Der Stempelmörder. Torsten Schönberg

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Der Stempelmörder - Torsten Schönberg страница 9

Автор:
Жанр:
Серия:
Издательство:
Der Stempelmörder - Torsten Schönberg

Скачать книгу

den Regalen standen Hunderte von Aktenordnern alphabetisch geordnet. Für Franz war dieser Tag als Leiter sicherlich der Höhepunkt seiner noch kurzen Männerwohnheim-Karriere, allerdings stand er überhaupt nicht auf Öffentlichkeit. Er wollte Paradeiser offenbar helfen, den Mord möglichst schnell aufzuklären. Die Einrichtung der Soko war seine Idee gewesen, mit Herbert hatte er einen willigen Ermittler gefunden. Franz war ein guter Sozialarbeiter. Früher hatte er sich um ausgerissene Kinder und Jugendliche gekümmert, viel Straßenarbeit geleistet und diverse Jugendeinrichtungen betreut. Jetzt kümmerte er sich um die großen Kinder, wie er uns einmal bei einem gemeinsamen Bier nannte. So stellte ich mir die gute Seele eines Heims vor.

      »So, meine beiden Freunde. Dann blast mal rein.«

      Das war auch so eine Neuerung, die er eingeführt hatte. Wenn das Gerät mehr als 1,0 Promille zeigte, musste der Bläser das Heim wieder verlassen.

      Wir hatten für diesen Fall eine spezielle Atemtechnik entwickelt: Beim Hyperventilieren, also schnellem Ein- und Ausatmen, zeigte das Gerät einen viel geringeren Wert an. Wir bliesen.

      Ich erreichte 0,4 Promille und Georg 0,9, wir lagen also gerade noch darunter.

      Dann mussten wir jeweils drei Fragen beantworten. Dieser Scherz hing mit Piefke 5 zusammen, quasi eine Vorbereitung auf den Einbürgerungstest.

      »So, Juri, deine Fragen: Wie viele Liter sind ein Doppler?«

      Das war einfach. »2.«

      »Richtig. Das war ja nicht schwer. Jetzt die zweite Frage: Wo wurde der Mörder unserer Sisi geboren?«

      Das war nicht ganz so leicht, aber ich wusste die Antwort. »In Paris.«

      Die dritte Frage war meist die schwerste. »Was liegt bei einem guten Österreicher im Nachtkastl?«

      Ich hatte keine Ahnung. Georg erwähnte vor ein paar Tagen, dass er in seiner alten Wohnung immer eine Gaspistole und Kondome in der obersten Schublade aufbewahrte. »Eine Pistole und Kondome.«

      Georg grinste.

      Franz verzog die Augenbrauen. »Na ja, da müssen wir noch ein wenig üben. Im Nachtkastl eines guten Österreichers liegt die Bibel. Aber ihr seid ja hier zum Lernen.«

      Georg hatte nicht so viel Glück und lag dreimal knapp daneben. »Damit habt ihr den heutigen Test nicht bestanden und müsst morgen nachsitzen. Noch vor eurem Dienst kommt ihr in den ersten Stock zur Guten-Österreicher-Schulung. So, jetzt noch eine Unterschrift, und dann ab ins Zimmer gegenüber. Dort sitzt Herr Inspektor Stippschitz. Er hat ein paar Fragen zum Mord letzte Nacht.«

      Auf dem Gang sahen wir uns an und gingen lautlos die Stiegen hinauf in den vierten Stock.

      Herbert stand vor seinem Zimmer. Sein Helm glänzte im schummrigen Licht der 25-Watt-Birne. »Wart ihr schon bei Stippschitz?«

      Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass ihm die Macht ein wenig zu Kopf gestiegen war. Anders konnte ich sein Gehabe nicht deuten.

      »Herbert, was ist los?«, fragte Georg. »Gibt es Neuigkeiten? Habt ihr den Mörder schon gefasst?«

      »Lass das Gequatsche. Was habt ihr mit Luise gemacht? Sie hat mich heute Nachmittag völlig aufgelöst angerufen. Das muss ein Ende haben.«

      Georg schob Herbert in sein Zimmer und ich schloss hinter uns die Tür. »Hör mal gut zu, mein Freundchen. Du hast jetzt eine sehr wichtige Aufgabe. Wir werden dich voll und ganz unterstützen. Aber denk auch immer daran, dass Luise einen Pudel hat, den unser Freund Hasil gern verwerten möchte.« Georg drückte Herbert mitsamt seinem Helm gegen die Wand. »Du bist dafür verantwortlich, dass niemand unser Zimmer durchsucht. Weder Paradeiser noch Stippschitz oder Franz. Ist das klar? Ist das klar?« Den letzten Satz flüsterte Georg.

      Ich spielte den guten Cop. »Herbert, denk an unsere gemeinsame Zeit im Waldviertel. Haben wir dich jemals im Stich gelassen? Glaubst du wirklich, wir könnten deiner Luise oder ihrem Pudel etwas antun? Wir brauchen nur etwas Privatsphäre. Georg hat eine regelrechte Allergie gegen die Obrigkeit und wir können uns die Medikamente nicht leisten.«

      Herbert schaute Georg an. »Stimmt das mit der Allergie, Georg?«

      »Klar stimmt das. Ich bekomme riesige Pusteln, die dann platzen und eitern.« Georg streichelte Herberts Helm.

      Der Soko-Leiter atmete tief durch. »Na, warum habt ihr beide das nicht gleich gesagt. Wir sind doch Freunde, die sich gegenseitig helfen. Paradeiser und Stippschitz haben viel damit zu tun, jeden im Haus zu verhören. Ihr habt sicher keine Lust, mit ihnen zu reden. Aber eine schlechte Nachricht hab ich leider noch. Sie werden auch euer Zimmer durchsuchen. Die Mordwaffe haben sie bis jetzt noch nicht gefunden. Vielleicht kann ich da was machen.«

      »Gut so. Das ist unser Herbert, wie wir ihn kennen«, freute sich Georg.

      Der Arme schaute wieder freundlicher drein. Wir klopften ihm zum Abschied auf die Schulter und verließen sein Zimmer.

      Der Gang wirkte endlos. Wie in einem Gefängnis. Rechts und links die Zellen. An der Decke eine nackte Birne. Das vorletzte Zimmer links gehörte uns. Wir durften es nicht verschließen. Das war strengstens verboten – Regel Nummer sieben der Hausordnung.

      Der Sack, den wir am Morgen auf den Gang geworfen hatten, war verschwunden.

      Georg öffnete das Fenster, ich setzte mich an den Tisch. »Ich freu mich schon auf morgen. Der Pater hat seinen großen Tag. Dann wird die Jungfrau Maria erscheinen und wir werden endlich ein paar Scheine mehr in der Tasche haben. Es geht aufwärts.«

      Georg raunzte. »Juri, langsam verliere ich den Überblick, wer hier wen erpresst. Du hast einen ganz schön schlechten Einfluss auf mich. Wir sollten vielleicht wirklich den Koffer mit Geld nehmen und abhauen.«

      Dann holte ich die DVD aus dem Rucksack, die hatte ich bis dahin verdrängt. »Was machen wir damit? Hier im Heim haben wir keine Möglichkeit, sie anzuschauen. Irgendwie bin ich schon neugierig.«

      Georg starrte auf die Scheibe. »Wir können sie doch vernichten und einfach vergessen. Was kümmert uns dieses Überwachungsvideo?«

      »Willst du denn nicht wissen, was da so Geheimnisvolles drauf ist? Wir sollten uns das Video zumindest ansehen.«

      Er wirkte unsicher. »Nein. Vielleicht ist das gar keine gute Idee. Du und Kovac zieht mich in keine weitere Geschichte. Ich werde ein guter Österreicher.« Er fummelte an Seldschuks Päckchen herum.

      Ich riss es ihm aus der Hand. Ob das wirklich Drogen waren? Ein ungutes Gefühl durchdrang mich. »Wir könnten doch beim Pater in Dornbach die DVD abspielen? Dann sehen wir, was drauf ist.« Ich schaute auf die Kommode. Irgendetwas stimmte hier nicht. Ich sprang auf und öffnete die halb verschlossene Schublade und schaute den Kärntner entgeistert an. »Ich glaube, da will uns jemand was anhängen.«

      Das Küchenmesser war weg.

      Конец ознакомительного фрагмента.

      Текст предоставлен ООО «ЛитРес».

      Прочитайте эту книгу целиком, купив

Скачать книгу