Thriller Spannung ohne Ende! Zehn Krimis - 2000 Seiten. Alfred Bekker
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Читать онлайн книгу Thriller Spannung ohne Ende! Zehn Krimis - 2000 Seiten - Alfred Bekker страница 42
Pitaschwili hob den Zeigefinger wie eine Waffe.
"Hier will jemand groß aufräumen!"
"Wer sollte das sein?"
"Vielleicht jemand, der groß genug ist, sich in ganz unterschiedlichen Branchen zu tummeln... Und ich finde, darüber sollten wir mal nachdenken!"
9
Der Anruf erreichte mich kurz nach der Mittagspause. Die Stimme war zweifellos männlich, klang aber sehr undeutlich.
Ich hatte den Eindruck, dass das Absicht war.
"Spreche ich mit Special Agent Trevellian?"
"Ja. Wer sind Sie?"
"Ich habe gehört, dass Sie den Mörder von Big Vlad suchen..."
Manche Dinge schienen sich schneller herumzusprechen, als mir lieb sein konnte. In dieser Hinsicht war die Acht-Millionen-Metropole New York ein Dorf.
Ich schaltete den Lautsprecher des Telefons ein, so dass Milo mithören konnte.
"Was wollen Sie?", fragte ich.
Ich hörte, wie mein Gesprächspartner heftig atmete.
"Ein Treffen, Mr. Trevellian."
"Nun..."
"Im Strand Book Store... Der dürfte Ihnen ja wohl bekannt sein. In fünfzehn Minuten. Seien Sie pünktlich. Kommen Sie weder zu spät noch zu früh... Fragen Sie nach alten Ausgaben von Weird Tales."
"Und wie erkenne ich Sie?"
Es machte knack.
Der Anrufer hatte aufgelegt.
"Das bedeutet wohl, dass er dich erkennt", meinte Milo.
"Ich frage mich, was ich davon halten soll!", brummte ich nachdenklich und überprüfte dabei den Sitz der Waffe an meinem Gürtel. Dann stand ich auf und zog mir Jacke und Mantel an.
Milo folgte meinem Beispiel.
"Warum ruft der Kerl dich an? Woher kennt er deinen Namen? Und woher weiß er, dass du an dem Fall dran bist?"
"Keine Ahnung, Milo."
"Vielleicht kommt er aus dem Dunstkreis dieser Jelena..."
Ich grinste.
"Lassen wir uns überraschen!"
Wenig später saßen wir in meinem Sportwagen und quälten uns durch den mittäglichen Verkehr des Big Apple. Der Strand Book Store war New Yorks größtes Buchantiquariat. Ein Paradies zum Stöbern. Aber auch ein Ort, der durch seine Unübersichtlichkeit wie geschaffen für ein derartiges Treffen war.
Vielleicht gab es ja wirklich jemanden aus dem Umkreis der schönen Witwe, der auspacken wollte. Aus welchem Grund auch immer.
Ich hatte allerdings ein ungutes Gefühl bei der Sache.
Mein Instinkt sagte mir, dass etwas faul an der Sache war.
Wir fuhren den Broadway entlang. An der Ecke zur zwölften Straße lag der Strand Book Store mit der Hausnummer 828. Ich war ab und zu dort gewesen und kannte mich aus. Mein Blick ging zur Uhr am Handgelenk.
"Wir sind etwas zu früh für unseren Freund", erriet Milo meine Gedanken.
"Hat nicht irgendwer gesagt: Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben?"
"Aber unser Freund will uns auf die Minute genau an einem bestimmten Punkt haben!"
"Siehst du, und das gefällt mir nicht, Milo!"
"Glaubst du, mir vielleicht?"
Ich parkte den Sportwagen in einer Seitenstraße, hundert Meter von jener Ecke entfernt. Wir stiegen aus und meldeten unsere Position noch kurz in der FBI-Funkzentrale. Für alle Fälle...
Milo folgte mir in einiger Entfernung. Wir wussten nicht, ob der Strand Book Store möglicherweise beobachtet wurde. Mein Freund war gewissermaßen eine Art Lebensversicherung für mich, falls dieses eigenartige Treffen einen Verlauf nehmen sollte, der mich in eine brenzlige Lage brachte.
Nachdem ich die Fußgängerampel an der 12. Straße passiert hatte, standen bereits die ersten Ständer mit verbilligten Taschenbüchern vor mir, in denen die Kundschaft interessiert herumwühlte.
Ich ließ den Blick schweifen und fragte mich, welcher der Kunden sich vielleicht weniger für Bücher interessierte, als er vorgab.
Ein Blondschopf mit Vollbart fiel mir auf. Er war ziemlich groß und fast schlaksig. Er blickte dauernd auf und wirkte sehr nervös. In seinem Gesicht zuckte ein unruhiger Muskel und die Tatsache, dass er sich einen Liebesroman für Frauen aus dem Wühltisch herausgefischt hatte, sprach eher dafür, dass ihm das Buch nur als eine Art Feigenblatt diente.
Seine wässrig-blauen Augen sahen mich einen Augenblick lang an, dann blickte er in eine andere Richtung.
Ich beschloss, den Kerl im Auge zu behalten.
Dann betrat ich den Laden.
Ich wusste Milo hinter mir, machte aber nicht den Fehler, mich nach ihm umzudrehen. Eine der Angestellten lief mir über den Weg. Sie war groß und blond. Das lange Haar trug sie offen. Es reichte ihr fast bis zur Hüfte.
"Ich suche alte Ausgaben von Weird Tales", erklärte ich.
Weird Tales war ein geradezu legendäres Groschenheft mit Gruselgeschichten, das bis Anfang der Fünfziger Jahre erschienen war. Heute zahlten Sammler horrende Summen für gut erhaltene Exemplare.
Die junge Blonde lächelte charmant. Ihr schlanker Arm deutete zu einem Regal auf der anderen Seite des Raumes.
"Dort hinten, Sir!"
"Ich danke Ihnen."
Es dauerte eine Weile, bis ich mich durch den völlig überfüllten Verkaufsraum hindurchgedrängelt hatte. Die Wühltische mit den Büchern standen so eng, dass man schon etwas Geduld haben musste. Ein Paradies für Taschendiebe und konspirative Treffen.
Schließlich hatte ich es geschafft.