Bonusland. Götz Nitsche
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Die Passage
Die Marlborough Sounds und Nelson
Abel Tasman und die Golden Bay
Der Preis für das Paradies
Von Moselwinzern und einem Haus am Strand
Zack und Bill in der Buller Gorge
Von Pfannkuchen, Höhlen und einem alten Herrn
Von Kiwis, Franz Josef und dem letzten Schrei
Wanaka, Queenstown, Routeburn Track und Fiordland
Krank am Lake Wanaka
Der Routeburn Track und Fiordland
Der Otago Rail Trail bis Nugget Point
Der Rail Trail
Über Middlemarch bis fast an die Ostküste
Dunedin und die Otago Peninsula
Der schönste Ort der Welt
Eine Taverne in Albury
Epilog: Im Ziel und doch erst am Anfang
Schreie im Sturm
Es ist kalt. Ich friere an den Fingern. Die unerbittliche Westküste von Neuseeland schlägt mir gnadenlos ins Gesicht. Mühsam trete ich dem nächsten Anstieg entgegen. Im wahrsten Sinne des Wortes: Ich trete in die Pedale. Erschöpft hebe ich die Hüfte aus dem Sattel, dabei will ich nichts mehr als eine Pause. Doch bis zur nächsten Stadt wird es noch ein paar Tage dauern. Meine Vorräte geben mir vor, wann ich dort ankommen muss. Ich muss. Warum tue ich mir das an?
Jammern bringt mich auch nicht weiter. Also beiße ich die Zähne zusammen und trete weiter in die Pedale. Im gleichen Maße, wie es bergauf geht, geht es mit meiner Stimmung bergab. Die nächste Windbö reißt mich beinahe in den Straßengraben. Das schwere Gepäck zerrt mich zurück. Die Muskeln am unteren Rücken sind kalt und schmerzen. Die Beine sind taub vom ewigen Kurbeln der Pedale. Und mein Kopf – nun ja. Ich habe das Gefühl, er könnte mal eine Pause gebrauchen.
Als ich den höchsten Punkt erreiche, reißt für einen Moment die Wolkendecke auf. Ich schieße den Hang hinab und erinnere mich für einen Augenblick, dass die Gleichung auch andersrum funktioniert: Wenn ich bergab fahre, geht es mit der Stimmung bergauf. Ich erkenne wieder, warum ich hier bin, warum ich seit sechs Wochen auf den Straßen Neuseelands lebe. Und ich muss an den Anfang meiner Reise denken, die ich im Norden des Landes begann, als die Tage noch lang und die Nächte mild waren. Vor meinem geistigen Auge sehe ich die Farnwälder der Coromandel-Halbinsel und die saftigen Ebenen von Waikato. Ich erinnere mich an die Legenden der Maori um ihre Vulkane und an die Naturwunder der Nationalparks. Momente des Glücks schießen mir in den Kopf, als ich am Fuß des Hügels ausrolle. Erinnerungen an die Menschen, die ich kennenlernte, und über die geheimen Plätze, die ich fand. Und all dies erarbeitete ich mir mit der Hilfe eines einfachen Stadtfahrrads und der Kraft meiner Beine. Das sind doch genug gute Gründe, sich das anzutun. Oder etwa nicht?
Ich überlege kurz, ob ich eine Pause einlegen soll, doch wozu? Ich bin ohnehin schon am Schwitzen und die Wegstrecke vor mir wird nicht kürzer, wenn ich absteige. Also fahre ich weiter. Und kann die Frage nach dem Sinn dieser Reise dennoch nicht ganz abschütteln.
Vor weniger als einem halben Jahr war ich Student des angesehenen Karlsruher Instituts für Technologie. Während ich meine Diplomarbeit anfertigte, erlebte ich einen letzten glorreichen Sommer zum Abschluss einer wunderbaren Studienzeit. Das Leben sah nicht schlecht aus von diesem Standpunkt. Im Herbst durfte ich mich Ingenieur der Elektro- und Informationstechnik nennen. Ich wollte im Bereich der erneuerbaren Energien einen Job finden. Ich hatte all meine Fächer darauf ausgerichtet: Ingenieur im Bereich der erneuerbaren Energien. Ein Beruf mit Zukunft, für eine bessere Zukunft für alle. Was kann es Besseres geben als eine Beschäftigung, der man aus Überzeugung nachgeht? Ich jedenfalls weiß nichts Besseres.
Und trotzdem hielt mich etwas davon ab, mich anschließend um diese Zukunft zu bemühen. Irgendetwas in meinem Inneren zog mich in die andere