Südengland Reiseführer Michael Müller Verlag. Ralf Nestmeyer
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♦ Manchester Square, NW1. (U) Bond Street. Tgl. 10-17 Uhr. Eintritt frei! www.wallacecollection.org.
Speaker’s Corner: Speaker’s Corner ist in der ganzen Welt bekannt. Bei einem Brainstorming zum Thema London denkt wahrscheinlich jeder Zweite innerhalb von einer Minute an Speaker’s Corner. Wie so oft, ist aber der Ruf besser als die Realität. Seit 1872 hat zwar jeder Bürger das Recht, hier öffentlich seine Meinung vorzutragen, doch gehören hitzige Debatten und kontroverse politische Diskussion der Vergangenheit an; schon seit langem beherrschen religiöse Fanatiker die Szenerie. Statt Gedankenfreiheit wird heute oft Intoleranz gepredigt. „Hochbetrieb“ herrscht besonders an den Sonntagen. Wer des Englischen ein bisschen mächtig ist, wird an den teilweise sehr schlagfertigen Zwischenrufen, mit denen die Zuhörer die dargebotenen Heilsbotschaften kommentieren, seinen Spaß haben.
Soho und Covent Garden
Soho und Covent Garden - das ist Nachtleben pur. Auf einer Quadratmeile drängen sich Kinos, Kneipen, Theater und Restaurants. Bis spät in der Nacht stehen Menschentrauben auf der Straße; es wird gelacht, getrunken und musiziert, gerade so, als befände man sich in Florenz oder Siena.
Chinatown
Londons Chinatown ist eine eigene Welt, die man durch drei, mit viel Gold und Rot dekorierte Torbögen betritt. In den Schaufenstern der Restaurants glänzen lackierte Enten, zweisprachige Straßenschilder und Telefonzellen mit asiatischen Plastikdächern lassen keinen Zweifel daran, dass man sich auf chinesischem „Territorium“ befindet. Bereits im 19. Jahrhundert gab es in London eine kleine chinesische Gemeinde. Chinatown entstand jedoch erst in den 1950er-Jahren, als sich zahlreiche Hong-Kong-Chinesen in der Lisle Street und der Gerrard Street niederließen. Die Neuankömmlinge eröffneten Restaurants, Einzelhandelsgeschäfte, kleine Supermärkte und - so wird jedenfalls behauptet - mehrere illegale Spielhöllen in dunklen Kellergewölben. Selbstverständlich wohnt in Chinatown nur ein Bruchteil der 60.000 Londoner Chinesen, doch sind die Straßenzüge am Südrand von London der Mittelpunkt der chinese community. Die meisten Besucher kommen aus kulinarischen Gründen nach Chinatown. Allerdings ist Vorsicht geboten: Die All-you-can-eat-Angebote der Restaurants sind für Londoner Verhältnisse mit £ 6 oder £ 8 zwar erstaunlich günstig, doch lässt die Qualität der Selbstbedienungsbüfetts meist sehr zu wünschen übrig. Wer chinesisch essen möchte, sollte daher besser nicht an der falschen Stelle sparen.
Angeblich leitet sich der Name Soho von einem Jagdruf ab. Mit so ho! soll man ehedem in den königlichen Waidgründen, die hier lagen, die Hunde angetrieben haben. Nachdem Karl II. 1675 Soho zur Bebauung freigegeben hatte, entwickelte sich das Areal schnell zu einer beliebten, nicht allzu vornehmen Wohngegend, in der sich auch viele Hugenotten niederließen. In der Mitte des 19. Jahrhunderts war Soho der am dichtesten besiedelte Stadtteil Londons. Prostitution und Kleinkriminalität hielten ihren Einzug und schufen ein Klima, das Literaten und Bohemiens magisch anzog. Rimbaud und Verlain lebten und amüsierten sich genauso in Soho wie Francis Bacon. In den 1970er-Jahren drohte Soho zu einer wahren Lasterhöhle zu verkommen, doch konnte die Prostitution glücklicherweise eingedämmt werden. Der Red Light District beschränkt sich heute nur noch auf wenige Straßen mit ein paar Stripteaselokalen, Peepshows und Sexshops, die ihren Umsatz mit Softpornomagazinen und diversen „Spielgeräten“ bestreiten.
Während der Thatcher-Jahre entwickelte sich Soho zu einem Brennpunkt der Medien-, Film- und Modewelt. Viele Yuppies sind der Sohoitis verfallen, einer Art Krankheit, bei der sich der Infizierte regelmäßig in dem Gewirr von Sohos Straßen und Kneipen verliert. Sich zu infizieren ist nicht schwer: Manche Coffeebars haben rund um die Uhr geöffnet. Angesichts der pulsierenden Glitzerwelt übersieht man allzu leicht, dass neben den Musicalpalästen die Obdachlosen unter Pappkartons liegen.
Covent Garden: Bis in das 16. Jahrhundert hinein wurde diese Gegend als Convent Garden („Klostergarten“) von den Mönchen der Westminster Abbey genutzt. Nach der Auflösung der Klöster durch Heinrich VIII. gelangte der Besitz in die Hände der Earls of Bedford. Im 17. Jahrhundert verwandelte der Architekt Inigo Jones den Garten in eine Piazza nach italienischem Vorbild. Es entstand der berühmte Covent Garden Market, ein Obst-, Gemüse- und Blumenmarkt. Im frühen 19. Jahrhundert wurde dann ein klassizistisches Gebäude errichtet, um die einzelnen Marktstände unterzubringen. Das Central Market Building erhielt 1889 eine Dachkonstruktion aus Glas und Eisen. Sorgfältig erneuert und in eine obere und untere Passage unterteilt, erstrahlt das Herzstück des Covent Garden Market heute wieder in seinem alten Glanz. Draußen sorgen Clowns, Akrobaten und Artisten für Abwechslung. Der Gemüsemarkt zog 1974 in die Nine Elms Lane (Battersea) und erhielt den Namen New Covent Garden Market.
London Transport Museum: Ein Lob vorweg: Das London Transport Museum setzt sich in geradezu mustergültiger Weise mit der Geschichte des öffentlichen Nahverkehrs auseinander. Von den ersten Pferdebahnen bis zu den roten Doppeldeckerbussen verschiedener Modellreihen und der unterirdischen Tube ist alles vertreten. Interessant sind auch die Werbeplakate, anhand derer sich die Weiterentwicklung und Veränderung der Plakatkunst anschaulich nachvollziehen lässt. Für Kinder wurden nicht nur spezielle „Kid Zones“ eingerichtet, sie können das Museum auch mit einer Laufkarte erkunden und diese abstempeln lassen.
♦ Covent Garden Piazza, WC2. (U) Covent Garden. Tgl. 10-18 Uhr. Eintritt £ 18, erm. £ 17, Kinder unter 17 Jahren frei! www.ltmuseum.co.uk.
Photographer’s Gallery: Seit Jahrzehnten ist Photographer’s Gallery die allererste Londoner Adresse für Freunde anspruchsvoller Fotokunst und sozialkritischer Fotoreportagen. Im Jahre 2009 erfolgte der Umzug in ein neues Gebäude nahe dem Oxford Circus. Gezeigt werden absolut hochkarätige Wechselausstellungen, in den letzten Jahren beispielsweise von Robert Capa, Jürgen Teller, Andreas Gursky oder Martin Parr. Zur Galerie gehören noch ein gut sortierter Bookshop und ein sehr ansprechendes Café.
♦ 16-18 Ramilies Street, W1. (U) Oxford Circus. Tgl. 10-18 Uhr, Do bis 20 Uhr, So erst ab 11 Uhr. Eintritt £ 5, erm. £ 2,50, Do ab 17 Uhr frei. thephotographersgallery.org.uk.
Mayfair und St James’s
In Mayfair und St James’s zeigt sich London von seiner vornehmsten Seite. Die Herren der Londoner „High Society“ treffen sich in den distinguierten Clubs, während sich ihre Ehefrauen in den edlen Geschäften der Bond Street wie im Paradies fühlen.
Mayfair verdankt seinen Namen einer Frühjahrsmesse, die über