Ronaldo. Luca Caioli
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„Das Trikot mit der Nummer 7 bedeutet Ehre und Verantwortung“, erwidert Cristiano. „Ich hoffe, dass es mir eine Menge Glück bringt.“ Und der portugiesischen Presse erklärt er: „Jeder in Manchester hat mir von Best und Cantona erzählt. Ich bin stolz, in ihre Fußstapfen treten zu dürfen. Aber es gibt etwas, das die Briten nicht wissen: Die Nummer 7 ist auch deshalb besonders für mich, weil Luís Figo diese Nummer bei Sporting getragen hat. Schon als Kind wollte ich so sein wie er und die Nummer 7 tragen, genau wie sie mein guter Freund Quaresma jetzt auch bei Barcelona trägt. Wir können nun beide sagen, dass unsere Träume in Erfüllung gegangen sind.“
Seine Träume mögen in Erfüllung gegangen sein, aber ist es nicht beängstigend für einen 18-Jährigen, ein solch legendäres Jersey zu tragen und in einer Liga mit einer solchen Konkurrenz und derart hohem Druck zu spielen? „Ich habe keine Angst, ganz und gar nicht“, antwortet Ronaldo. „Mir ist klar, dass es schwer werden wird, aber ich werde unglaublich viel lernen, wenn ich an der Seite von einigen der besten Spieler der Welt spiele.“ Jahre später wird er dem hinzufügen, dass er vor nichts mehr Angst gehabt habe, seit er durch sein erstes Jahr in Lissabon gegangen sei.
Drei Tage nach seiner offiziellen Vorstellung gibt Ronaldo sein Debüt im Old Trafford. Es ist der erste Spieltag der Saison, und Man United begrüßt zu Hause die Bolton Wanderers. Cristiano sitzt auf der Bank, doch in der 60. Minute will Ferguson Leben in die Partie bringen, die beim Stand von 1:0 vor sich hinplätschert. Also bringt er ihn als Ersatz für Nicky Butt. Die Zuschauer erheben sich, um der Neuverpflichtung Applaus zu spenden. Zugleich erinnern die TV- und Radiokommentatoren, dass er „einer der teuersten Teenager im Fußball“ ist.
Während der verbleibenden 30 Minuten zeigt die neue Nummer 7 auf dem Flügel, was sie kann. Mit seinen Läufen und Dribblings begeistert Cristiano die 67.647 Fans. Er bereitet zwei Chancen vor und bekommt einen Strafstoß zugesprochen, den Ruud van Nistelrooy jedoch nicht verwerten kann. Am Ende wird er zum Mann des Spiels ernannt und darf seine erste Flasche Sekt entkorken – die Prämie, mit der die Premier League den wichtigsten Spieler einer Begegnung belohnt. Roy Keane gratuliert ihm als Erster, gefolgt von seinen übrigen Mannschaftskollegen. Überdies bekommt er stehende Ovationen im „Theatre of Dreams“, dem Theater der Träume, wie man das Old Trafford auch nennt.
„Sieht ganz so aus, als wenn die Fans einen neuen Helden hätten. Es war ein großartiges Debüt, fast schon unglaublich“, meint Ferguson nach dem 4:0-Erfolg. Gewiss, ein fantastisches Debüt, aber man sollte die Dinge auch nicht überstürzen. Es besteht kein Grund zur Eile, und man braucht den Jungen auch nicht unter Druck zu setzen. Dem erfahrenen Ferguson ist das nur allzu bewusst: „Wir müssen vorsichtig sein mit dem Burschen. Sie müssen sich klarmachen, dass er erst 18 ist – wir müssen ihn behutsam einsetzen.“
Und genau das tut Ferguson dann auch – er kümmert sich um ihn, wie er das zuvor bei Beckham, Giggs oder Scholes gemacht hat. Er bekommt Zeit zum Spielen und Zeit zum Ausruhen, und manche Spiele sieht er nur von der Bank. Der Junge von Madeira muss sich an sein neues Leben und vor allem an den englischen Fußball erst einmal gewöhnen: an die Spielweise, die Regeln, an das System von Man United und an seine Mannschaftskollegen und darüber hinaus auch an das Klima, das Essen und die Sprache. Außerdem ist da noch die englische Presse, die ihn genau beobachtet und häufig kritisiert – für seine Art, seinen Kleidungsstil, seine angebliche Freundin, seine Vergangenheit, seine Familie und für das, was er auf dem Platz anstellt.
Was Letzteres betrifft, wird ihm bald vorgeworfen, sich ständig fallen zu lassen. So erklärt nach einem Ligaspiel gegen Charlton Athletic deren eher körperbetont spielender Innenverteidiger Chris Perry gegenüber der Presse: „Wenn man ein- oder zweimal fällt, ist das absolut in Ordnung. Aber Ronaldo ist fünf- oder sechsmal zu Boden gegangen, und es hat dabei bestimmt nicht jedesmal einen Kontakt gegeben.“ Ferguson meint dazu nur: „Ich habe mir die Aufzeichnung noch einmal angesehen, und Cristiano hätte schon stark wie Atlas sein müssen, um nicht hinzufallen.“
Doch auch wenn ihn sein Trainer in Schutz nimmt, gibt es immer wieder Klagen über Cristianos Schwalben, sein Foulspiel, darüber, dass er sich beim Schiedsrichter und den Zuschauern beschwert und nach Fouls gern den sterbenden Schwan mimt. Daran ändert sich auch in den folgenden Jahren nichts. Cristiano hat Probleme, sich an das körperbetontere Spiel in England anzupassen – wo man bei den Verteidigern Aktionen zulässt, die sie in Portugal nicht tun dürften. Wo Stürmer reichlich auf die Socken bekommen. Wo seine frechen Tricks am Ball die Gegner giftig machen. Und wo man Reklamieren nicht toleriert.
Am 21. September 2003 bekommt Ronaldo bei einem Match gegen Arsenal eine Ahnung davon, was in der Premier League alles passieren kann. Das Spiel endet 0:0, geht jedoch in eine Schlägerei über. Cristiano legt sich mit Martin Keown an, und der englische Verband verurteilt ihn zu 4.000 Pfund Geldstrafe. Allerdings ist er noch milde davongekommen. Sein Gegenüber und zwei weitere Spieler der Gunners werden für drei beziehungsweise vier Spiele gesperrt.
Am 1. Oktober gibt Cristiano gegen den VfB Stuttgart sein Debüt in der Champions League. Er steht in der Startelf, und in der 67. Minute wird ihm ein Strafstoß zugesprochen, den van Nistelrooy zum 1:1 verwandelt. Beim Schlusspfiff im Gottlieb-Daimler-Stadion steht es 2:1 für Manchester. Nur einen Monat später erzielt er im Old Trafford gegen den FC Portsmouth mit einem Freistoß direkt vor der Strafraumgrenze sein erstes Tor im Trikot mit der Nummer 7. Es ist ein kräftiger Schuss, der Ball hebt sich über die Verteidiger und Angreifer, tippt einmal auf und fliegt in die Maschen. Die Kommentatoren fühlen sich an die besten Zeiten eines Beckham erinnert. Ronaldo legt einen vielversprechenden Start bei United hin. Trotzdem wird er am Saisonende lediglich vier Tore in 25 Einsätzen in der Premier League erzielt haben.
Zweiter Weihnachtsfeiertag 2003, Manchester United gegen Everton. Die Red Devils brauchen unbedingt die Punkte, um an Arsenal dranzubleiben. Cristiano bietet eine Leistung vom Allerfeinsten: Er hält die gegnerische Verteidigung auf Trab, er leitet den Spielzug ein, der zum Tor durch Nicky Butt führt, und er legt dem Franzosen David Bellion den dritten Treffer auf. Und all das trotz ständiger Fouls und Nickligkeiten von Wayne Rooney, der damals noch für Everton auf dem Flügel spielt. Es ist ein Duell zwischen zwei aufstrebenden jungen Spielern der Premier League, das den Zuschauern eine Menge Gesprächsstoff liefert. Nach dem Spiel gibt Ferguson seiner Nummer 7 drei Wochen frei, um nach Madeira zurückzukehren. Es ist eine Belohnung und soll ihm gleichzeitig ein wenig den Druck nehmen, auch wenn nicht jeder mit der Entscheidung des Trainers einverstanden ist.
Am 25. Februar 2004 kehrt Cristiano wieder nach Portugal zurück. Dieses Mal allerdings beruflich, zum Spiel gegen den FC Porto im Achtelfinale der Champions League. Die Mannschaft von José Mourinho ist eindeutig Außenseiter. Ferguson ist sich sicher, dass seine Elf im Estádio do Dragão als Sieger vom Platz gehen wird. Doch es kommt anders, und beim Schlusspfiff steht es 2:1 für Mourinhos Männer. Und Cristiano? Nun, er spielt nur 14 Minuten und ist vollkommen abgemeldet. Nach dem Spiel beklagt Ferguson sich über die Rolle des portugiesischen Torhüters Vítor Baía beim Platzverweis für Roy Keane. Anlass genug für Mourinho, gegen Uniteds Trainer zu ätzen: „Natürlich ist man traurig, wenn die eigene Mannschaft so klar von einem Gegner beherrscht wird, dessen Etat gerade einmal zehn Prozent des eigenen beträgt“, erklärt er.