Dickens' Geschichten über Kinder, für Kinder erzählt. Charles Dickens
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" 'Ich habe gesehen, wie Sie ausgestiegen sind, Sir', sagte Cobbs. 'Ich dachte mir, dass Sie es sind. Ihre Größe und Ihre Figur haben Sie verraten. Was ist das Ziel Ihrer Reise, Sir? Werden Sie heiraten?'
" 'Wir werden heiraten, Cobbs, in Gretna Green', erwiderte der Junge. 'Deswegen sind wir weggelaufen. Norah war ziemlich niedergeschlagen, Cobbs; aber jetzt, wo wir Sie gefunden haben, freut sie sich umso mehr.'
"'Danke, Sir, und danke, Miss,' sagte Cobbs, 'für Ihre hohe Meinung von mir. Haben Sie Gepäck mitgebracht, Sir?''
"Wenn ich Boots glauben darf, der mir sein Ehrenwort darauf gab, hatte die Dame einen Sonnenschirm dabei, ein Riechfläschchen, anderthalb gebutterte Toastbrote, acht Pfefferminzbonbons und eine Haarbürste, die vermutlich einer Puppe gehörte. Der Herr besaß eine Schnur von etwa sechs Metern Länge, ein Messer, drei oder vier Blätter Schreibpapier, die überraschend klein zusammengefaltet waren, eine Orange und einen Porzellanbecher mit seinem Namen darauf.
" 'Was genau sind Ihre Pläne, Sir?', fragte Cobbs.
" 'Morgen früh', antwortete der Junge – und der Mut dieses Jungen war geradezu sensationell!- , 'weiterfahren und heiraten.'
" 'Prima, Sir', sagte Cobbs. 'Würde es Ihren Vorstellungen entsprechen, Sir, wenn ich mitkommen würde?'
"Als Cobbs dies sagte, sprangen beide vor Freude auf und riefen: 'Oh, ja, ja, Cobbs! Ja!'
" 'Nun, Sir', sagte Cobbs. 'Wenn Sie mir die Freiheit erlauben, meine Meinung zu äußern, würde ich Ihnen Folgendes empfehlen: Ich kenne da ein Pony, Sir, und auch den Besitzer eines Phaetons; beides könnte ich mir ausleihen und Sie und Mrs. Harry Walmers, Jr. in sehr kurzer Zeit zum Ende Ihrer Reise bringen – ich fahre selbst, wenn Sie einverstanden sind. Ich bin mir nicht ganz sicher, Sir, ob dieses Pony morgen frei sein wird, aber selbst, wenn Sie morgen darauf warten müssten, könnte es sich für Sie lohnen. Was die Bezahlung für Ihre Unterkunft hier angeht, Sir: sollte es gerade etwas knapp bei Ihnen sein, wäre das kein Problem, denn ich bin Teilhaber dieses Gasthauses, und ich könnte den Betrag anschreiben lassen."
"Boots erzählte mir, dass die beiden erneut in die Hände klatschten, vor Freude auf und ab hüpften, ihn 'Guter Cobbs!' und 'Lieber Cobbs!' nannten und sich in der Wonne ihrer vertrauensvollen Herzen küssten, während er, der sie gerade getäuscht hatte, sich als der gemeinste Schurke fühlte, der je geboren wurde.
" 'Gibt es irgendetwas, das ich Ihnen bringen lassen kann, Sir?', sagte Cobbs, der sich über alle Maßen schämte.
" 'Wir hätten gerne Kuchen nach dem Essen', antwortete Master Harry, verschränkte die Arme, streckte ein Bein aus und schaute ihn geradewegs an. 'Dazu zwei Äpfel – und Marmelade. Zum Essen selbst hätten wir gerne Toast und Wasser. Norah trinkt als Dessert immer ein halbes Glas Johannisbeersaft, und ich auch.'
" 'Ich werde ihn an der Bar für Sie bestellen, Sir', sagte Cobbs und verschwand.
"Die Art und Weise, wie die Frauen des Hauses – ganz ohne Ausnahme – jede einzelne – egal ob verheiratet oder ledig, sich um den Jungen kümmerten, als sie die Geschichte hörten, überraschte Boots. Er konnte sie gerade noch davon abhalten, in den Raum zu stürmen und ihn zu küssen. Unter Lebensgefahr kletterten sie an allen möglichen Stellen hinauf, um ihn durch eine Fensterscheibe zu betrachten. Am Schlüsselloch standen sie zu siebt. Sie waren total versessen auf ihn und seinen Wagemut.
"Am Abend ging Boots erneut in den Raum, um nachzusehen, wie es dem geflohenen Paar ging. Der Herr saß auf der Fensterbank und hielt die Dame in seinen Armen. Sie hatte Tränen im Gesicht und lag, offensichtlich sehr müde und schon fast schlafend, mit dem Kopf an seiner Schulter.
" 'Mrs. Harry Walmers, Jr., müde, Sir?' fragte Cobbs.
" 'Ja, sie ist müde, Cobbs; sie ist es nicht gewohnt, von zu Hause weg zu sein, und sie ist wieder sehr traurig. Cobbs, könnten Sie ihr einen Biffin bringen, bitte?''
" 'Ich bitte um Verzeihung, Sir', sagte Cobbs. 'Was soll ich – ?
"'Ich glaube, ein Norfolk-Biffin [A] würde ihre Lebensgeister wecken, Cobbs. Sie mag sie sehr.'
"Boots machte sich auf die Suche nach dem benötigten Stärkungsmittel, und nachdem er es gefunden und hereingebracht hatte, reichte es der Herr der Dame, fütterte sie mit einem Löffel und aß selbst ein wenig davon. Die Dame war sehr schläfrig und ziemlich unleidig. 'Was würden Sie, Sir', fragte Cobbs, 'von einem Nickerchen halten?' Der Gentleman stimmte ihm zu; das Zimmermädchen ging als erstes die große Treppe hinauf, dann folgte die Dame in ihrem himmelblauen Mantel, galant geführt von dem Gentleman; dieser küsste sie an der Tür und zog sich dann in sein eigenes Zimmer zurück, wo Boots ihn sachte einschloss.
"Boots fühlte sich erneut als der gemeinste Betrüger, als sie ihn beim Frühstück (sie hatten über Nacht gezuckerte Milch, Toast und Johannisbeergelee bestellt) nach dem Pony fragten. Er gestand mir, dass er es fast nicht übers Herz gebracht hatte, den beiden jungen Dingern ins Gesicht zu sehen und daran denken zu müssen, wie verschlagen er geworden war. Wie dem auch sei, er log weiter wie ein Trojaner über das Pony. Er erzählte ihnen, dass es erst halb beschlagen sei und dass man es in diesem Zustand nicht rauslassen könnte, aus Angst, dass es sich verletzen würde. Aber im Laufe des Tages sei man damit fertig, und morgen früh um acht Uhr würde auch der Phaeton fertig sein. Als er in meinem Zimmer auf diese Situation zurückblickte, war Boots' Eindruck, dass Mrs. Harry Walmers, Jr. langsam der Mut verließ. Sie hatte vor dem Zubettgehen ihr Haar nicht gebürstet, und schien dazu auch morgens nicht in der Lage gewesen zu sein, sodass es ihr ins Gesicht hing. Aber Master Harrys Mut war ungebrochen. Er saß hinter seiner Frühstückstasse und stopfte Marmelade in sich rein, als wäre er sein eigener Vater.
"Boots vermutete, dass die beiden vor dem Frühstück Soldaten gezeichnet haben – zumindest weiß er, dass viele davon beim Kamin gefunden wurden, alle beritten. Im Laufe des Vormittags läutete Master Harry die Glocke – es war wirklich überraschend, wie sich dieser Junge hielt und munter sagte: 'Cobbs, gibt es in der Nähe gute Spazierwege?'
" 'Ja, Sir', antwortete Cobbs. 'Da gibt es zum Beispiel Love Lane.'
" 'Raus mit Ihnen, Cobbs!', polterte der Junge, 'Sie nehmen mich auf den Arm.'
" 'Entschuldigen Sie bitte, Sir', sagte Cobbs, 'er heißt wirklich Love Lane und ist ein sehr angenehmer Spazierweg; ich wäre stolz, ihn Ihnen und Mrs. Harry Walmers, Jr. zu zeigen."
" 'Norah, Liebes', sagte Master Harry, 'das ist sonderbar. Wir sollten Love Lane wirklich besuchen. Setz deine Haube auf, mein süßer Liebling, und lass uns mit Cobbs dorthin fahren."
"Boots überlässt es mir, zu beurteilen, für was für ein Scheusal er sich hielt, als das junge Paar ihm beim gemeinsamen Spaziergang mitteilte, dass es sich entschlossen hatte, ihm als Obergärtner zweitausend Guineen pro Jahr zu bezahlen, weil er ihnen so ein treuer Freund sei. Boots wünschte sich in diesem Moment nichts sehnlicher, als dass sich die Erde öffnete und ihn verschluckte; er fühlte sich so gemein, als ihre strahlenden Augen ihn ansahen und ihm glaubten. Nun, Sir, er lenkte so gut es ging vom Thema ab und führte sie die Love Lane hinunter zu den Auen am Wasser, wo Master Harry bei dem Versuch, ihr eine Seerose zu pflücken, fast ertrunken wäre – aber diesen Jungen erschreckte nicht das Geringste. Nun, Sir, sie waren erschöpft. Da alles so neu und fremd für sie war, waren sie unendlich müde und legten sich , wie die Kinder des Waldes, oder sagen wir der Auen, in eine große Ansammlung von Gänseblümchen