Sammelband 7 Schicksalsromane: Von ihren Tränen wusste niemand und andere Romane. A. F. Morland

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Sammelband 7 Schicksalsromane: Von ihren Tränen wusste niemand und andere Romane - A. F. Morland

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schüttelte den Kopf. „Er will nicht verkaufen. Er hat die Hütte vor zwanzig Jahren seiner Frau geschenkt und wird sie nun, nach ihrem Tod, als liebes Andenken an sie behalten.“

      Sie legten ihren Proviant in den Kühlturm und unternahmen vor dem Abendessen eine kleine Wanderung.

      „Gottes Welt ist so wunderschön“, sagte Petra beeindruckt, „und was macht der Mensch aus ihr? Er tritt diese Schönheit blind mit Füßen.“ Ihr Blick verdüsterte sich. „Der Treibhauseffekt wird die Welttemperatur um zwei bis drei Grad ansteigen lassen. Das bedeutet, dass wir in München bald Temperaturen haben werden, wie sie früher in Italien geherrscht haben. Bis zum Jahr zweitausenddreißig werden hier auf dieser Alm Bäume wachsen, denn die Baumgrenze wird sich um zwei- bis dreihundert Meter nach oben verschieben, aber was wird dann aus den Pflanzen, die heute noch oberhalb der Baumgrenze wachsen? Sie werden, da sie nicht nach oben ausweichen können, aussterben.“

      Claus blieb stehen und küsste Petras gefurchte Stirn. „Keine so düsteren Gedanken, Liebling.“

      „Ich muss traurig sein, wenn ich an die Zukunft unserer Welt denke.“

      „Der Mensch ist ein intelligentes Wesen“, bemerkte Claus.

      „Wenn man sieht, wie er mit seiner Umwelt umgeht, muss man das stark bezweifeln.“

      „Er wird seine Welt wieder in Ordnung bringen, davon bin ich überzeugt“, sagte Claus bestimmt.

      „Und was passiert, wenn er es nicht schafft?“

      „Er wird es schaffen, verlass dich drauf!“

      Peter blieb betrübt. „Was erwartet unsere Kinder und Kindeskinder, Claus?“

      „Mit Sicherheit eine noch viel schönere Welt und ein noch angenehmeres Leben“, erwiderte Claus lächelnd. „Kehren wir um, ich kriege langsam Hunger.“

      In der Hütte tranken sie zum deftigen Abendessen spritzigen Weißwein und hinterher zur Unterstützung der Verdauung zwei Obstler, weil man bekanntlich auf einem Bein nicht so gut steht. Danach hatten sie die richtige Bettschwere und zogen sich ins Schlafzimmer zurück. Sie liebten sich leidenschaftlich, doch Claus vergaß trotz des verzehrenden Feuers, das in ihm tobte, nicht, sich zu schützen.

      Obwohl es in Claus’ Armen wunderschön und erfüllend für Petra gewesen war, weinte sie hinterher leise. Ihr Mann bekam es zunächst gar nicht mit.

      Doch plötzlich fragte er unsicher in die Dunkelheit: „Weinst du, Liebes?“

      Petra sagte nichts. Er hörte, wie sie sich die Nase putzte.

      „Liebling, was hast du denn?“, fragte Claus völlig verwirrt. „Ich dachte, ich hätte dich glücklich gemacht.“

      „Ach, Claus, ich liebe dich so sehr.“

      Er lachte leise. „Das ist doch kein Grund, zu weinen.“

      „Ich liebe dich und bin trotzdem unglücklich.“

      Er streichelte sie sanft. Ihre Schultern zuckten. Claus zog sie in seine Arme. „Komm her“, flüsterte er. „Nicht weinen. Es ist doch so wunderschön hier oben.“

      „Wenn du mit mir schläfst, schützt du dich, als wärst du mit einer fremden Frau zusammen ...“

      Er küsste ihre heißen Lippen. „Du weißt doch, warum.“

      „Als hättest du Angst, dich bei mir zu infizieren“, fügte sie hinzu.

      „Das ist doch Unsinn, Petra. Ich weiß, dass du nicht krank bist, und dass ich mich blind auf dich verlassen kann.“

      „Warum verwendest du dann dieses ... Ding?“

      Wieder küsste er sie. „Wir dürfen nichts riskieren, Liebling. Du nimmst zwar die Pille, aber du könntest mal darauf vergessen, und ich habe deinem Vater versprochen ...“

      Ihr Körper versteifte sich. „Wie weit darf sich mein Vater in unser Eheleben einmischen?“

      „Es geschieht zu deinem Besten.“

      „Ich bin eine gesunde Frau“, behauptete Petra leidenschaftlich.

      „Mag sein, dass du dich gesund fühlst, Liebes, aber eine Schwangerschaft ist eine Belastung, der ich dich nicht aussetzen darf.“

      „Weil mein Vater es dir verboten hat. Ist das nicht lächerlich? Du bist mit mir verheiratet, aber mein Vater verbietet dir, im Ehebett einen eigenen Willen zu haben. Wie weit willst du diesen idiotischen Gehorsam eigentlich noch treiben? Mein Vater ist mein Vater, und ich liebe ihn sehr, aber wir dürfen ihm nicht gestatten, unsere intimsten Angelegenheiten selbstherrlich mitzubestimmen. Wir müssen eine Grenze ziehen, Claus, und die muss auf jeden Fall vor unserer Schlafzimmertür liegen. Ich ertrage die Einmischung meines Vaters einfach nicht mehr.“

      „Er will dir doch nichts Böses“, verteidigte Claus seinen Schwiegervater.

      „Er bestimmt über mein Leben, als wäre ich noch ein Kind, aber ich bin kein Kind mehr. Ich bin eine erwachsene Frau. Ich habe von diesem Leben meine eigenen Vorstellungen, habe Wünsche und gewisse Erwartungen ...“

      Claus sagte sanft und eindringlich: „Bitte, Petra, müssen wir jetzt darüber reden?“

      „Wann denn sonst? Zu Hause sind wir ja so gut wie nie allein. Warum ziehen wir nicht in ein eigenes Haus?“

      „Aber Kind, das Haus deines Vaters ist doch riesengroß.“

      „Aber es ist das Haus meines Vaters, wird es immer bleiben“, sagte Petra.

      „Wir haben darin doch alle Freiheiten. Wir können Freunde einladen, wann immer wir wollen, können die ausgelassensten Partys feiern – dein Vater wird nie ein Wort dagegen sagen. Er ist ein guter Mensch, dem nichts so sehr am Herzen liegt als unser Wohl. Ich sehe keinen Grund, ihn allein zu lassen. Er behandelt mich wie einen Sohn. Ich verstehe mich mit ihm privat und beruflich blendend, achte und liebe ihn.“

      „Und was ist mit mir?“, fragte Petra mit weinerlicher Stimme.

      „Warum bist du nur so unzufrieden, Schatz? Du hast doch alles.“

      „Wie kannst du das behaupten? Was habe ich denn schon? O ja, ich habe eine Menge Schmuck und teure Kleider, einen eigenen Wagen ...“

      „Und einen Ehemann, der dich sehr, sehr lieb hat“, fiel ihr Claus ins Wort.

      „Aber doch nicht so sehr, um den Mut aufzubringen, sich dem Willen meines Vaters zu widersetzen“, sagte Petra frostig.

      „Liebling, es sollte auch dir zu denken geben, dass deine Urgroßmutter, deine Großmutter und deine Mutter bei der Geburt ihres ersten Kindes gestorben sind. Kannst du denn nicht verstehen, dass dein Vater deshalb meint, berechtigt Angst um dich haben zu müssen? Ich gebe zu, er hat mich mit dieser Angst angesteckt. Er möchte dich nicht verlieren, Und ich möchte das auch nicht. Ich bin so glücklich mit dir ...“

      „Wir könnten noch viel glücklicher sein, wenn wir eine richtige Familie wären – mit einem oder zwei eigenen Kindern. Ich möchte

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