Ronaldo. Luca Caioli
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José Dinis meint außerdem, dass sein Sohn eine Naturgewalt sei und seit seiner jüngsten Kindheit Tag und Nacht mit dem Ball gespielt habe. Er hofft, dass ihm eine große Zukunft bevorsteht und er als Mensch weiterhin genauso reift wie als Spieler. Er selbst will keinen Ruhm, nur weil er der Vater der Nummer 28 ist. Allerdings werde er das nächste Spiel seines Sohnes ganz bestimmt nicht wieder verpassen. Er habe bereits ein Flugticket gekauft, um ihn bei Belenenses sehen zu können – nach sechs Jahren reist er zum ersten Mal wieder nach Lissabon.
Doch nicht nur die portugiesische Presse ist an dem Newcomer interessiert. Dank seiner Tore und seines Namens schlägt Ronaldo in ganz Europa Wellen – schließlich feiert der berühmte brasilianische Ronaldo gerade sein x-tes Comeback und verhalf Brasilien gerade erst zum Gewinn der WM 2002 in Südkorea und Japan. Er ist mit acht Treffern der Torschützenkönig des Turniers. Italiens Gazzetta dello Sport spricht auf der Titelseite bereits vom „neuen Ronaldo“. Und was hält der Junge aus Madeira von solchen Vergleichen? „Ich würde es niemals wagen, daran zu denken. Ronaldo von Real Madrid ist ein Superstar. Er ist der beste Spieler der Welt. Er ist mein Lieblingsspieler.“
Cristianos Leistung bei den Profis ist überragend. Er ist zum Liebling der Fans avanciert. László Bölöni hat größtes Vertrauen in ihn. Doch der Wettbewerb ist hart, denn auf die Stürmerposition erheben auch Jardel, Quaresma, João Pinto, Toñito und Niculae Anspruch. Am Saisonende hat Ronaldo in 25 Partien gespielt, aber nur in elf von Anfang an. Er hat drei Treffer in der Liga und zwei im Pokal erzielt. Sporting hatte dabei keinen guten Lauf. Der Verein konnte sich nicht für die Champions League qualifizieren, nachdem er das Rückspiel im San Siro 0:2 gegen Inter verloren hatte. Auch im UEFA-Cup flog man gegen Partizan Belgrad aus Serbien raus (1:3, 3:3). Am 1. Mai warf Zweitligist Naval 1° de Maio Sporting im Viertelfinale aus der Copa de Portugal, dem portugiesischen Pokalwettbewerb. Und den Titel in der Liga konnte man auch nicht verteidigen. Am Ende wurde man Dritter, 27 Punkte hinter José Mourinhos FC Porto und 16 hinter Benfica.
Bölöni verabschiedet sich von der Bank – ein wehmütiger Moment für seine Nummer 28. „Ich habe wirklich gerne mit ihm gearbeitet. Er war ja derjenige, der mich zu den Profis geholt hat“, sagt Cristiano. „Ohne ihn wäre ich wahrscheinlich immer noch bei den Amateuren.“ Der neue Trainer ist Fernando Santos. Cristiano kennt ihn zwar nicht, hat aber gehört, dass er einen tollen Charakter hat, viel Wert auf Disziplin legt und in der Fußballwelt hoch angesehen ist. Bei seiner Ankunft brodelt die Gerüchteküche. Es heißt, der Starspieler der Akademie würde möglicherweise bald gehen. Santos sieht sich zu einer Stellungnahme gezwungen und erklärt: „Ronaldo ist für Sporting ein Schlüsselspieler.“
Cristiano kann nur hoffen, dass das wirklich der Fall ist. Er erklärt, dass er bei Sporting bleiben will. „Ich möchte all meine Energie darauf verwenden, dem Verein beim Gewinn der Titel zu helfen, die ihm dieses Jahr durch die Lappen gegangen sind. Ich spiele bei Sporting, seit ich zwölf Jahre alt bin, und ich will Meisterschaften mit dieser Mannschaft gewinnen. Würde ich gehen, ohne irgendetwas gewonnen zu haben, würde das einen bitteren Beigeschmack hinterlassen. Aber so ist das Leben. Schauen wir mal, was die Zukunft so bringt …“
Kapitel 5
Le Festival
Das Jugendturnier von Toulon 2003
„Es ging ja nicht darum, der beste Spieler des Turniers zu sein.“
Das Festival International Espoirs de Toulon et du Var, in Deutschland als „Turnier von Toulon“ bekannt, ist neben der U21-EM der bedeutendste Junioren-Wettbewerb. Der Vorläufer dieses Turniers wurde bereits 1967 mit sechs Klubmannschaften ausgetragen, doch seit 1975 spielen dort nur noch die Junioren-Nationalmannschaften verschiedener Länder. Das Turnier ist zwar kein offizieller FIFA-Wettbewerb, doch bekommt man hier immer wieder Jungtalente zu sehen, die später groß herauskommen. Nur ein paar Beispiele:
Die 31. Auflage des Turniers, die zwischen dem 10. und 21. Juni 2003 stattfindet, macht da keine Ausnahme. Allen Vorhersagen zum Trotz wird Javier Mascherano Spieler des Turniers. Der Junge, der eines Tages zum Star beim FC Barcelona und in der argentinischen Nationalmannschaft werden soll, spielt zu der Zeit noch für River Plate Buenos Aires und verhilft Argentinien zu einem dritten Platz im Wettbewerb. Zwei Jahre später geht er zu den Corinthians São Paulo nach Brasilien, bevor er in die Premier League wechselt, wo er zunächst für West Ham United und dann den FC Liverpool antritt.
Ronaldo, der gemeinsam mit Italiens Silvio Pagano und Argentiniens Emanuel Rivas als Favorit gegolten hat, darf sich damit trösten, jüngster Finalteilnehmer gewesen zu sein. „Es ging ja nicht darum, Spieler des Turniers zu werden“, erklärt ein zurückhaltender Cristiano. „Es war wichtiger, dass die Mannschaft ganz oben steht – und das haben wir geschafft. Wir haben den Pokal geholt.“ Nach Siegen 1992 und 2001 dürfen die Portugiesen die Trophäe von Toulon zum dritten Mal in die Höhe stemmen. Sie schlagen Italien im Finale mit 3:1 und liefern eine fantastische Vorstellung ab. Gleichwohl zeigt sich Sportings Nummer 28 durchaus selbstkritisch: „In drei Partien habe ich wohl ganz gut gespielt, aber in den beiden anderen war ich ein bisschen müde“, gesteht er. „Das ist ja auch kein Wunder, wenn man bedenkt, wie viele Spiele man hier in so kurzer Zeit zu absolvieren hat.“
In jeder Nationalauswahl hat Ronaldo gemeinsam mit etwas älteren Mannschaftskameraden gespielt. Er war 14, als er zur U15 kam, und 16, als er zur U17 ging. In der U20 in Toulon ist er 18 Jahre alt. Dort hinterlässt er bereits beim ersten Spiel am 11. Juni in Nîmes gegen England einen starken Eindruck. Portugals Trainer Rui Caçador hat eine offensive Aufstellung versprochen, und er steht zu seinem Wort. Er lässt Danny als Zehner spielen und Ronaldo und Lourenço auf den Flügeln, während der hünenhafte Hugo Almeida Löcher in die Verteidigung des Gegners reißen soll. Nach zehn Minuten sorgfältigen Abtastens nimmt Portugal die Zügel in die Hand. Auch wenn die drei Tore erst in der zweiten Halbzeit fallen, sind die Portugiesen doch über die gesamte Spieldauer ihrem Gegner hoch überlegen. Cristiano besiegelt mit seinem Tor den Endstand von 3:0. Er beeindruckt nicht nur den Trainerstab der Nationalmannschaft, sondern auch die zahlreichen Scouts von Topmannschaften, die in Toulon immer nach potenziellen Neuverpflichtungen Ausschau halten.
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