Fettnäpfchenführer Schottland. Ulrike Köhler

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Fettnäpfchenführer Schottland - Ulrike Köhler Fettnäpfchenführer

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kann man sich denken – und auch, dass sie dagegen rebellierten. In den Jakobitenaufständen 1715 und 1745/46 versuchte man, dem alten schottischen Adelsgeschlecht der Stuarts wieder zum schottischen Thron zu verhelfen und Schottland seine Unabhängigkeit zurückzugeben. Mit fatalen Folgen: In der Schlacht bei Culloden am 16. April 1946 erlitten die Schotten die finale, vernichtende Niederlage. Bonnie Prince Charlie führte damals eine 5.000 Mann starke Armee, die überwiegend aus ausgezehrten, ausgehungerten, schlecht ausgerüsteten Highlandern bestand, in eine Schlacht gegen die aus 9.000 Mann bestehende englische Übermacht unter der Führung des Herzogs von Cumberland. Die Schlacht dauerte nur wenige Minuten, doch etwa 1.250 Highlander verloren dabei ihr Leben. Die Überlebenden wurden gefangen genommen, viele von ihnen hingerichtet, ihre Familien wurden bestraft und die Highlands als Ganzes auf brutale Art und Weise unterworfen. Tartans und Kilts wurden verboten, ebenso wie die gälische Sprache und der Dudelsack. Während der folgenden Highland Clearances wurden die alten Clans von ihrem angestammten Land vertrieben, um Platz für Schafe und Weidewirtschaft zu machen. Die schottische Kultur wurde an den Rand des Aussterbens getrieben – bis Queen Victoria Mitte des 19. Jahrhunderts, inspiriert durch die Romane von Sir Walter Scott, eine Schwäche für diese Kultur entwickelte und alles, was schottisch war, in der Romantik eine neue Blütezeit erlebte.

      Politisch änderte sich am Status Schottlands allerdings nichts, obwohl der Ruf nach einer eigenen schottischen Regierung ab den 1920er-Jahren immer lauter wurde. Erst 1997 wurde, nach beinahe 300 Jahren, erstmals wieder ein schottisches Parlament gewählt. 2014 stimmte Schottland über die Unabhängigkeit von Großbritannien ab. 55,3 Prozent der Schotten stimmten damals jedoch gegen die Abspaltung. Zu groß war die Angst vor den wirtschaftlichen und ökonomischen Folgen einer Unabhängigkeit – und nicht zuletzt vor einem Ausschluss aus der EU. Umso härter traf es die Schotten deshalb, als sich 2016 eine Mehrheit der Briten für den Brexit, den Austritt des Vereinigten Königreichs aus der EU, aussprach. Die Frage, ob das automatisch bedeutet, dass Schottland ebenfalls austreten müsse, ist bis heute noch nicht endgültig beantwortet.

       SCHOTTLAND HEUTE – ZAHLEN UND FAKTEN

      Einordnung: Landesteil des Vereinigten Königreichs von Großbritannien, seit 1999 mit eigenem Parlament

      Lage: Nördliches Drittel der Insel Großbritannien sowie ca. 790 Inseln

      Fläche: 78,789 km2

      Einwohnerzahl: ca. 5,4 Millionen (Stand 2017)

      Bevölkerungsdichte: 69 Einwohner pro km2

      Hauptstadt: Edinburgh

      Sprachen: Englisch, Schottisch-Gälisch und (Lowland-) Scots

      Staatsform: Parlamentarische Monarchie

      Staatsoberhaupt: Queen Elisabeth II.

      Regierungschef: Nicola Sturgeon (SNP – Scottish National Party)

      Währung: Pfund Sterling, wobei drei schottische Banken das Recht haben, eigene, schottische Noten zu drucken, die sich optisch von den englischen Pfund unterscheiden

      2

       TYPISCH, DIESE GEIZIGEN SCHOTTEN!

      Glücklich lächelnd steigt Franziska die enge Treppe zu ihrem neuen Zimmer hinauf, um auszupacken und sich einzurichten. Elf Monate in Schottland liegen vor ihr, und sie kann es kaum erwarten, so richtig in ihr neues Abenteuer zu starten. Der Raum unter dem Dach ist nicht besonders groß. Typisch britisch, wie Paul ihr schon per E-Mail angekündigt hatte. Das heißt: genug Platz für ein Bett und einen Schrank. Es ist kein Zimmer, das für ein längeres Verweilen gemacht ist. Dafür gibt es in den Gemeinschaftsräumen des Hauses Gelegenheit, wie Paul ihr bereits erklärt hat. In einer WG zu wohnen heißt bei Paul auch wirklich, mit den anderen zusammenzuwohnen – ungewohnt für Franziska, die sich sonst gerne zum Lesen, Serienschauen oder Arbeiten in ihr Zimmer zurückzieht.

      Sie hievt gerade den ersten Koffer aufs Bett, um ihre Klamotten im Schrank zu verstauen, als es an der Tür klopft. Paul steckt den Kopf herein und fragt, ob er ihr etwas aus dem Supermarkt mitbringen könne. Franziska verzieht das Gesicht: »Ich weiß noch gar nicht, was ich brauche. Ich muss mir gleich erst mal einen Überblick verschaffen«, sagt sie mit einem entschuldigenden Lächeln, während sie den Blick über ihre Taschen schweifen lässt.

      »Weißt du was? Warum gehen wir nicht heute Abend aus und feiern deine Ankunft? Dann musst du nichts kochen und kannst mit dem Einkaufen bis morgen warten. Komm erst mal an.«

      Ehe sie etwas erwidern kann, hat Paul die Tür schon wieder geschlossen und ruft, schon auf der Treppe: »Ich lade dich ein. Also keine Widerrede.«

      Zwei Stunden später hat Franziska einigermaßen Ordnung in ihr Chaos gebracht, ihr Bett bezogen, den Laptop mit dem WLAN verbunden und ihre Bücher im Regal verstaut. Sie wirft einen Blick in den Spiegel und entscheidet, noch schnell unter die Dusche zu springen und zur Feier des Tages etwas Hübsches anzuziehen. Als sie schließlich in die Küche hinunterkommt, pfeift Paul scherzhaft anerkennend durch die Zähne, schnappt sich die Autoschlüssel und führt sie zur Tür hinaus. Nach einer kurzen Fahrt durch die Innenstadt parkt er seinen alten Mercedes in der Nähe des Inverness Castle und deutet auf die urige Castle Tavern, in deren zwischen zwei Straßen spitz zulaufendem Biergarten an diesem sonnigen Maitag Hochbetrieb herrscht. Paul erkennt auf Anhieb vier Bekannte, stellt ihnen Franziska vor und führt seine neue Mitbewohnerin dann in den ersten Stock, wo es etwas ruhiger ist. »O.k., an deinem ersten Abend in Schottland solltest du etwas typisch Schottisches essen«, entscheidet er. »Lässt du mich auswählen?« Sie nickt dankbar, und er verschwindet nach unten, um an der Bar zu bestellen. So ist das in Schottland üblich, erklärt er ihr. Er kommt mit zwei großen Pints Ale zurück und schwärmt von der hervorragenden Bierauswahl des Pubs. Kurz darauf kommt die Vorspeise: black pudding mit einem Salat aus frischen Äpfeln. Im ersten Moment gewöhnungsbedürftig, denkt Franziska, findet dann aber doch Gefallen an dem herben Geschmack. Ähnlich geht es weiter: Paul hat haggis und steak and ale pie bestellt und lässt sie auswählen, welches der beiden Gerichte sie probieren möchte. Mutig entscheidet sich Franziska für das schottische Nationalgericht haggis. Als sie schließlich glaubt, platzen zu müssen, kommt die Kellnerin auch noch mit einem unwiderstehlich schokoladig aussehenden Stück chocolate fudge cake mit Vanilleeis an ihren Tisch.

      Paul entschuldigt sich, um eine weitere Runde ale zu holen – und eine Stunde und ein weiteres Pint ale später führt er eine satte, glückliche und leicht beschwipste Franziska aus dem Lokal. Als die beiden durch den Biergarten zum Auto zurückgehen, bleibt Franziska plötzlich stehen:

      »Halt! Wir haben nicht bezahlt.«

      »Habe ich längst gemacht«, sagt Paul und hält ihr galant das Tor auf. Franziska bewegt sich nicht von der Stelle und beginnt, in ihrer Handtasche zu wühlen. Sie nimmt ein paar Scheine aus ihrem Portemonnaie, zählt sie ab und streckt sie Paul entgegen.

      »Nein, vergiss es. Ich habe dich eingeladen. Es war mir eine Freude.« Sanft schiebt er die noch immer protestierende Franziska durch das Tor und auf den Parkplatz zu, hinter dem das Castle hell erleuchtet in den Nachthimmel ragt.

      »Aber

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