Sammelband 7 Schicksalsromane: Von ihren Tränen wusste niemand und andere Romane. A. F. Morland
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Читать онлайн книгу Sammelband 7 Schicksalsromane: Von ihren Tränen wusste niemand und andere Romane - A. F. Morland страница 11
„Ich bilde mir ein, Ihren Namen schon mal gehört zu haben, Dr. Kayser“, sagte Renate Fürstenberg. „Wo haben Sie Ihre Praxis?“
„In Grünwald, Gartenstraße sechsundzwanzig“, antwortete Sven. Jetzt erst fiel ihm ein, dass Solveig Abel Durst hatte.
„Sagen Sie, Dr. Kayser, wie gefällt Ihnen das Stück?“, fragte Renate Fürstenberg, die sich offensichtlich für ihn interessierte.
Sven lächelte. „Ich habe meinen Freunden vorgeschlagen, in der Pause das Theater zu verlassen, bin damit aber nicht durchgekommen.“
„Ach, du bist mit Freunden hier“, sagte Yvonne Wismath.
Sven forderte sie und ihre Freundin auf, ihm zu folgen, und wenig später erlebte er die nächste Überraschung.
Er hatte kaum die Drinks abgeliefert, da sagte Dr. Ulrich Seeberg: „Frau Dr. Wismath, Sie sind auch hier?“
„Du kennst meine Studienkollegin Yvonne?“, staunte Sven.
„Aber sicher! Schließlich wird sie ab nächsten Monat das Ärzteteam der Seeberg-Klinik verstärken.“
Sven kam aus dem Staunen nicht mehr raus. Er sah Yvonne verblüfft an. „Du wirst in der Seeberg-Klinik arbeiten? Das finde ich großartig.“
Solveig Abel schmunzelte. „Ein Glück, dass ich nicht eifersüchtig bin, sonst würde ich dir jetzt eine Szene machen.“
Renate Fürstenberg war sichtlich enttäuscht, als sie begriff, dass Solveig und Sven ein Paar waren.
„Frau Dr. Wismath wird an die Freiburger Universitätsklinik gehen“, erklärte Dr. Ulrich Seeberg. „Da die Steile aber erst in einem halben Jahr frei wird, wird sie zwischenzeitlich bei uns arbeiten.“
Die Pause ging zu Ende.
„Geben wir dem schlappen Stück noch eine Chance“, lächelte Sven.
Ulrich Seeberg sagte, dass sie hinterher noch essen gehen würden, und er forderte Yvonne und ihre Freundin auf, mitzukommen. Die beiden sahen sich kurz an und sagten dann zu. Die schwache Komödie wurde nach der Pause nur unwesentlich besser. Das tolerante Publikum war für jeden müden Gag dankbar, und man applaudierte zum Schluss wohl nur deshalb so laut, weil man froh war, dass es aus war.
Das hervorragende Essen rettete glücklicherweise den Abend. Sven Kayser saß zwischen Solveig Abel und Yvonne Wismath, und Solveig sah es ihm großzügig und verständnisvoll nach, dass er sich mehr mit Yvonne als mit ihr unterhielt. Sie spürte, dass sie keine Angst um Sven zu haben brauchte. Seine jugendliche Schwärmerei für Yvonne war vorbei. Er sah in ihr nur noch eine sehr gute Studienkollegin, mit der er lebhaft Erinnerungen austauschte.
Sie hatte auch nichts dagegen, dass Sven die einstige Kommilitonin schon bald allein wiedersehen wollte, schließlich war nicht alles, worüber sie sprachen, von allgemeinem Interesse.
„Wie wär’s mit morgen?“, schlug Sven vor. „Morgen ist Sonntag.“
„Ich hab’ noch nichts vor“, antwortete Yvonne.
„Wo wohnst du?“
Yvonne nannte ihre Adresse.
„Darf ich dich abholen?“, fragte Sven. „Sagen wir um fünfzehn Uhr?“
Yvonne nickte. Sie sah Solveig an. „Aber nur, wenn Sie nichts dagegen haben.“
„Mein Programm ist morgen so voll, dass ich ohnedies keine Zeit für Sven hätte“, erwiderte die Besitzerin des Waldhotels Abel lächelnd.
7
Claus Praetorius kam am Freitag zu Mittig nach Hause. Petra hatte inzwischen gepackt, so dass sie sofort, nachdem Claus sich umgezogen hatte, losfahren konnten. Der Tag war strahlend schön, und die Wettervorhersage hörte sich großartig an: Für die nächsten drei, vier Tage war mit keiner gravierenden Wetterveränderung zu rechnen.
In den Bergen konnte es zu vereinzelter Quellwolkenbildung kommen, aber das war nicht weiter schlimm. Petra freute sich sehr auf das Wochenende mit ihrem Mann.
Sie kamen ohne nennenswerten Aufenthalt über die Grenze, und wenig später fuhr ihr Wagen eine ausgewaschene Bergstraße hoch.
Auf einer kleinen Alm mit saftigem Gras und fernem Kuhglockengebimmel stand die kleine Holzhütte.
„Von außen wirkt sie sehr unscheinbar“, meinte Claus, „aber drinnen soll sie unheimlich gemütlich sein.“
Petra sah sich begeistert um. „Wunderschön ist es hier.“
„Wir können die Hütte benutzen, so oft wir wollen. Sie steht fast das ganze Jahr leer.“ Claus hielt den Wagen an und stieg aus.
Sie hatten unterwegs reichlich Proviant eingekauft, er befand sich im Kofferraum. Claus klappte den Deckel hoch, während Petra den Wagen verließ und die würzige Luft tief einatmete. Irgendwo plätscherte eine Quelle, und das leise Summen von Insekten war zu hören. Hinter der Hütte ragte eine kahle graue Felswand auf, rissig und zerklüftet.
„Hier ist die Natur noch in Ordnung“, meinte Petra fasziniert.
„Hilfst du mir mit den Lebensmitteln, Liebes?“
„Natürlich.“
Sie trugen den Proviant in die Hütte. Petra wunderte sich, dass alles so sauber war.
„Einmal in der Woche kommt eine Bäuerin hier rauf und hält alles in Schuss“, erklärte Claus.
Es gab eine urgemütliche Wohnküche, drei Schlafzimmer sowie Nebenräume. Alles war geschmackvoll eingerichtet, dicke Teppiche lagen auf dem Holzboden, und vor den Fenstern hingen hübsche Vorhänge mit rustikalen Seitenteilen. Radio, Fernsehapparat, Telefon – es war alles da. Man war hier zwar allein, aber nicht völlig von der Welt abgeschnitten.
„Wir sollten wirklich öfter hierherkommen“, sagte Petra begeistert.
„Kein Problem.“
„Wieso benutzt der Besitzer die Hütte so selten?“, wollte Petra wissen.
„Er ist nicht mehr der Jüngste und hat erst vor Kurzem seine Frau verloren. Zuviel Schönes erinnert ihn hier an sie. Der