Fettnäpfchenführer Korea. Jan-Rolf Janowski

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Fettnäpfchenführer Korea - Jan-Rolf Janowski Fettnäpfchenführer

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ist in Teilen der ausländischen Community durchaus verbreitet, aber ist es wirklich das, was Sie wollen? Da Sie dieses Buch gekauft haben, gehören Sie sicher nicht zu dieser Gruppe, sondern zu den Wissbegierigen, die offen sind für neue Erfahrungen. Herzlichen Glückwunsch, Ihnen werden sich vermutlich die zu Beginn dargestellten wunderbaren Seiten des »Landes der Hohen Schönheit« schneller erschließen.

      Natürlich wurden für diesen Band viele verschiedene Phänomene beleuchtet, die eine einzelne Person wohl kaum alle so durchleben wird. Trotzdem lässt sich jede Episode auf einen so oder so ähnlich erlebten Hintergrund zurückführen. Sie würden sich wundern, wie viele der Episoden nicht erfunden sind, sondern höchstens etwas verdichtet aufbereitet wurden.

      Diese Realitätsnähe bestätigt mir auch so mancher Leser; oft heißt es dann, man habe eine ähnliche oder sogar noch verwirrendere Situation erlebt. Am allermeisten freut es mich als Autor aber, dass insbesondere viele Koreaner, die das Buch gelesen haben, sich und ihr Land darin wiedergefunden haben. Ein größeres Lob kann es kaum geben.

       Der Autor

       Legende

      Unsere Helden geraten im Laufe des Buches immer wieder in Situationen, in denen blitzschnelles Reagieren gefragt ist. Da sie diese Herausforderungen mal mehr und mal weniger gut meistern, gibt es verschiedene Abstufungen.

      Aigu! Korea ist eines dieser Länder, dessen Menschen in kürzester Zeit von euphorisch auf tief betrübt umschalten können. Symptomatisch dafür ist das an jeder Ecke zu hörende »Aigu!«. Kaum übersetzbar, weil in zu vielen Situationen quasi universell anwendbar. Die Handybatterie leer? Aigu! Die Füße schmerzen vom vielen Laufen? Aigu! Das Kind ist hingefallen und hat sich verletzt? Aigu! Das Klagelied am Sarg des Geliebten? Aiguuuu!

      Gwaenchana! Noch am ehesten mit dem bajuwarischen »Passt scho!« zu übersetzen, ist dies wohl eines der am häufigsten gebrauchten Wörter der koreanischen Sprache. Immer wenn irgendetwas nicht gerade super ist, aber auch keinen Weltuntergang darstellt, passt gwaenchana.

      Olssigu! Wir waren der Meinung, das war spitze! Der Ausruf bedeutet in etwa »Recht so!« und ist heute insbesondere noch bei den traditionellen Ein-Mann-Opern, pansori, zu hören, wenn das Publikum besonders gelungene Teile des Vortrags mit einem emphatischen »Olssigu!« belohnt und so dem Sänger Anerkennung zollt. Leider erleben unsere Protagonisten nur wenige solcher Situationen.

       PROLOG

       KOREA? WARUM, WO UND WELCHES ÜBERHAUPT?

       Wo sie Bomben bauen und Hunde essen

      Für viele Europäer ist es bekanntlich schon schwierig genug, Chinesen und Japaner auseinanderzuhalten, und dann hat sich die Weltgeschichte erlaubt, da noch ein Völkchen dazwischenzusetzen, das zwar durchaus Einflüsse der großen Nachbarn aufgenommen hat, aber in seiner langen Geschichte immer eigenständig und unverwechselbar blieb. Das war nicht selbstverständlich, denn Chinesen und Japaner haben sich immer wieder dafür eingesetzt, es für die Westler einfacher zu machen, indem sie versuchten, das kleine, unbeugsame Völkchen in ihrer Mitte schlicht einzuverleiben und seine kulturelle Identität auszulöschen. Wie auch immer, das hat offensichtlich nicht funktioniert, nur hat davon außerhalb Asiens selten jemand etwas mitbekommen. So liegt der Bekanntheitsgrad der kleinen ostasiatischen Wirtschaftsund Kulturmacht denn auch bei uns in Mitteleuropa noch immer irgendwo zwischen Koriander und Chorea Huntington. Und wo Korea in die Schlagzeilen kommt, ist es meist der nördliche Teil, der für die Südkoreaner aber so etwas wie der zurückgebliebene Onkel ist, den man nicht unbedingt beim ersten Treffen präsentieren möchte (siehe Episode 39).

       WIE ALT IST KOREA EIGENTLICH?

      Koreaner sprechen gern von einer 5.000 Jahre alten Geschichte, wobei das aus mehreren Gründen unglücklich und wohl eher auf die Konkurrenz mit dem großen Nachbarn China zurückzuführen ist, der Ähnliches für sich in Anspruch nimmt. Der nationale Gründungsmythos der Koreaner spricht vom Jahr 2333 v. Chr. als Ausgangspunkt, wir befinden uns daher nach der Zeitrechnung dangi im Jahr 4345 der koreanischen Zivilisation. Historiker gehen realistisch davon aus, dass ein koreanischer Staat im eigentlichen Sinne des Wortes wohl »erst« knapp 2.000 Jahre alt ist. Die Vorfahren der heutigen Koreaner wiederum haben die Halbinsel aber wohl schon vor mindestens 10.000 Jahren besiedelt. Man kann sich also am besten darauf einigen, dass Korea »sehr« alt ist, auch wenn man nicht weiß, wie alt. Sicher ist jedenfalls, dass Koreaner seit Jahrhunderten gemeinsam in einem Staat (beziehungsweise seit einigen Jahrzehnten leider in zwei Staaten) leben und dies zu einer starken nationalen Identität geführt hat, die auch brutale Kolonialisierung durch die Japaner von 1910 bis 1945 nicht auslöschen konnte.

      »Nord oder Süd?« war dann natürlich prompt die erste Frage, die Julia von ihrer besorgten Verwandtschaft gestellt bekam, als sie beim Geburtstagskaffee für Oma Hilde stolz offenbarte, dass sie sich für ein Austauschsemester an einer koreanischen Universität eingeschrieben hatte.

      »Diese Stolperfußballer von Koreanern haben uns doch rausgehauen bei der WM in Russland, was willst du denn da!«, protestierte ein nicht gerade weit gereister Schwager, woraufhin sich auch schon Oma Hilde ins Gespräch einklinkte: »Julchen, die essen da Hunde, denk doch an deinen kleinen Berti, den würden die da essen!«

      »Omi, das ist doch Quatsch. Es gibt doch in Deutschland auch Leute, die Pferd essen, und trotzdem gibt es auch Reiterhöfe.«

      »Aber da regiert doch so ein dicker Diktator, der streitet sich mit den Amerikanern drum, wer den größeren Atomknopf hat, stand in der Zeitung.« Oma Hilde war kaum mehr zu beruhigen.

      Dachte Hildes Julchen hingegen an dicke Koreaner, dann fiel ihr vor allem einmal Psy ein, der Sänger aus dem Youtube-Video, das um die Welt gegangen war. Aber zu koreanischer Popmusik und dann auch zu Filmen hatte sie ja schon viel früher gefunden. Die meisten ihrer Lieblingsgruppen waren inzwischen aus Korea. Klar, sie waren zuckersüß, schnulzig und irgendwie auch ein bisschen austauschbar, aber so wunderbar anders als alles, was sie bisher gesehen hatte. Sie war natürlich kein so richtig krasser Fan, der zu Konzerten durch ganz Europa reiste, aber Fernsehen tat sie meist auf dem Laptop – und zwar koreanische TV-Serien mit Untertiteln, Internet sei Dank. Als sich dann auch noch an der Uni eine koreanische Freundin fand, die Julia eine ganze Menge von Land und Leuten erzählte, war es vollends um sie geschehen. Es folgten kostspielige Besuche beim örtlichen Koreaner, die aufgrund der Schärfe des Essens regelmäßig in ausgebrannter Mundhöhle endeten – und Versuche, sich anhand von Liedtexten die fremde Sprache mit den vielen eos und eus (siehe Episode 5) anzueignen.

      Als dann in einem Seminar an der Uni gefragt wurde, wer gerne einmal ein Austauschsemester in Korea machen möchte, war sie natürlich sofort Feuer und Flamme. Sofort sagte sie zu, und da außer ihr nicht allzu viele Studenten überhaupt etwas über Korea wussten, hatte sie schnell einen Platz an einer guten Uni sicher. Sorgen machte sie sich keine: Das, was sie in den Filmen gesehen hatte, konnte ja so falsch nicht sein. Und wenn doch, wollte sie das jetzt selbst herausfinden.

       TEURER GENUSS: KOREANISCHE RESTAURANTS IN DEUTSCHLAND

      Es gibt inzwischen in allen größeren Städten im deutschsprachigen Raum koreanische Restaurants, natürlich mit unterschiedlichem Authentizitätsgrad. Grundregel:

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