Die Fahrt der Steampunk Queen. Группа авторов

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Die Fahrt der Steampunk Queen - Группа авторов

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diese Franzosen alles aufgekauft haben. Ganz schöner Sprung, vom Cognac zum Single Malt. Ich habe den Eindruck, er will das auch die nächsten fünf Jahre lang weiter feiern. Wie gesagt: Er ist unkompliziert, wenn uns sein verdammter Husten nicht noch einen Strich durch die Rechnung macht. Klingt sehr nach Schwindsucht.«

      Er unterbrach sich kurz und räusperte sich leise. »Anders ist das mit den Heizern. Das ist ein abergläubisches Pack. Wenn etwas nicht mit Kohle befeuert wird, kommt es vom Teufel.«

      »Auf unseren Sicherheitschef Mister Camford müssen wir noch mindestens sechs Wochen verzichten«, sagte Kapitän van Royen. »Einige seiner Leute sichern die Werft, vor allem, was die Spionage betrifft, aber er selbst hat vor dem Stapellauf nichts zu tun.«

      Lady Summer glaubte, eine leichte Nervosität zu spüren, aber das mochte Einbildung sein. Van Royen trug seine Gefühle nie zur Schau. Seine Selbstbeherrschung war sprichwörtlich.

      »Während das System installiert wird, sind sicher keine besonderen Sicherheitsmaßnahmen nötig«, sagte sie und zog ein altes Zigarettenetui aus Sterlingsilber hervor. Sie nahm eine Gitanes Maïs heraus und zündete sie an.

      Van Royen runzelte die Stirn. »Französische Zigaretten?«

      »Ich bekomme sie in der Destillerie«¸ sagte Summer lächelnd. »Unser Maschinist schätzt den dortigen Whisky, ich pflege ein anderes Laster.« Sie nahm einen tiefen Zug und der warme Duft verglühender Maisblätter mischte sich mit dem des Tabaks. »Ich rauche sie seit etwa zehn Jahren, seit es sie gibt. Nicht ausschließlich, man bekommt sie nicht überall.«

      Van Royen hustete. »Laster hält man sich, um sie zu kultivieren. Aber das ist harter Tobak.«

      »Sie sagen es, Kapitän«, murmelte Lady Summer.

      De Breukelen holte tief Luft, als wolle er aktiv mitrauchen. »Wenn ich Sie also richtig verstanden habe, werden sie diesem …. Stevenson die Erlaubnis geben, ja?«

      »Ich denke, genau das werde ich tun«, sagte Lady Summer und drückte die Zigarette aus. »Wir leben in einer aufstrebenden, technischen Welt. Stellen Sie sich vor, welche Möglichkeiten sein Navigationssystem bietet. Wir haben einen Fuß in der Tür, diesen Vorteil sollten wir nicht leichtfertig verspielen.«

      Die beiden Männer standen auf und verabschiedeten sich. Lady Summer blieb in ihrem Stuhl sitzen, starrte noch eine ganze Weile auf den kleinen Plan, den ihr Stevenson überreicht hatte.

      Erst eine halbe Stunde später verließ sie ihr Büro. Neben der Werft gab es eine Nebenstelle des Ultraspeed-Telegrafen. Sie schickte Stevenson eine Depesche. Am nächsten Morgen bereits würde er mit seiner Arbeit beginnen können.

      30. März 1920

      Greenock/Grianaig: Werft »Cartsburn and Cartsdyke«

      15:07 Uhr

      Bereits am Nachmittag des nächsten Tages begann Alan Stevenson mit der Arbeit an seiner neuartigen Konstruktion. Das Baudock dröhnte vom Hämmern und anderen Geräuschen der Handwerker und Schiffsbauer. Die Stapellegung lag bereits einige Zeit zurück, die Queen befand sich im letzten Ausbaustadium. Die Maschinen präsentierten sich arbeitsbereit und warteten nur auf die Montage der beiden Schaufelräder. Vor einer halben Stunde hatte man das bewegliche Dach zurückgefahren und zwei gewaltige Kräne hievten die kompletten Schaufelräder ins Dock hinein.

      Über Greenock braute sich ein Gewitter zusammen. Erste Blitze flackerten auf. De Breukelen sorgte sich ein wenig, denn die Kräne bildeten für die Entladungen selbstverständlich ein Ziel. Aber Lady Summers Anweisung war deutlich: Keine unnötigen Verzögerungen.

      Das Ausdocken näherte sich unaufhaltsam. Als Jungfernfahrt würde die Queen den Weg die ostenglische Küste entlang nach Süden nehmen, um dann Brest anzusteuern.

      Stevenson arbeitete konzentriert und zumeist wortlos. Steuermann de Breukelen hielt sich länger auf der Brücke auf, als er das üblicherweise tat. Seine Einstellung »misstrauisch« zu nennen, wäre übertrieben gewesen. Es war eine gesunde Skepsis etwas Neuem gegenüber. Dabei faszinierte ihn die Arbeit des Ingenieurs. Van Royen hatte sich nur kurz sehen lassen. Als er registrierte, dass sein Steuermann ein waches Auge auf Stevenson hatte, verließ er die Brücke.

      Was de Breukelen auffiel, war die betont unauffälligen und häufigen Besuche der Heizer. Besonders Ivan Koslov warf immer wieder starre Blicke auf die eigenartige Konstruktion. Ihm schmeckte nichts, was sich jenseits seiner Dampfmaschinen abspielte. Kolben, Kessel, Schieber, Ventile und Übersetzungen – das war sein Zuhause. Dass das System ohne Dampfdruck und Turbinen arbeiten sollte, beunruhigte ihn sichtlich.

      »Kannich sein, Mister de Breukelen, Sir. Das is unmöglich. Kein Dampf, keine Ventile … nichts davon. Kann gar nich sein.«

      Sein eigenartiger, russischer Akzent verstärkte den Eindruck, er litte an einem Katarrh.

      Stevenson lächelte versonnen. Er schien diese Vorbehalte zu kennen.

      »Es ist Elektrizität, Mister Koslov«, sagte er. »Nichts, was Ihnen gefährlich werden könnte. Sie brauchen keine Angst zu haben.«

      Koslov zog die dicken schwarzen Brauen zusammen und stieß scharf die Luft aus.

      »Ich hab keine Angst vor gar nichts, verstanden?«

      De Breukelen gab dem Heizer mit einem deutlichen Wink zu verstehen, dass er auf der Brücke nur dann geduldet wurde, wenn er dort zu arbeiten hatte. Für einen Heizer stellte das die absolute Ausnahme dar, ihr Bereich war der Maschinenraum. Koslov räumte mürrisch das Feld.

      »Sie können froh sein, dass sie sich nicht im Maschinenraum mit Heizern und den Maschinisten herumschlagen müssen«, sagte er. »Hier haben Sie’s nur mit mir zu tun – ich bin nicht annähernd so abergläubisch. Aber mich sollten Sie überzeugen. Ich muss mit Ihrem … Konstrukt arbeiten.«

      »Ich verspreche Ihnen, Sie werden begeistert sein«, sagte Stevenson, ohne den Steuermann anzusehen.

      Die vier »Blitzableiter«, wie de Breukelen die Spannungsabnehmer an den vier höchstgelegenen Stellen der Queen nannte, hatte Stevenson zuerst installiert. Nun stand er vor einem breiten, bleiern glänzenden Gewinde und zog eine Abdeckplane von einer recht großen Kiste, auf der in blutigem Rot das Wort Fragile! prangte.

      De Breukelen runzelte verblüfft die Stirn.

      Stevenson hob einen großen Glasballon aus der dicken Polsterung und setzte ihn auf das Gewinde. Im Inneren war ein verwirrend komplexes Geflecht aus Metallfäden erkennbar, wie de Breukelen es nie zuvor gesehen hatte. Es sah aus, als habe man die Netze von mindestens zwanzig Spinnen ineinandergeschoben.

      Stevenson bemerkte de Breukelens Faszination.

      »Im Inneren des Glasballons herrscht ein absolutes Vakuum. Die Herstellung war eine Herausforderung der ganz besonderen Art. Es ist ein spezielles Borosilikatglas, das ich in einer verruchten Glasbläserei in Böhmen habe fertigen lassen. Die rote Farbe kommt von den verwendeten Kupferoxiden, die einzelnen violetten Schlieren stammen von selektiv beigefügtem Mangan.«

      »Und diese … Fäden?«, erkundigte sich de Breukelen. Er trat näher und beugte sich vor.

      »Feinste Wolframfäden!«, sagte Alan Stevenson. »Sie kennen das Metall, nehme ich an? Seine Dichte ist beinahe so hoch wie die von Gold und es schmilzt bei 3411 Grad Celsius. Das ist der höchste

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