Die Fahrt der Steampunk Queen. Группа авторов

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Die Fahrt der Steampunk Queen - Группа авторов

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hatte er erfahren, dass Alan Stevenson tatsächlich mit dem bekannten Schriftsteller Robert Louis Stevenson verwandt gewesen war. Auch er war jung gestorben: mit nur vierundvierzig Jahren … ausgerechnet an der Schwindsucht.

      Kein gutes Omen!, schoss es ihm durch den Kopf, denn dass MacKeldey den Sommer noch erleben würde, glaubte keiner.

      Der Steward brachte ihm einen starken Kaffee und goss, so gut er konnte, einen üppigen Schuss Whisky dazu. Er kannte De Breukelen lange genug.

      »Wie sieht’s aus auf meinem Schiff?«, fragte Kapitän Van Royen, als er die Brücke betrat. Wasser rann von dem dicken Wachstuchmantel zu Boden und bildete eine Pfütze.

      Montgomery Cliff rieb sich den kurzen, dunklen Bart und packte die Flasche in eine Tasche. Der Steward blieb diskret, so gut er konnte. »Kunigunde hat einige Kunden«, sagte er. »Die Lady allerdings hält sich ausgezeichnet.«

      Van Royen lächelte schmal und zog die Mütze ab, die trotz des Wachstuchs klitschnass war. »Unsere Krankenschwester tut ohne Frage ihr Bestes«, sagte er. »Unser Doc hingegen wird hauptsächlich sich selbst kurieren, denke ich.«

      Jetzt grinste der Chefsteward. »Das kann man so sagen. Aber ich fürchte, sein Spezialvorrat an Absinth wird unter diesen Umständen nicht lange halten … Er hat noch vor dem Ausdocken eine Lieferung aus Val-de-Travers, Neuchâtel an Bord schaffen lassen. Diese Fee ist besonders grün …«

      »Prost!«, kommentierte De Breukelen trocken.

      »Unser Maschinist macht sich auf jeden Fall keine Sorgen«, sagte Montgomery Cliff. »Wie er so schön sagte, schnurren seine zwei Lieblinge wie zufriedene Kätzchen.«

      »Gute Nachricht«, sagte Van Royen und griff nach De Breukelens Becher. Der verzog das Gesicht, als der Kapitän einen großen Schluck nahm und dann die Stirn runzelte. »Ich hoffe, sie haben die Sauferei im Griff, De Breukelen. Wir sind in Ihren Händen.«

      Der Steuermann winkte ab.

      Ein Blitz fuhr in die Blitzableiter. Man hatte Stevensons Konstruktion nicht abgebaut, dafür war keine Zeit geblieben. Der Blitzschlag, der den Ingenieur getötet hatte, hatte auch Schäden an der Queen verursacht, deren Behebung sehr viel dringlicher gewesen war. Jetzt war De Breukelen froh darüber.

      Mit einem Mal war es hell auf der Brücke. Ein rötlicher Schein drang aus dem geschwärzten Glasballon.

      Der Steward ließ die Kaffeekanne fallen.

      »Was zum Henker …«, keuchte Van Royen.

      De Breukelen ließ das Steuerruder nicht los, obwohl ihm danach war.

      Der rote Schein intensivierte sich, bis er die Farbe von arteriellem Blut angenommen hatte.

      »Sehen Sie …«, stotterte der Steward und deutete auf den Glasballon. Die haarfeinen Wolframdrähte glühten, aber das war nicht das Schlimmste. Im Innern des Ballons formte sich ein Gesicht. Ein pausbäckiges, schreiendes Gesicht.

      »Stevenson!«, entfuhr es De Breukelen. »Seine Maschine hat ihn gespeichert …«

      Dann zerbarst das Glas und überschüttete die drei Männer mit spitzen, scharfen Scherben. De Breukelen fühlte etwas Warmes von seiner Stirn laufen. Ein Brecher zwang ihn, sich auf die Steuerung des Schiffes zu konzentrieren.

      Van Royen schickte Cliff nach unten, zu Doktor Gunter von Stolzenfels. De Breukelen hoffte, dass der Arzt nicht zu betrunken sein würde. Die Scherbe, die in Cliffs Wange steckte, sah nicht gut aus.

      »Das war tatsächlich Stevenson, oder?«, fragte Van Royen dann mit rauer Stimme. »Sie haben ihn ebenfalls gesehen?«

      De Breukelen nickte verbissen. »Eindeutig.«

      »Ist er … jetzt tot? Endgültig?« Van Royen hatte sich verkrampft. Der Vorfall musste den beherrschten Mann enorm verunsichern. Aber De Breukelen war ehrlich genug zuzugeben, dass es ihm kein bisschen besser ging.

      »Ich weiß es nicht«, sagte er. Er deutete auf ein leichtes, rötliches Flackern, das über einige Metallbeschläge huschte. »Aber mein Gefühl sagt mir, dass das nicht das Letzte war, was wir von Mister Stevenson gesehen haben.«

      Als die Queen einige Tage später Brest erreichte, wusste es bereits jeder an Bord. Die Steampunk Queen hatte ein neues Besatzungsmitglied. Den Geist des unglücklichen Alan Stevenson …

_Stevenson

wuerfel

      Christian Künne: Thalassas salzige Tränen

      Eines Nachts starb das Meer

      von einem Ufer zum andern,

      sich faltend, schrumpfend,

      ein Mantel, den man fortnimmt.

      Der Tod des Meeres, Gabriela Mistral

      19. Mai

      Marseille im Rücken nehme ich die Steampunk Queen in Augenschein, suche nach den Schatten zwischen den Decks und betrachte die verzerrten Bildnisse der Schaufelräder auf dem Schiffsrumpf, die durch das Licht der Hafenlaternen erzeugt werden. Groteske Mäuler mit spitzen Zähnen.

      Das Rasseln der Industrieanlagen ergänzt das Bild, es fehlen nur die aufsteigenden Rauchschwaden. Die Kessel der Steampunk Queen scheinen noch nicht voll angeheizt zu sein, das Dröhnen der Dampfmaschinen ist abwesend. So bleiben nur die Schattenbilder und der Trug des Schiffs. Mein Zuhause für die nächsten Tage, unfreiwillig, aber notwendig.

      Ich nehme meinen Koffer in die Hand und mache mich auf den Weg zur Gangway. Unten wartet ein Mitglied der Mannschaft, wünscht: »Bon soir!«

      Ich nicke nur und reiche ihm meine Fahrkarte. Auf Nachfragen nenne ich ihm einen Namen für die Passagierliste: »Kelvin Potamoi.« Er spielt keine Rolle, ich nutze ihn nur für die Kreuzfahrt.

      »Die Begrüßung der Passagiere hat erst vor wenigen Minuten begonnen.« Mit einem Lächeln gibt er mir meine Fahrkarte zurück.

      Ich nicke wieder und spreche dann doch ein paar Wörter, als er einen Kabinenjungen herbeiwinken will. »Danke, mit dem Koffer werde ich allein fertig.« Dann laufe ich die Gangway hinauf an Deck der Steampunk Queen.

      Das Begrüßungszeremoniell interessiert mich nicht, so wende ich mich gleich ins Innere des Schiffs und suche nach meiner Kabine. Die Beschilderung ist verständlich und der Teppich auf den Fluren verschluckt meine Schritte.

      So finde ich schnell und unauffällig meine Kabine, öffne die Tür und trete in das geräumigste Zimmer einer zweiten Klasse, das ich je gesehen habe. Doch die moderne und verspielte Einrichtung kann nur für einen Augenblick meine Aufmerksamkeit auf sich lenken.

      Ich werfe den Koffer auf das Bett und schlüpfe aus meinem Mantel, der neben dem Koffer landet. Mit einem leichten Seufzen balle und öffne ich die Fäuste. Fast scheint mir, als würde Dampf aus ihnen entweichen. Doch das ist nur Einbildung. Das Zischen rührt woanders her.

      Ich knie

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