Sammelband 7 Schicksalsromane: Von ihren Tränen wusste niemand und andere Romane. A. F. Morland

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Sammelband 7 Schicksalsromane: Von ihren Tränen wusste niemand und andere Romane - A. F. Morland

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man begreift, was läuft, sitzt man schon auf ’ner Polizeistation, und es heißt: Mitgegangen, mitgefangen, mitgehangen! Ich habe daraus meine Lehre gezogen, Marie-Luise. Ich tu dir so etwas ganz bestimmt nie wieder an. Es war nicht richtig, dich all die vielen Wochenenden allein zu lassen. Ich werde das wiedergutmachen, weil ich dich nämlich sehr, sehr lieb habe.“ Er trat näher und wischte ihr mit seinem Taschentuch die Tränen ab. „Ich wäre sehr glücklich, wenn du mir meine Fehler, die ich aus tiefstem Herzen bereue, verzeihen könntest, Liebling.“

      Sie fiel ihm um den Hals und weinte laut. Es war ein befreiendes Weinen, und sie fühlte sich hinterher viel, viel besser.

      Als Dr. Kayser sie wiedersah, war sie wie verwandelt. „Es ist nicht mehr nötig, dass Sie mit meinem Mann reden, Chef“, sagte die junge Arzthelferin. „Wir haben uns gestern ausgesprochen. Ich habe meinem Mann verziehen. Wir haben uns ausgesöhnt. Es ist wieder alles in Ordnung. Mein Mann wird so etwas nie wieder tun, das hat er mir versprochen, und ich weiß, dass ich mich darauf verlassen kann. Er hat noch nie sein Wort gebrochen.“

      „Ick bin richtig froh, dat bei Schwester Marie-Luise wieder allet im Lot is’, Chef“, sagte einige Minuten später Gudrun Giesecke zu ihrem Arbeitgeber. „Allet hat sich in Wohljefallen uffjelöst, und unsere Patienten brauchen sich keene Sorjen mehr zu machen, von Frau Flanitzer falsch behandelt zu werden. Ist ’ne ziemlich erfreuliche Entwicklung, würde ick sajen.“

      „Wer ist denn heute unsere erste Patientin?“, erkundigte sich Dr. Kayser, während er in seinen weißen Arbeitsmantel schlüpfte.

      „Frau Praetorius“, antwortete Schwester Gudrun.

      „Schon wieder?“, wunderte sich der Grünwalder Arzt.

      „Sie möchte een Problem mit Ihnen besprechen“, erklärte Gudrun Giesecke.

      „Ist gut“, nickte Sven Kayser. „Schicken Sie sie herein, Schwester Gudrun.“

      „Mach’ ick jlatt, Chef.“

      Augenblicke später saß ihm die attraktive Patientin gegenüber und klagte ihm ihr Leid. Ihm war bekannt, wie sehr sie sich ein eigenes Kind wünschte, aber er hatte nicht gemerkt, wie sehr diese Sehnsucht sie innerlich schon zerfressen hatte.

      Petra Praetorius erwähnte zwischendurch, dass sie bereits auf der Volkshochschule gewesen war, um sich für den Kurs, den er ihr empfohlen hatte, anzumelden. Bedauerlicherweise musste sie sechs Wochen warten. Erst dann würde ein neuer Kurs für autogenes Training beginnen. Petra Praetorius hoffte, dass die neue Pille inzwischen ihren Seelenzustand während des Zyklus etwas weniger in Unordnung brachte.

      Dann kam sie wieder auf den eigentlichen Grund ihres Hierseins zu sprechen. „Ich stehe diesen immerwährenden Kampf nicht mehr lange durch, Herr Doktor. Es muss endlich eine Entscheidung fallen – und zwar die einzig richtige.“

      „Ich habe Ihnen bereits mehrmals angeboten, Ihren Mann über Ihren absolut intakten Gesundheitszustand aufzuklären“, erwiderte der Grünwalder Arzt.

      „Es nützte nichts, wenn Sie mit meinem Mann reden, Herr Doktor.“

      „Ich bin auch jederzeit bereit, mit Ihrem Vater ...“

      Petra Praetorius schüttelte den Kopf. „Auch das hätte keinen Sinn. Papa ist dermaßen überzeugt davon, mit seiner Behauptung Recht zu haben, dass man ihm meiner Meinung nach nur auf eine Weise beikommen kann: Man muss ihm Schwarz auf Weiß beweisen, dass er sich irrt – mit einem umfassenden ärztlichen Attest. Deshalb möchte ich Sie bitten, mich in die Seeberg-Klinik einzuweisen. Man soll mich da von Kopf bis Fuß untersuchen. Blut, Leberwerte, Nierenfunktion, Leistung des Herzens, Belastbarkeit des gesamten Organismus, Unterleibs-Check, meinetwegen auch Sehtest ... Einfach alles. Ich brauche vor dem Untersuchungsergebnis keine Angst zu haben. Ich weiß, dass ich eine gesunde Frau bin, und ich will auch endlich meinen Vater davon überzeugen. Wenn ich ihm einen Berg zufriedenstellender Befunde auf den Tisch knalle, kann er nicht länger dagegen sein, dass ich ein Kind bekomme. Mit Hilfe der medizinischen Tests aus der Seeberg-Klinik kann ich ihn klein kriegen.“

      „Vielleicht haben Sie Recht, und es geht so“, sagte Dr. Kayser, stellte die Einweisung aus und wünschte der Patientin viel Glück.

      12

      Der Zufall wollte es, dass in München nicht nur jener Walter Schmidt lebte, der sich, nach der Ausheilung eines Magengeschwürs in der Seeberg-Klinik einer Vagusnerv-Operation unterzogen hatte. Es gab auch noch einen anderen, und der war mit Dr. Yvonne Wismath befreundet.

      Die Namensvettern wussten nichts voneinander. München ist schließlich kein Dorf, sondern eine Großstadt. Hier kennt man schon die Leute nicht mehr namentlich, die auf der gegenüberliegenden Straßenseite wohnen.

      Der andere Walter Schmidt – nicht der Grafiker, sondern der Computerexperte – war groß und stattlich, hatte ein sympathisches Gesicht und war zwei Jahre älter als Yvonne Wismath.

      Gleich nachdem er von Bremen zurückgekommen war, hatte sie ihm von ihrer Begegnung mit Sven Kayser erzählt. Sie hatte nichts zu verbergen, konnte offen reden.

      Dennoch störte Walter Schmidt ihre Begeisterung ein wenig. Er war davon etwas unangenehm berührt, schließlich war er in Yvonne sehr verliebt und wollte sie nicht an einen ihrer ehemaligen Kommilitonen verlieren. Er wurde vorübergehend etwas ruhiger, als Yvonne Solveig Abel erwähnte, aber seine Nackenhärchen stellten sich gleich wieder quer, als er hörte, dass seine Yvonne am Sonntag ziemlich lange mit Dr. Sven Kayser zusammen gewesen war. Allein!

      ,,Er war, als er mich abends heimbrachte, so rücksichtsvoll, meine Einladung zum Kaffee abzulehnen“, berichtete ihm Yvonne ziemlich unbedarft.

      Walter Schmidt sah sie groß an. Sie befanden sich in ihrer Wohnung. „Was, du wolltest ihn noch mit zu dir nehmen?“

      „Wäre doch nichts dabei gewesen.“

      Walter konnte Yvonnes Einstellung nicht verstehen. „Du hättest das wirklich schicklich gefunden?“

      „Warum denn nicht?“, erwiderte sie, als brauchte sie deswegen überhaupt kein schlechtes Gewissen zu haben. Brauchte sie auch nicht. „So, wie wir früher mal zueinander gestanden hatten.“

      Walter musterte sie befremdet. „Na eben!“

      Yvonne lachte. „Aber Walter, das ist doch schon so lange her!“

      „Ich finde das überhaupt nicht komisch“, sagte er rau. „Sven Kayser war mal in dich verliebt, hab’ ich recht?“

      „Ja, und ich war in ihn verliebt.“

      „Noch schlimmer“, stöhnte Walter Schmidt.

      „Aber

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