Handbuch der Sprachminderheiten in Deutschland. Группа авторов

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Friesische Wettbewerbe

      Im Laufe der Jahre sind mehrere Wettbewerbe entstanden, die der Förderung des Friesischen dienen.

      Um die spärliche Literaturproduktion in friesischer Sprache zu fördern, wurde 1989 ein friesischer Schreibwettbewerb vom Nordfriesischen Institut und der Ferring Stiftung initiiert (Johannsen 1989). Diesen Gedanken griffen 2001 der NDR 1 Welle Nord und das Nordfriesische Institut in Bredstedt mit dem Schreibwettbewerb Ferteel iinjsen! (‚Erzähl mal!‘) wieder auf (Pingel 2001a). Die gesammelten Geschichten werden entweder in Buchform herausgegeben oder erscheinen als einzelne Erzählungen in der Zeitschrift Nordfriesland. Im Jahre 2018 erfolgte bereits der 10. Schreibwettbewerb.

      2004 fand ein ähnlicher Schreibwettbewerb in den Sprachen Friesisch, Jütisch und Niederdeutsch statt. Der Wettbewerb hieß Schriw et ap! Schriev dat op! Skryv de op! (‚Schreib es auf!‘). Hier ging es darum, eine Zeitungsreportage über eine Person mit einem ungewöhnlichen Hobby zu schreiben. Die besten Artikel wurden prämiert und in den örtlichen Zeitungen veröffentlicht (Nordfriisk Instituut 2004).

      In Anlehnung an den niederdeutschen Lesewettbewerb „Schüler lesen Platt“ wurde 1987 der erste friesische Lesewettbewerb für Kinder von der 2. bis zur 13. Klasse durchgeführt (Johannsen 1987b). Für diesen und die folgenden Wettbewerbe wurden Hefte mit friesischen Texten in mehreren Mundarten herausgegeben. Der achte und scheinbar letzte Lesewettbewerb fand 2009 statt.

      Im Rahmen der Aktion „Sprachenland Nordfriesland“ (Peters-Bruhn/Bies 1998, Tadsen 2000) entstand 2001 der Wettbewerb „Sprachenfreundliche Gemeinde“. Hier werden in unregelmäßigen Abständen Gemeinden ausgezeichnet, die die regionalen Sprachen Nordfrieslands im öffentlichen Leben besonders fördern (Pingel 2002).

      2009 hat die Arbeitsgruppe „Sprache und Literatur“ des Nordfriesischen Instituts zwei Wettbewerbe ausgeschrieben. Beim ersten ging es darum, das schönste Wort des Jahres zu finden (Vanselow 2009). Beim zweiten handelte es sich um die erste „Tams-Jörgensen-Preisaufgabe“, die nach dem ersten Leiter des Instituts benannt ist. Hier sollte ein Rätsel gelöst werden (Laabs 2009). Bislang hat es vier solche Preisaufgaben gegeben.

      2010 wurde ein Musikwettbewerb ins Leben gerufen, dessen Ziel es war, mehr Menschen Mut zu machen, auf Friesisch zu singen. Der dritte Wettbewerb fand 2017 statt (Nordfriisk Instituut 2017b).

      2011 folgte ein Wettbewerb, in dem es um die Frage ging, wer der größte Nordfriese aller Zeiten wäre. Vorsorglich wurde darauf hingewiesen, dass lebende Personen nicht genannt werden durften (Kunz 2011, Steensen 2011b).

      7.6.6 Preise, die in Nordfriesland vergeben werden

      Der bedeutendste Preis im Kreis Nordfriesland ist der Hans-Momsen-Preis, der seit 1986 jährlich vom Kreis Nordfriesland an Persönlichkeiten verliehen wird, die sich in besonderer Weise um das kulturelle Leben in Nordfriesland einschließlich der Sprachenvielfalt verdient gemacht haben.1

      In Erinnerung an die Verdienste des Chronisten Christian Peter Hansen wird auf der Insel Sylt seit 1960 der C.-P.-Hansen-Preis für besondere Leistungen in Bezug auf die Bewahrung der friesischen Sprache, der Kultur, des Brauchtums und der Natur vergeben.2

      Der Frasche Feriin for e Ååstermååre verleiht seit 2001 einen Kulturpreis für Einsatz und Engagement für die friesische Kultur und Sprache.

      Seit 2001 wird in unregelmäßigen Abständen der Christian-Feddersen-Preis für nordfriesische Schüler und Schülerinnen verliehen, die sich besonders mit der friesischen Sprache, Geschichte und Kultur befasst haben (Pingel 2001b). 2016 wurde der Preis das letzte Mal verliehen.

      Die Schleswig-Holsteinische Universitätsgesellschaft an der Universität Kiel vergibt jedes Jahr den Professor-Miethke-Förderpreis. In den Jahren 2015/16 hieß das Thema „Schleswig-Holstein: Ein Land mit vielen Sprachen“. 2015 erhielt die Nis-Albrecht-Johannsen-Schule in Lindholm den 2. Preis für das langjährige Projekt Friesisch in der Schule.

      7.6.7 Friesisch im Krankenhaus

      2008 erschien eine Schrift zum Thema Niederdeutsch und Friesisch im Krankenhaus und in der Pflege, die darauf aufmerksam machte, dass dieser Aspekt der Sprachenpolitik bei der friesischen Volksgruppe bislang kaum beachtet worden war (Bundesraat för Nedderdüütsch).

      8 Die soziolinguistische Situation

      8.1 Das Friesische

      Das Friesische ist eine westgermanische Sprache, die am nächsten mit dem Englischen verwandt ist. Sie besteht aus drei Zweigen: dem Westfriesischen in der niederländischen Provinz Fryslân/Friesland (ca. 400.000 Sprecher) (Gorter 2001), dem Ostfriesischen (Saterfriesischen) im Saterland in der Nähe von Oldenburg i.O. (ca. 2.000 Sprecher) (Fort 2001; vgl. Peters in diesem Band) und dem Nordfriesischen im Kreis Nordfriesland sowie auf der Insel Helgoland. Friesisch gehört zu den Minderheitensprachen, die keinen Nationalstaat haben.1

      Das Nordfriesische gilt als eine der am stärksten gefährdeten Sprachen Europas und landet in einer Untersuchung zur Vitalität von 48 Minderheitensprachen in Europa mit sechs von 28 möglichen Punkten auf Platz 35 (Nelde et al. 1996: 65). Auch im UNESCO Red Book on Endangered Languages: Europe wird die Sprache als eine „seriously endangered language“ eingestuft (Salminen 1999).2

      Heute besteht das Nordfriesische aus neun Hauptmundarten (s. Abb. 2).3 Diese unterscheiden sich teilweise so stark, dass eine Verständigung auf Friesisch häufig nur schwer möglich ist. Daher neigen Sprecher unterschiedlicher Mundarten vielfach dazu, für Kommunikationszwecke auf eine Lingua franca auszuweichen. Dies war früher das Niederdeutsche, heute ist es weitgehend das Hochdeutsche. Es hat sich jedoch gezeigt, dass durch eine verstärkte interdialektale Zusammenarbeit Sprecher unterschiedlicher Dialekte lernen können, sich auf Friesisch zu verständigen.

      Abb. 2: Gliederung der nordfriesischen Mundarten4

      Die durch den unterschiedlichen Zeitpunkt der Besiedlung bedingte wichtigste Mundartgrenze liegt zwischen den inselfriesischen Mundarten von Sylt, Föhr, Amrum und Helgoland einerseits und den festlandfriesischen Mundarten einschließlich der Halligmundarten andererseits. Andere Gründe für die Entstehung der Dialektzersplitterung waren die Abgeschiedenheit der einzelnen Dörfer und die relative Unzugänglichkeit (Sumpf- und Moorgebiete sowie im Winter kaum passierbare Kleiwege) sowie der unterschiedliche Einfluss der benachbarten Sprachen Dänisch (Jütisch) und Niederdeutsch. In den nördlichen festland- und inselfriesischen Mundarten ist der dänische Einfluss stärker spürbar, während die südlichen festlandfriesischen Mundarten und das Helgoländische eher vom Niederdeutschen beeinflusst sind. Ferner hat es nie einen zentralen Ort gegeben, der dialektausgleichend gewirkt hätte.

      Im Gegensatz etwa zum Rätoromanischen mit der übergeordneten Schriftnorm „Rumantsch Grischun“ gibt es im Nordfriesischen keine einheitliche friesische Schriftsprache. Jede einzelne Mundart hat ihre eigene Orthographie (Wilts 2001a). Wörterbücher und Formenlehren sind inzwischen für die meisten Mundarten erstellt worden (Walker/Wilts 2001, Wilts 2001b).

      8.2 Sprache in Nordfriesland

      Jedes Dorf in Nordfriesland ist sprachlich heterogen, da die einzelnen Einwohner über unterschiedliche Sprachkenntnisse verfügen. Die in Kap. 3.1 vorgenommene grobe Einteilung der Sprachen bedeutet nur, dass in den jeweiligen Gebieten

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