Südengland Reiseführer Michael Müller Verlag. Ralf Nestmeyer

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Südengland Reiseführer Michael Müller Verlag - Ralf Nestmeyer MM-Reiseführer

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unter an­de­rem durch den Bell Tower, einen äu­ße­ren Be­festigungsring, und einen Was­ser­gra­ben. Eine Besichtigung des To­wers be­ginnt am Middle Tower, wo sich einst eine Zugbrücke befand. Da­nach gibt es kei­ne vorgeschriebene Route, doch emp­fiehlt es sich, zuerst die in­te­res­san­teste Dau­erausstellung zu be­su­chen: Im White Tower wird man näm­lich um­fas­send über die Bau­ge­schich­te des To­wers informiert. Für die meisten Be­su­cher ist es über­ra­schend, dass bis 1835 zum Tower auch eine Me­na­gerie mit Löwen und Elefanten ge­hörte, die spä­ter im Londoner Zoo auf­ging. Kin­der sind besonders für die aus­gestellten mit­telalterlichen Waffen und Rüs­tun­gen zu begeistern. Die St John’s Cha­pel im zweiten Stockwerk, ein schlich­ter ro­manischer Sakralbau, ist das älteste er­hal­tene Gotteshaus Lon­dons.

      Empfehlenswert ist eine eingehende Betrachtung der Kronjuwelen im Jewel House, die sich trotz langer Warte­schlan­gen lohnt. Die meisten Kronin­sig­nien sind wäh­rend der kurzlebigen Republik eingeschmolzen worden. Die älteste Krone stammt des­halb aus der Zeit der Restauration (der Zeit nach der Republik), sie wiegt fünf Pfund und wird noch heute für Krönungen be­nutzt. Schön ist Königin Viktorias Imperial State Crown, die mit mehr als 3000 Diamanten aufwarten kann. Die Krone der Queen Mother aus dem Jahre 1937 wird u. a. vom berühmten Dia­man­ten Kohinoor mit 108 Karat (1 Ka­rat entspricht 0,2 Gramm) geschmückt. Er ist einer der größten Diamanten der Welt; überreicht wurde er Königin Vik­toria 1850 von der britischen Indien­armee. Außerdem sind natürlich viele Kro­nen, Zepter, Reichs­äp­fel und Staats­schwerter zu besichtigen. Auf ei­nem Roll­band wird man an den Kron­ju­we­len vorbeigefahren, damit es nicht zu Staus kommt (die sich trotzdem bil­den).

      Nicht versäumen sollte man eine Besichtigung des zur Themse zei­gen­den Traitor’s Gate und des an­gren­zen­den Medieval Palace, in dem einst Edu­ard I. residierte. Im Beau­champ Tower haben bedeutende Staatsgefangene ihre Mauerkritzeleien hin­ter­lassen, im Bloody Tower verbrachte Sir Walter Raleigh, der Gründer der eng­li­schen Kolonie Virginia, zusammen mit seiner Frau und seinen beiden Kindern zwölf lange Jahre und schrieb dabei seine „History of the World“. Der Wall Walk führt entlang der östlichen Be­fes­ti­gungs­mauer. Von einem Besuch des In­fan­te­rie­mu­seums (Fusiliers’ Museum), für den ein zusätzlicher Obolus be­rech­net wird, kann man getrost Abstand nehmen. Wer im Tower die Orien­tie­rung verloren hat, soll­te sich mit seinen Fragen an die Yeomen Warders wenden. Die uniformierte kö­nig­liche Garde - im Volksmund werden sie Beefeaters ge­nannt - gibt gerne Auskunft.

      Ein Beleg für das ausgeprägte Tra­di­tionsbewusstsein der Engländer ist die nächt­li­che Zeremonie der Schlüs­sel­übergabe. Seit etwa 700 Jahren wird immer um Punkt 21.53 Uhr das Haupt­tor des Towers abgeschlossen. Eine Teil­nahmeerlaubnis dafür ist min­des­tens vier, besser noch acht Wo­chen vor­her bei Ceremony of the Keys zu be­antragen. Achtung: Legen Sie dem Brief einen internationalen Ant­wort­schein bei. Die schriftliche Ge­neh­mi­gung muss man um 21.30 Uhr dem diensthabenden Of­fi­zier am Haupt­tor vor­legen.

      ♦ SE1. (U) Tower Hill. Tgl. 9-17.30 Uhr, So und Mo erst ab 10 Uhr, im Winter nur bis 16.30 Uhr. Ein­tritt £ 27.20, erm. £ 21.30 bzw. £ 12.90, Fa­mi­lien­ticket £ 69.20. Wer online bucht, spart jeweils 10 %. www.hrp.org.uk/tower-of-london. Emp­feh­lenswert ist der Audioguide.

      Der Große Brand

      Innerhalb weniger Jahrzehnte hatte sich die Londoner Bevöl­ke­rung im 17. Jahr­hundert auf über 200.000 verdoppelt, als in den frühen Morgen­stun­den des 2. September 1666 in einer Bäckerei an der Pudding Lane ein kleiner Brand ausbrach, der als ungefährlich eingestuft wurde. Der damalige Lord Ma­yor Sir Thomas Blood­worth murmelte etwas von „Kinderkram, den sogar ei­ne Frau aus­pinkeln könnte“ und legte sich wieder in sein Bett. Eine fatale Fehl­einschätzung - denn wegen ungünstiger Winde breitete sich der „Kin­der­kram“ zu einer fünf Tage währenden Feuersbrunst aus: „Und der mächtig star­ke Wind trieb das Feuer in die Stadt, und alles erwies sich nach so langer Tro­ckenheit als brennbar, selbst die steinernen Kirchenmauern“, notierte der Augenzeuge Samuel Pepys in seinem Tagebuch. Der Schaden war ver­hee­rend: Vier Fünf­tel der Londoner City und die Hälfte der westlichen Pe­ri­phe­rie waren vernichtet. Rund 13.000 Häuser sowie 87 Kirchen, da­runter die alte St Paul’s Cathedral, wurden ein Opfer der Flammen. Das einzig Positive an der Feuersbrunst war, dass auch die Pest aus London verschwand.

      Tower Bridge: Obwohl gerade erst ein gutes Jahrhundert alt, ist die Tower Bridge das meistfotografierte Wahr­zei­chen Londons. Die 1894 in der Nähe des To­wers errichtete Hängebrücke wur­de als technisches Wunderwerk bestaunt, da ihr be­weglicher Mittelteil hochgezogen werden kann, um so auch größeren Schiffen die Durchfahrt zu ermöglichen. Die Zugbrücke - Archi­tekt war Sir Horace Jones - gilt als tech­nische Meisterleistung: Innerhalb von 90 Sekunden ist es möglich, die bei­den Flügel hochzuziehen. Obwohl die Brü­cke damals mit modernster Hy­drau­lik­technik betrieben wurde, hüllte man den Mechanismus in ein mittel­alter­li­ches Ge­wand, damit Brücke und Tower ein harmonisches Ensemble bildeten.

      ♦ SE1. (U) Tower Hill. Tgl. 10-17.30 Uhr, im Win­ter bis 17 Uhr. Eintritt £ 9.80, erm. £ 6.80 oder £ 4.20 (Kom­biticket mit The Monument £ 12, erm. £ 8.20 oder £ 5.50). www.towerbridge.org.uk.

      Lloyd’s Building: Lloyd’s, die wohl be­rühmteste Versicherungsgesellschaft der Welt, ließ sich von 1978 bis 1986 für 169 Millionen Pfund den bis dahin wohl architek­to­nisch anspruchs­volls­ten Bau in der Londoner City errichten. Die Pläne stammen von Richard Ro­gers, der zuvor mit seinem Pariser Cen­tre Pompidou für Furore ge­sorgt hatte.

      ♦ Lime Street, EC3. (U) Monument.

      Moderne Fußgängerbrücke vor der altehrwürdigen St Paul’s Cathedral

      ♦ London Wall, EC2. (U) St Paul’s. Tgl. 10-18 Uhr. Eintritt frei! Son­der­ausstellungen: ab £ 5. www.museumoflondon.org.uk.

      Barbican Centre: Der riesige, zwischen 1959 und 1981 errichtete Komplex des Barbican Centre - der Name erinnert an einen mittelalterlichen Wachtturm - wird von manchen Leuten als das englische Gegenstück zum New Yorker Lincoln Cen­tre bezeichnet. Unter „ei­nem Dach“ sind hier die Concert Hall, das Royal

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