Happy Huhn 2.0 • Das Buch zur YouTube-Serie. Robert Höck

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Hybridhühner keine „Happy Hühner“, und dennoch regiert die Hybridzucht ganz klar die Hühnerwelt. Nachhaltige Hühner finden sich erst in der nächsten Gruppe, zu der eine gewaltige Kluft klafft. Anders als die Hybridkreuzungen sind diese Hühner von ihrer Genetik her nicht zwangsläufig schon zu einem elendigen Dasein verdammt und natürlich schreibe ich hier von den „echten“ Rassehühnern.

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       Bilder 4 bis 6: Auch Hühner, die zu alten Rassen gehören, werden immer wieder von Tierschützern in Bezug auf Qualzuchtmerkmale heiß diskutiert: Hier sind eine struppfiedrige Chabo-Henne, ein Paduaner-Hahn mit Vollhaube sowie ein struppfiedriger Holländer Weißhauben-Hahn als Beispiele für betroffene Varianten zu sehen.

      Gruppe 2: Die klassischen Rassehühner alter Tage

      Rassehühner entspringen in der Regel der traditionellen Rassezucht, bei der vormals variable Hühnerpopulationen durch klassische Zuchtwahl des Landwirts oder Hühnerzüchters, meist über viele Jahre hinweg, auf ein mehr oder weniger eng gestecktes Zuchtziel hin selektiert wurden. Bei den meisten heute existierenden Vertretern aus dieser Gruppe handelt es sich bereits um recht alte Rassen, die oft schon seit mehr als 100 Jahren existieren und daher bereits bekannt waren, bevor nach dem Zweiten Weltkieg die modernen Hybridlinien entwickelt wurden. Auch in der Rassezucht gibt es neben Zierrassen und Zweinutzungsrassen einige leistungsbetonte Legerassen, wie Italiener, Australorps und Vorwerkhühner, oder fleischbetonte Mastrassen, wie beispielsweise Mechelner, Dorkings und Houdan, jedoch wurden diese mit ihren Nutzeigenschaften deutlich weniger ins Extreme hineingezwungen. Wenn man bei Rassetieren von Legerassen und Fleischrassen spricht, redet man dabei üblicherweise von Tieren, die eine tiergerechte Haltungsform bei Hobbyhaltern oder Selbstversorgern noch als etwas Gutes für sich annehmen können. Auch hier gibt es aber Ausnahmen, und so manches Sondermerkmal, das man Hühnern der extravaganten Optik wegen angezüchtet hat, bringt den Tieren selbst ganz klare Nachteile. Beispiele dafür wären kaulschwänzige, struppfiedrige und knollenfüßige Hühner, aber auch alle mit großen Federhauben.

      Gruppe 3: Soda-Hühner – Hühner, die einfach „so da“ sind

      Die dritte, überaus wichtige Hühnergruppe führt heute zumeist ein vollständiges Schattendasein und wird nicht nur von der Landwirtschaft komplett ausgeklammert, sondern in der Regel auch von Rassezüchtern und Hobbyhaltern plump ignoriert. Erwähnungen in Hühnerbüchern oder auf Websites, die den Hobbyhalter über Hühnerhaltung informieren, sind ebenfalls erschreckend dünn gesät. Dieser Sachverhalt wird zu einem irritierenden Absurdum, wenn man sich einmal bewusst macht, dass diese besagte Gruppe vor gerade einmal 150 Jahren noch die zahlenmäßig bedeutsamste war, und zwar weltweit! Ich rede hier von den rasselosen Hühnern und den züchterisch nicht gezielt auf stabile Merkmale hin selektierten Landschlägen im eigentlichen Sinn. Von ihren wenigen Anhängern werden rasselose Hühner heute gern als „Soda-Hühner“ bezeichnet, weil es Hühner sind, die einfach so da sind. Diese Betitelung ist gar nicht schlecht, um Hühnerpopulationen zu benennen, die sich fernab der industriellen Hybridzucht, aber auch ohne Einfluss einer gezielten Rassezucht entwickelt haben. Das können halbwilde Tiere ebenso sein wie Hühner, die sich seit Generationen unkontrolliert auf einem Bauernhof oder in einem Zoo vermehren dürfen.

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       Bilder 7 und 9: Soda-Hühner gehören weder einer bestimmten Rasse noch einer Gebrauchskreuzungslinie an. Sie sind einfach „so da“ und ihre Abstammung bleibt häufig ungeklärt.

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       Bild 8: In den Adern meiner Soda-Henne Amber fließt gut sichtbar 50 Prozent Wyandottenblut.

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       Bilder 10 und 11: Die Rasse New Hampshire (links) zählt zu den wichtigsten Ausgangsrassen für die Erkreuzung diverser brauner Hybridlinien (rechts).

      Manchmal sieht man Soda-Hühnern noch an, welche Rassen oder Hybridlinien in ihnen stecken. Sehr häufig entwickeln sie sich aber wieder zu einem naturbelassenen Urtypus zurück. Die bunten Landhühner von den unzähligen historischen Hühnerhofgemälden waren fast immer Soda-Hühner, auch wenn einzelne Populationen zu einer bestimmten Optik hintendierten. Hühner, die man heute als Landrassen bezeichnet, sind hingegen fast immer durchgezüchtete Rassetiere aus der Gruppe Nr. 2, die tatsächlich nur noch vom Habitus her einem Landhuhn entsprechen. Auch das völlige Ausbleiben von Eingriffen in die Zuchtwahl kann bei Haushühnern natürlich negative Auswirkungen haben. Gibt der Halter zum Beispiel über Jahre hinweg kein frisches Blut in seinen Bestand von Soda-Hühnern dazu, können sich Inzuchtproblematiken herausbilden, zumeist in Form von negativen Erbanlagen, die sich von Generation zu Generation immer mehr in der Hühnerschar verankern. Inzuchtlinien sind allerdings heute der Grundstein für die kommerzielle Hühnerzucht, darum hierzu nachfolgend mehr.

       Wie sieht Kreuzungszucht aus und was sind Hybriden genau?

      Was bei Hühnern als Hybride bezeichnet wird, ist nicht zu vergleichen mit echten Hybridtieren, bei denen verschiedene Spezies sich kreuzen, wie etwa von Kamelama (Kamel und Lama), Liger (Löwe und Tiger) und Zesel (Zebra und Esel) bekannt. Hühner-Hybriden werden innerhalb der Spezies Gallus gallus kreiert und sind daher streng genommen immer „artrein“. Das sei aber nur am Rande erwähnt. Ich möchte Ihnen schildern, was genau gemacht wird, um Hybridhühner zu erzüchten. Am einfachsten ist dies am Beispiel der Legehybriden zu erklären. Die Vorfahren einer jeden Legehybridhenne waren ursprünglich einmal Rassetiere, die Vorfahren dieser Rassetiere waren bunte Landschläge, und diese bunten Landschläge stammen wiederum direkt von den ersten domestizierten Roten Kammhühnern in Südostasien ab. Für die Produktion der Legehybriden schufen Tierzuchtwissenschaftler nun innerhalb der Populationen auserwählter Legerassen, wie dem Leghorn, dem Barred Rock, dem Rhode Island Red oder dem New-Hampshire-Huhn, zunächst einmal besonders erbfeste und somit reinrassige Inzuchtlinien. Bei diesen Inzuchtlinien achtet man sowohl darauf, dass die Tiere gute Anlagen zum Eierlegen vorzuweisen haben, als auch darauf, dass sie möglichst frei von Erbkrankheiten sind. Letzteres ist bei ingezüchteten Beständen unerlässlich, denn sonst würde es bei der angestrebten geringen genetischen Bandbreite schnell zu ersten Problemen kommen. Die so erzielten, besonders reinerbigen Ausgangstiere stellen dann die Basis der Hybridzucht dar. Kreuzt man nämlich, angenommen, eine New-Hampshire-Inzuchthenne mit einem Leghorn-Inzuchthahn, kommt der sogenannte Heterosiseffekt zum Tragen. Der Heterosiseffekt sorgt dafür, dass beim Kreuzen zweier genetisch fremder Linien eine besonders günstige Genkombination an positiven Eigenschaften zum Vorschein kommt. Das „Kreuzungsprodukt“, wissenschaftlich auch als die F1-Generation bezeichnet, hat also quasi die positiven Eigenschaften beider Elterntiere in sich vereint. Es übertrumpft diese in der Regel, sowohl was die Vitalität, als auch was im Fall eines Legehuhns die Legeleistung anbelangt. Der Heterosiseffekt lässt sich mit dieser Zuchtmethode sogar derart zuverlässig zum Vorschein bringen, dass Industriehühner heute nur noch auf diese eine Art gezüchtet werden. So einfach, so gut, aber mit der Schaffung von F1-Hybriden begnügt man sich mittlerweile längst nicht mehr. Häufig wird die F1-Generation nämlich mindestens noch einmal mit einer weiteren fremdblütigen Inzuchtlinie verpaart, um die Auswirkung des Heterosiseffekts zu verstärken. Was dann so alles genetisch in einem Hybridhuhn steckt, weiß der Endnutzer der Tiere zumeist nicht mehr, weil die Konzerne die Rezeptur für ihre „Kreuzungskonstrukte“ geheim halten.

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