Happy Huhn 2.0 • Das Buch zur YouTube-Serie. Robert Höck
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Warum man aus Hybridhühnern keine neue Rasse selektiert
Die Geflügelproduzenten schaffen ihre Hybridhühner immer wieder neu durch wiederholtes Kreuzen der Ausgangsrassen. Man stellt sich da als Außenstehender schnell die Frage, warum mit den Hybridhühnern nicht einfach eine neue Rasse selektiert wird, denn die Kreuzungen sind an sich vergleichsweise umständlich.
Hier kommt der Haken der Hybridtiere nun zum Vorschein, denn würde man Kreuzungstiere untereinander verpaaren, verschwänden die positiven Hybrideigenschaften sofort wieder. Die Nachkommen der Hybriden wären direkt wieder deutlich unberechenbarer in ihren Nutzeigenschaften, und unberechenbar darf in der Industrie gar nichts sein. Um kalkulierbares „Material“ zu bekommen, muss man die Ausgangskreuzungen also jedes Mal aufs Neue wieder von Anfang an vornehmen, ganz gleich, wie kompliziert sie sind. In den Hallen der Züchtereien werden zu diesem Zweck seit vielen Jahrzehnten die ursprünglichen Ausgangsrassen immer weiter vermehrt, und diese armen Vögel tun dann ihr ganzes Leben lang nichts anderes, als in kleinen Zuchtkäfigen für Hochleistungsnachwuchs zu sorgen. Unfreiwillig übrigens, denn längst wird hier mit künstlicher Befruchtung gearbeitet.
Bilder 13 bis 20: Hybridhühner, die aktuell im Umlauf sind: 13 Hybrid-Italiener, 14 Königsberger, 15 Dunkle Sussex, 16 Hybrid-Sussex, 17 Lohmann Brown, 18 Grünleger, 19 Bovan Black und 20 Blausperber.
Hybridhühner in der Hobbyhaltung
Ich glaube, als kleiner Einblick hinter die Kulissen der Tierzuchtindustrie waren die zurückliegenden Zeilen vollkommen ausreichend. Würde ich hier noch näher auf die Einzelheiten eingehen, hätte ich bald ein „Sad Huhn“-Buch anstatt eines „Happy Huhn“-Buchs und würde Gefahr laufen, in einen Interessenskonflikt zu geraten. Man kann die Machenschaften der großen Konzerne nicht so einfach ändern, und sie betreffen neben den Hühnern ohnehin auch alle anderen wichtigen Nutztiere, wie Puten, Gänse, Rinder und Schweine. Die Welt schreit nach billigen Lebensmitteln und die Tiere müssen es ausbaden. Wichtiger ist für uns Halter von glücklichen Hühnern an dieser Stelle nun die Frage, was die Existenz von Hybridhühnern für die Praxis in der Hobbyhaltung bedeutet.
Welche Sorten von Hybridhühnern sind aktuell im Umlauf?
Als Hühnerhalter kommt man schneller mit Hybridhühnern in Kontakt, als man denken würde. Klar, die braunen Legehybriden kennt jeder von den Bildern auf den Eierkartons, und man legt sie sich gewiss nur zu, wenn man sich nicht dafür interessiert, ein Rassetier zu erwerben. Aber wie sieht es aus, wenn ich Ihnen, werte Leser, sage, dass es Hybridhühner mittlerweile in allen populären Hühnerfarben gibt? Speziell um auch Hobbyhalter und Besitzer kleinerer Legeherden anzusprechen, haben die Züchtereien eine ganze Reihe von farbenfrohen Gebrauchskreuzungen entwickelt, die es erlauben, den „bunten Hühnerhof alter Tage“ allein mit Hybriden in die Tat umzusetzen.
Bilder 21 bis 24: Als Beispiel für den Platzaufwand, den die gewissenhafte Rassezucht mit sich bringt, kann der große Zuchtstall des österreichischen Züchters Johannes Janus gelten: Hier finden sich Ställe samt Volieren für jeden einzelnen Zuchtstamm, ebenso wie Bereiche, in denen die Jungtiere tiergerecht heranwachsen dürfen. Gezüchtet werden die Rassen Marans, Lachshuhn, Araucana, Sulmtaler, Sandschak Kräher, La Fleche, Barnevelder und Bielefelder.
Diese Kreuzungen kommen in „Sonderlackierungen“ wie Kupferhalsig, Schwarz-Columbia, Blau, Rebhuhnfarbig, Silberhalsig und Gescheckt daher und werden auf den Geflügelmärkten den ahnungslosen Neulingen gern mal als echte Rassetiere untergejubelt. Wie unterschiedlich Hybriden optisch inzwischen aussehen, entnehmen Sie am besten selbst auf den acht Fotos auf Seite 29.
Die Wichtigkeit von Erhaltungszuchtmaßnahmen
Viele traditionelle, mitteleuropäische Kulturrassen wie die Ostfriesischen Möwen, die Ramelsloher, die Appenzeller Barthühner, die belgischen Brakel oder die österreichischen Altsteirer wären längst verloren, wenn es nicht gezielte Erhaltungszuchtmaßnahmen gäbe, die ihren Fortbestand sichern.
Bild 25: Brakel zählen zu den ältesten europäischen Hühnerrassen, sind jedoch bedauerlicherweise nicht mehr so beliebt, weil sie vielen Hühnerhaltern zu wild und lebhaft sind.
Bild 26: Das Appenzeller Barthuhn ist stark gefährdet und würde ohne die Erhaltungszucht aussterben.
Der höchste Stellenwert ist dabei den zahlreichen Rassegeflügelzuchtvereinen bzw. Kleintierzuchtvereinen beizumessen. Die Vereinsmitglieder züchten neben den aktuellen Moderassen vielfach auch alte Rassen mit viel Herzblut und machen diese nicht zuletzt auch durch die Veranstaltung von Geflügelschauen einem breiten Publikum bekannt. Leider konnten in jüngster Zeit viele Ausstellungen nicht mehr öffentlich abgehalten werden, aus hinreichend bekannten Gründen (Covid-19). Das bringt auch die alten Rassen wieder indirekt in Gefahr, und vielleicht sind die einschlägigen Sondervereine und die sogenannten Zuchtringe, mit eindeutigen Rasseschwerpunkten, daher zukünftig wieder von größerer Wichtigkeit.
Ein Zuchtring ist ein Zusammenschluss von mehreren Züchtern der gleichen Rasse und hat das Ziel, die genetische Durchmischung dieser Rasse aufrechtzuerhalten, indem durch eine fast schon wissenschaftliche Vorgehensweise jährlich „Zuchtmaterial“ untereinander ausgetauscht wird, in einem endlosen Kreissystem. Meist wird dabei jeweils ein Hahn von Züchter zu Züchter weitergereicht, es empfiehlt sich längerfristig aber auch der Austausch von Hennen, da viele Eigenschaften auch bei Hühnern geschlechtsgebunden an die Nachkommenschaft vererbt werden.
Wer eignet sich zum Rassezüchter?
Abgesehen vom zeitaufwendigen Vereinsleben, das auf sie zukommt, müssen angehende Züchter selbstredend auch die Bereitschaft mitbringen, sich mit den Themen „Vererbung“ und „Selektion“ auseinanderzusetzen. Eine Zucht ohne Zuchtziel ist keine Zucht, sondern nur Vermehrung. Ich verstehe jeden, der sich den Herausforderungen der gewissenhaften Rassezucht nicht gewachsen fühlt, denn falsch angewandt, kann Rassezucht auch Tierleid verursachen. Des Weiteren muss man für die Zucht genügend Platz zur Verfügung haben. Es grenzt heutzutage schon fast wieder an Luxus, wenn man hierbei nicht eingeschränkt ist. Die Platzfrage bedarf womöglich einer kurzen Erläuterung meinerseits.
Es ist nahezu unmöglich, schöne, gesunde Hühner zu züchten, wenn man nur einen einzigen kleinen Stall für die Tiere zur Verfügung hat. Als Züchter braucht man in der Regel als Minimum einen Bereich für die Zuchtgruppe, einen Bereich für das heranwachsende Junggeflügel, einen Platz für mindestens einen Reservehahn sowie einen separierten Quarantänestall für kranke Tiere oder Neuzugänge. Die weiteren Platzanforderungen richten sich dann danach aus, welche Zuchtmethode man verfolgen möchte. Im Fall der Naturbrut braucht man vom Zuchtstamm abgetrennte Unterbringungen für die brütenden Hennen bzw. Glucken mit Küken. Im Fall der Kunstbrut muss abgesehen vom Brutapparat auch geeigneter Raum