfinden. Da die Sprache bei privaten Internetnutzern meist unsichtbar ist, weil sie größtenteils nur in privaten Unterhaltungen genutzt wird, wurden erste Erkenntnisse durch eine Fragebogenaktion gewonnen.

      Die Studie zeigt, dass viele Friesischsprecher in ihrer alltäglichen, digitalen, internetbasierten Kommunikation Friesisch gebrauchen. Die am häufigsten verwendeten Dialekte sind Föhrerfriesisch, Amrumerfriesisch und Mooring vom Festland. Das Kommunikationsverhalten aus der Offline-Welt spiegelt sich weitgehend in der Online-Welt wider. In beiden Fällen hindert die Reichweitebegrenzung den Gebrauch des Friesischen, so dass in einer nicht-privaten Situation das Deutsche eher zum Zuge kommt. Dies führt dazu, dass Nordfriesisch insbesondere in privaten Nachrichten über Messenger-Dienste wie WhatsApp gebraucht wird. Eine Hemmschwelle für den Gebrauch des Friesischen ist die Unsicherheit in der friesischen Orthographie.

      7.5.5 Friesisch in Wikipedia

      Seit 2010 existiert eine nordfriesische Wikipedia, die mit zirka 8.500 Einträgen unter der Adresse frr.wikipedia.org zu finden ist (Jessen 2015).

      7.6 Literatur, Theater, Musik und weitere kulturelle Felder

      7.6.1 Friesische Literatur

      Die literarische Produktion im Friesischen ist seit ihrem Anfang im Jahre 1809 spärlich geblieben, auch wenn es in den letzten Jahren Bemühungen gegeben hat, dies zu steigern (vgl. Kap. 7.6.5).1 Wegen des Ausbaus des friesischen Schulunterrichts besteht ein Teil der heutigen Produktion aus Kinderbüchern. Bei der Erwachsenenliteratur handelt es sich meist um Erinnerungen aus alten Zeiten, Kurzgeschichten, Gedichte und Theaterstücke. Eine Festlandfriesin

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