Fettnäpfchenführer Korea. Jan-Rolf Janowski
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SÜSSE VERSUCHUNG AUF KOREANISCH
Sikhye heißt ein traditioneller Reispunsch, der in Dosen erhältlich ist und oft auch als Nachtischersatz in Restaurants gereicht wird: Die aufgequollenen Reiskörner schwimmen schon leicht gräulich in einer trüben Brühe. Früher sehr beliebt wegen seines hohen Nährwerts, ist sikhye heute ein Nostalgiegetränk.
Süßer Instant-Kaffee kommt in Korea ebenfalls langsam aus der Mode, auch weil es inzwischen an jeder Ecke Coffeeshops gibt. Auf dem Land wird er jedoch noch gern getrunken.
Ein Dauerbrenner ist hingegen Choco Pie – die begehrteste Süßigkeit mehrerer Generationen von Koreanern. Pappiger Kuchen mit einer Schicht pappigem Marshmallow in der Mitte, überzogen mit Schokolade. Kalorienbombe und Kulturexport der besonderen Sorte: Selbst im verfeindeten Nordkorea gilt er als bewundertes Symbol des Wohlstands des Südens.
Also zurück ins Motel, wo seine Won liegen, doch als er ankommt, ist die Rezeption verwaist. Aus einem der oberen Stockwerke sind Stimmen zu hören, Nico geht also die Treppe hoch und sieht im ersten Stock, wie die Rezeptionistin mit einem anderen Mann in sein Hotelzimmer geht. Mit offenem Mund bleibt er auf dem Treppenabsatz stehen und beobachtet das Treiben eine Weile. Seelenruhig stopfen die beiden Nicos Klamotten und Wertsachen in seine Reisetasche und stellen sie vor die Tür. Na wartet! Empört stellt er die beiden auf Englisch zur Rede, doch die gucken ihn nur entgeistert an. Der Mann fragt ganz vorsichtig: »You back?«
Das ist doch nicht zu fassen, jetzt tut der Mann auch noch unschuldig. Mit einem schnellen Griff packt Nico seine Tasche, macht auf dem Absatz kehrt und verlässt das Motel. Die verzweifelten Rufe der Rezeptionistin ignoriert er.
Aigu! – Oh weh!
An seinem ersten Tag hat Nico wahrlich keine Glanzleistungen vollbracht. Zuerst hat er mal wieder vergessen, sich vorher richtig zu informieren: Wer in ein Stundenhotel geht, checkt schlicht aus, indem er seinen Schlüssel abgibt. Das ist das Zeichen, dass die Besitzer aufräumen können. Die Rezeptionistin und der Mann dürften perplex gewesen sein, die Tasche noch vorzufinden, also haben sie Nicos Sachen erst einmal zusammengepackt, für den Fall, dass ihm sein Fehler auffällt und er noch mal zurückkommt. Kriminelle Absichten hatten die beiden jedenfalls gewiss nicht.
Im Übrigen ist es ganz gut, dass Nico gleich zu Beginn festgestellt hat, dass man mit Euro in Korea nicht weiterkommt; sie werden im Gegensatz zu vielen Tourismusorten Südostasiens in Korea außer in Hotels und Banken eigentlich nirgends akzeptiert.
5
SPRACHBARRIEREN
FRÄULEIN SOMMERSUSHI UND HERR NASE
Selbst der Hund in der Dorfschule kann nach drei Jahren lesen
Nach seinem unerfreulichen Erlebnis im Motel braucht Nico erst mal eine Verschnaufpause in vertrauter Umgebung. Bis zur nächsten amerikanischen Kaffeehauskette ist es bekanntlich nie weit, und schon nach wenigen Metern findet Nico, was er sucht. Natürlich gibt es kostenloses W-LAN und so vergeht eine Stunde ganz schnell. Plötzlich klingelt sein Telefon:
»Hallo, hier ist Jane«, meldet sich eine säuselnde Stimme auf Deutsch am anderen Ende.
»Ah … Sie sprechen Deutsch! Das ist ja toll.«
»Ich habe eine schlechte Nachricht. Leider kann ich Sie nicht abholen, sondern wir müssen uns an einem U-Bahnhof in der Innenstadt treffen. Können Sie dahin kommen?«
»Ja, kein Problem. Ich bin ja kein Kleinkind!«
»Gut, ich schicke Ihnen die Infos per SMS.«
»In Ordnung.« Nico legt auf und schon vibriert sein Handy. Die SMS verwirrt aber mehr als sie hilft: Meeting Point: »Green Line, Euljiro-3-ga Stn.«
Wen könnte er um Rat fragen? Die Bedienung scheidet aus. Sie hat vorhin schon nicht verstanden, was er trinken wollte, und nach einigem Verhandeln hatten sie sich auf einen Americano geeinigt.
Also trinkt er seinen wässrigen Amerikanerkaffee zu Ende und verlässt das Café, um auf der Straße nach einem Opfer zu suchen. Eine junge Dame, die ihn gerade zufällig angeschaut hat, muss dran glauben. Nico geht schnellen Schrittes auf sie zu, sie versucht noch wegzuschauen, doch dann geht es los:
»You know Eh-Ull-Yi-Ro-Three-Ga, Green Line?«
»Ye?«
»E-Ull-Tschi-Ro-Three-Ga Station, Green Line, choo choo«, versucht es Nico nun, doch auch sein Körpereinsatz im Darstellen eines fahrenden Zugs führt zu keiner veränderten Reaktion.
»Ne?« Verwirrt wendet sich die Dame wieder ihrem Smartphone zu und dackelt weiter.
Als er die zweite Dame anspricht, springt diese sogar wie ein erschrockenes Häschen davon und kichert ihm noch »No English, sorry« zu.
Also beschließt er, doch im Café nachzufragen. Natürlich kennt keiner den U-Bahnhof. Endlich kommt ihm die Idee, dass der Fehler bei seiner Aussprache liegen könnte, und zeigt den Damen hinter der Theke schlicht die SMS, die ihm Jane geschickt hat.
»Aaaah! Üldschirosamga!«, entfährt es nun gleichzeitig den drei Damen, die sich über die SMS gebeugt haben. Auf eine Serviette schreiben sie ihm den Weg zum U-Bahnhof und wo er umsteigen muss, doch Nico ist noch immer nicht ganz sicher. Also holt die nächste ihren Tablet-PC hervor und zeigt ihm in 3-D den Weg zum Bahnhof.
Tatsächlich. Die Technik hat geholfen, Nico findet problemlos zum U-Bahnhof. Auch das Ticketkaufen ist gar kein Problem: Der Automat auf Englisch ist einfach zu bedienen, und über das T-Money-System hat sich Nico bereits im Internet informiert. Geld rein, Karte aufgeladen raus und dann an den Drehkreuzen auf den Sensor gelegt. Etwas komisch findet er es schon, dass er scheinbar der Einzige mit einer solchen Karte ist, während alle anderen das Portemonnaie auf den Sensor legen, aber egal. Auf jeden Fall ist er jetzt drin. Doch ätsch. Welche Richtung ist nun die richtige?
Die Stationsnamen sind zwar alle auch in Umschrift mit lateinischen Buchstaben angegeben, aber was nutzt das, wenn man mit diesen Bezeichnungen nichts anfangen kann: in die eine Richtung Hapjeong, Sindorim, Sadang, Seocho, Gangnam, in die andere Richtung City Hall, Euljiro-1-ga, Sindang, Wangsimni, Seongsu, Gangbyeon.
Moment. Euljiro, das stand doch in der SMS. Warum aber 1-ga? Egal, probieren geht über studieren.
Wenige