Der kleine Eheretter. Monika Röder

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Der kleine Eheretter - Monika Röder Carl-Auer Ratgeber

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Schnipp verändern. Darum lesen Sie das Büchlein ruhig öfter.

      Am wirkungsvollsten ist es natürlich, wenn Sie es mit Ihrem Partner zusammen Abschnitt für Abschnitt lesen und anschließend die Übungen unabhängig voneinander bearbeiten. So können Sie alles gut verinnerlichen und machen es schon bald wie im Schlaf richtig.

      Nun gibt es natürlich auch die eine oder andere Partnerschaft, bei der sich einer von beiden nicht motivieren lässt, einen »Psychoratgeber« in die Hand zu nehmen, geschweige denn, ihn aktiv zu bearbeiten. Hier gilt: Machen Sie’s allein. Gehen Sie mit gutem Beispiel voran und setzen Sie das Gelernte um. Ich gehe fest davon aus, dass Sie Ihren Partner bzw. Ihre Partnerin damit überraschen werden. Vielleicht führt das allein schon vom Teufelskreis zurück in einen »Engelskreis«. Vielleicht ernten Sie aber auch Interesse und Neugier und können den anderen in einer zweiten Runde mit ins Boot holen.

      Und falls das immer noch nicht ausreichen sollte, finden Sie am Ende des Buches Tipps, wo und wie Sie die für Sie passende professionelle Unterstützung finden.

      Ich wünsche Ihnen von Herzen gutes Gelingen!

       Monika Röder

      P. S.: Noch ein Satz zum Titel Eheretter. »Ehe« steht hier für »verbindliche Partnerschaft« – ob mit Trauschein oder ohne. Zwischen Mann-Frau, Frau-Frau, Mann-Mann oder was dazwischen. Und ob mit göttlichem Segen oder ohne.

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      WIE WIR TICKEN: KLEINER ÜBERBLICK ÜBER DAS STRICKMUSTER DES MENSCHEN

      Prägungen

      Viele Paare streiten sich schon über die Frage, was Streit ist: »Sei doch nicht immer so aggressiv. Warum wirst du schon wieder laut?«, sagen die einen. »Das ist doch kein Streit. Das ist eine Diskussion!«, sagen die anderen. Wir sind durch unsere Herkunfts- und Familienkulturen unterschiedlich geprägt und empfinden ein bestimmtes Verhalten daher auch ganz unterschiedlich.

      Wie ist das bei Ihnen? Finden Sie, Sie streiten zu viel? Oder zu wenig? Oder falsch? Durch welche Art von Auseinandersetzungen sind Sie geprägt? Wurde in Ihrem Elternhaus viel gestritten oder wenig? Wurde es auch mal feindselig? Destruktiv? Verletzend? War das Konfliktverhalten vielleicht auch gewalttätig?

      Oder war es bei Ihnen zu Hause eher ruhig? Haben sich die Eltern für ihre Meinungsverschiedenheiten zurückgezogen? Oder haben sie Auseinandersetzungen gänzlich vermieden? Sollten alle nett und harmonisch miteinander sein? Wurden Konflikte evtl. auch unter den Teppich gekehrt?

      Lernen am Modell

      Was wir als Kinder erfahren haben, prägt oft unseren eigenen Stil, wie wir Konflikte gestalten. Wir lernen dabei am Modell, d. h. am Vorbild der Eltern und anderer Familienmitglieder. Wir sehen und spüren, wie diese miteinander umgehen, und lernen schon allein durch Beobachtung, was uns sinnvoll erscheint: Wenn es beispielsweise zwischen Vater und Mutter oder älteren Geschwistern ziemlich ruppig zugeht, diese dafür übel bestraft werden und uns das Angst macht, dann lernen wir, es lieber anders zu machen und nicht in die gleichen Fettnäpfchen zu treten. Oder wir lernen, genauso tough zu werden und zurückzuschießen.

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      Lernen aus eigenen Erfahrungen

      Neben dem Modell lernen wir auch aus eigenen Erfahrungen. Wenn wir spüren, dass unsere Eltern mit eigenen Problemen beschäftigt sind und uns nur bei bestimmten Leistungen beachten, dann verinnerlichen wir, dass wir etwas leisten müssen, um beachtet zu werden. Wenn wir erleben, dass unsere Eltern liebevolle Gefühle nicht zeigen können, dann lernen wir, mit wenig Zuwendung auszukommen. Vielleicht werden wir auch bloßgestellt oder lächerlich gemacht, wenn wir uns mit unseren Bedürfnissen und Gefühlen zeigen, also lernen wir, sie zurückzuhalten. Vielleicht werden wir sogar schlecht behandelt, geschlagen, abgewertet oder vernachlässigt. Wenn dann niemand da ist, dem wir unser Herz öffnen können, gewöhnen wir uns an, unsere Gefühle zu maskieren und uns unberührbarer zu zeigen, als wir eigentlich sind.

      Der Prototyp im Gehirn

      Diese Erfahrungen, die uns in frühen Jahren prägen, werden als Beziehungs- und Bindungsmuster bezeichnet. Sie sind aufgrund des frühen Stadiums in der Hirnentwicklung sehr stabil und meist unbewusst. Solche früh geprägten Muster bilden im Gehirn praktisch den Prototypen für spätere Beziehungserfahrungen. Das funktioniert wie ein Schubladensystem: Wir entwickeln Schubladen mit bestimmten Aufschriften, z. B.: »Ich bin intelligent«, »Ich bin liebenswert«, »Ich schaffe das«, »Ich bekomme Unterstützung, wenn ich sie brauche«, »Ich gehe auf andere zu und werde abgelehnt«, »Ich gehöre dazu und bin gern gesehen« etc. Und alle späteren Beziehungs- und Bindungserfahrungen werden dann in dieses Schubladensystem einsortiert.

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      Wunde Punkte

      Im Gehirn sind dann stärkende und schützende Einstellungen abgespeichert – wie etwa, dass ich liebenswert bin, um Hilfe bitten kann oder klug bin. Doch was ist los, wenn jemand bestimmte wichtige Erfahrungen nicht gemacht hat? Vielleicht kennen Sie jemanden, der z. B. extrem viel leistet, aber nie das Gefühl hat, fertig zu werden? Oder jemanden, der ganz viel Lob und Anerkennung braucht, die positiven Rückmeldungen aber trotzdem nie richtig glaubt? Vielleicht kennen Sie das auch von sich selbst ein bisschen?

      Hintergrund ist dabei oft, dass eben die entsprechenden Schubladen nicht oder nur ansatzweise angelegt wurden. Dem kleinen Kind ist vielleicht zu selten gespiegelt worden, dass es liebenswert, fleißig oder talentiert ist. Stattdessen wurden Schubladen angelegt wie »Ich muss alles allein schaffen« oder »Wenn’s mir mal gut geht, kommt ganz schnell was Schlechtes«. Aus diesem Defizit heraus entsteht ein fast unstillbares Bedürfnis danach, Lob oder Anerkennung zu bekommen. Doch wenn es keine Schublade gibt, bleiben die Komplimente einfach nicht hängen! Und jedes Lob des Partners oder der Freundin, jede Leistung fällt einfach durch, wie durch ein Fass ohne Boden.

      AUS DEM WIRKLICHEN LEBEN: SABINE UND FRANZ

      SABINE ist Kulturmanagerin, und FRANZ arbeitet als Grafiker in einem hippen Atelier. Ihre gemeinsamen Kinder sind groß und gerade aus dem Haus. Eigentlich lieben und schätzen sich beide sehr, aber immer wieder kommt es zu verbissenen Streitszenen, die jeden von beiden extrem belasten.

      Heute ist der Auslöser wieder eine Banalität: Die Anspannung ist hoch, weil sie am Abend Freunde erwarten, die sowohl für Sabine als auch für Franz eigentlich stressig sind. Sabine fühlt sich mit den Vorbereitungen alleingelassen und schickt Franz von einer Aufgabe zur nächsten. Der erledigt sie widerstrebend, weil er es ja eh nicht recht machen kann. Innerlich werden beide immer gereizter, weil das Verhalten des anderen sie stresst: Sabine ärgert sich, weil Franz nur so schleppend mithilft und nicht wirklich bei der Sache ist, und Franz wird innerlich immer unmotivierter, weil er findet, dass Sabine ihn rumkommandiert und nur kritisiert.

      Beide haben für diese Erlebnisse alte verinnerlichte

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