Ronaldo. Luca Caioli
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Die Einweihungszeremonie ist ein beeindruckendes Spektakel, doch das Spiel und Cristianos Leistung stehen ihr in nichts nach. Die Feier beginnt um 20:45 Uhr: Die Vorhänge heben sich, und eine Bühne kommt zum Vorschein, auf der die portugiesische Sängerin und Komponistin Dulce Pontes ihr berühmtes Lied „Amor a Portugal“, „Liebe zu Portugal“, singt. Hunderte Menschen formen auf dem Feld das Wappen des Klubs, und schließlich laufen die Spieler ein. Die Atmosphäre ist fantastisch, und im ganzen Stadion gibt es keinen einzigen leeren Platz.
Cristiano Ronaldo trägt sein grün-weißes Trikot mit der Nummer 28, die weiße Hose und die grün-weiß geringelten Socken und ist ganz heiß darauf, Manchester United zu zeigen, was er kann. Tatsächlich wird er sein bestes Spiel überhaupt für die Löwen abliefern. Er legt los wie die Feuerwehr und stellt Uniteds Außenverteidiger vor enorme Probleme. Er lotet mit einem Weitschuss und in einer Eins-gegen-Eins-Situation, die der französische Torwart für sich entscheiden kann, die Leistungsgrenzen von Fabien Barthez aus. In der 25. Minute legt er den Ball für Luís Filipe auf, der das erste Tor erzielt. Doch vor allem verzückt Cristiano sie alle mit seinen Dribblings, seiner Schnelligkeit, seinen Übersteigern, den Tempowechseln und der Fähigkeit, seinen Gegenspielern immer wieder zu entwischen. Kein Wunder, dass Sir Alex Ferguson bereits in der Halbzeitpause zum damaligen Geschäftsführer Peter Kenyon meint: „Wir können hier nicht ohne den Jungen wegfahren.“ Verteidiger Phil Neville erinnert sich an die gleiche Diskussion in der Kabine: „Wir haben alle zum Boss gesagt: ‚Den müssen wir verpflichten.‘“
Doch Ferguson schweigt. Er hat nicht die Absicht, seinen Spielern zu verkünden, dass der Deal bereits in trockenen Tüchern ist. Er ist ein alter Fuchs und will, dass der Junge vom ersten Tag an in der Kabine akzeptiert wird. Wie ginge das besser, als die Spieler glauben zu lassen, sie hätten Ronaldos Wechsel überhaupt erst forciert? Auf dem Rückflug nach London loben Uniteds Veteranen Rio Ferdinand, Paul Scholes und Roy Keane die Fähigkeiten des jungen Spielers aus Portugal und fragen, ob United ihn nicht holen könne. Sir Alex reibt sich nur still die Hände. Nach Abpfiff der Partie- ein 3:1-Sieg für Sporting – und Rücksprache mit Jorge Mendes hatte er sich persönlich mit Cristiano unterhalten, ihn mit Lob überschüttet und nach Manchester eingeladen.
Ronaldo glaubt allerdings, dass er nur hinfahren soll, um den Vertrag zu unterschreiben, den medizinischen Check zu absolvieren, das Old Trafford zu besuchen und sich die Anlagen des Vereins anzusehen, um dann für ein Jahr auf Leihbasis nach Lissabon zurückzukehren. Doch Ferguson hat andere Pläne. Gleich nachdem Cristiano eingetroffen ist und den Vertrag unterschrieben hat (zwei Millionen Euro pro Jahr, pro Monat also 150.000, wohingegen er bei Sporting monatlich 2.000 Euro verdient hat), setzt sich Ferguson mit Jorge Mendes zusammen. „Von dem Englisch habe ich kein Wort verstanden“, gesteht Cristiano einige Jahre später der portugiesischen Tageszeitung Público. „Mendes erklärte mir, dass Ferguson mich in Manchester behalten wollte. Ich war beeindruckt und nervös zugleich.“ Der Junge weiß nicht, was er tun soll – er hat ja noch nicht einmal seine Klamotten mitgebracht. Aber kein Problem – er soll einfach ins Training einsteigen und später zurückfliegen und seine Sachen holen.
Am 13. August wird er offiziell im Old Trafford vorgestellt, gemeinsam mit dem 24-jährigen Brasilianer José Kléberson, der von Atlético Paranaense geholt worden ist. Ronaldo erscheint im weißen, transparenten Hemd sowie in verblichenen Jeans und trägt Strähnchen im Haar. Sein Aussehen, sein Alter und vor allem der Preis, den United für ihn berappt hat, hinterlassen bei den anwesenden Journalisten keinen besonders guten Eindruck. Ronaldo ist der teuerste Teenager in der Geschichte des britischen Fußballs, und zwölf Millionen Pfund kommen ihnen vollkommen überteuert für einen 18-jährigen Jungen vor, der gerade einmal eine Profisaison mit 25 Spielen und drei Toren absolviert hat.
Doch Ferguson hat gerade erst David Beckham für 25 Millionen Pfund an Real Madrid und Juan Sebastián Verón für 15 Millionen Pfund an den FC Chelsea verkauft. Außerdem ist es ihm nicht gelungen, Ronaldinho zu verpflichten: Der Brasilianer ist zum FC Barcelona gewechselt. Ferguson ist sich sicher, dass er einen hervorragenden Transfer getätigt hat. Er glaubt, dass Cristiano für die Mannschaft mehr wert sein wird als Beckham und dass er das Puzzlestück ist, das United seit Jahren gefehlt hat. Portugals Fußballlegende Eusébio, Europas Fußballer des Jahres 1965, ist der gleichen Meinung: „Ronaldo ist nicht einfach nur ein großartiger Fußballspieler, er könnte ein richtiger Star werden. Er würde jede Mannschaft verstärken, in jeder Liga, überall. Ich glaube wirklich, dass er so gut ist.“
Ferguson und seine Scouting-Abteilung haben Ronaldo nicht erst bei der Partie im Alvalade entdeckt, sondern ihn seit seinem 15. Lebensjahr beobachtet. „Es war Carlos Queiroz, der uns auf Cristiano Ronaldos Potenzial aufmerksam gemacht hat“, erklärt Ferguson. Tatsächlich hat Fergusons früherer Co-Trainer eine entscheidende Rolle bei dem Transfer gespielt: „Er hat sich mit den portugiesischen Jugendmannschaften beschäftigt und sofort gesehen, dass er ein wertvoller Spieler ist. Er hat uns gesagt, dass wir ihn holen müssen.“
Und auch wenn der Vertrag jetzt erst unterschrieben wurde, hat United dem Klub aus Lissabon doch schon eine ganze Weile den Hof gemacht. Der israelische Geschäftsmann und Spielervermittler Pini Zahavi, der eine ganze Reihe großer Deals für United eingefädelt hat, ist bei Cristianos fantastischem Auftritt gegen Moreirense im Oktober 2002 vor Ort. Nach dem Spiel trifft er sich mit den Vereinsvorständen, um die Bedingungen für einen möglichen Transfer der jungen Nummer 28 auszuloten. Und er ist nicht der Einzige …
Der portugiesischen Presse zufolge hat Sporting vom AC Parma und von Juventus Turin Angebote über jeweils mehr als zehn Millionen Euro erhalten. Die Turiner Sport-Tageszeitung Tuttosport druckte sogar schon die Schlagzeile „Juve: Ronaldo gehört euch“. Dutzende von Vereinen beginnen, Interesse zu signalisieren: von Barça bis Milan, von Real Madrid bis Chelsea. Der FC Liverpool, der ursprünglich besonders interessiert war, zieht sich am Ende jedoch aus dem Wettbieten zurück. Manager Gérard Houllier wird der Daily Mail Jahre später dazu sagen: „Wir hatten ein bestimmtes Gehaltsgefüge im Verein, und wir zahlten nicht das Gehalt, das er haben wollte. Ich war der Ansicht, dass es ansonsten Probleme in der Kabine geben würde.“
Manchester United macht schließlich das Rennen. Sporting ist angesichts seiner schlechten wirtschaftlichen Lage mehr als glücklich darüber, seinen neuesten Star aus der Jugendakademie versilbern zu können – ähnlich wie schon sechs Monate zuvor, als man Ricardo Quaresma für sechs Millionen Euro an den FC Barcelona verkaufen konnte. Schließlich wissen die Vereinsvorstände, dass Ronaldo am Ende der Saison 2003/04 ablösefrei gehen könnte.
Bei der Vorstellung der Neuverpflichtung verkündet Sir Alex Ferguson: „Ronaldo ist ein extrem begabter Spieler, ein beidfüßiger Angreifer, der vorne auf jeder Position spielen kann: rechts, links und in der Mitte. Er ist einer der aufregendsten Spieler, die ich jemals gesehen habe.“ Nicht schlecht für einen „portugiesischen Teenager“, wie ihn die britische Presse immer wieder bezeichnen wird. Der Teenager selbst äußert lediglich Nettigkeiten: „Ich freue mich sehr, dass ich bei der besten Mannschaft der Welt unterschreiben durfte. Besonders stolz bin ich darauf, der erste portugiesische Spieler zu sein, der zu Manchester United wechselt. Ich freue mich, dem Team dabei helfen zu können, in den nächsten Jahren noch erfolgreicher zu sein.“
Nach den Statements ist es Zeit für ein Foto auf dem Rasen im Old Trafford. In der Mitte steht ein lächelnder Ferguson in dunklem Anzug, weißem Hemd und roter Krawatte. Seinen rechten Arm hat er um Kléberson gelegt, den linken um Ronaldo. Beide tragen ihre Trikots. Am ernsthaftesten von den dreien