Sammelband 5 eisenharte Western Juni 2019. Pete Hackett

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auf. Kalt und abweisend blickte er ihn an. Da er genau wusste, weshalb Cory mit dieser Kutsche fuhr, glaubte er auf einmal nicht mehr darauf warten zu können, bis Cory versuchte zuzuschlagen.

      Toms Atem ging schnell. Eisern zwang er sich zur Ruhe. Aus den Augenwinkeln sah er, dass sich Lola Starr wie vor einer unsichtbaren Gefahr Schritt um Schritt zurückzog. Hinter dem Rücken des Spielers blieb sie stehen.

      „Los, Cory!“, schrie Tom zornig. „Kommen Sie her und graben Sie weiter!“

      „Was, zum Teufel, wollen Sie eigentlich von mir? Das klingt ja fast so, als hätte ich ihn erschossen.“

      „Müsste ich nicht immerzu auf alles mögliche achten, würde er vielleicht noch leben. Ich mache Ihnen jetzt einen Vorschlag Cory: der Kutscher wird Ihnen und Lola ein Pferd geben. Ihr könnt beide nach Norden reiten und verschwinden. Nutzt diese Chance, die ich euch gebe, denn wenn sich das ereignet, weswegen ihr mitgekommen seid, verspreche ich euch den Tod.“

      „Sie sind vollkommen übergeschnappt“, erwiderte der Spieler. „Wir fahren mit Ihnen, weil wir nach Shelton Falls wollen.“

      „Sie können es nennen, wie Sie wollen, Cory. Mein Wort gilt trotzdem. Ich gebe Ihnen noch zwanzig Minuten. Das ist genug Zeit, sich die Sache reiflich zu überlegen.“

      Der Blick des Spielers schien etwas unsicher. Er schaute über die Schulter und in das Gesicht des Mädchens. Dann wandte er sich um und ging hinter die Kutsche. Lola Starr verschwand ebenfalls.

      „Ich kenne ein Gebet“, sagte der Kutscher mit belegter Stimme. „Meine Mutter lehrte es mich vor vielen Jahren. Wenn ich Glück habe, bringe ich es noch zusammen. Kennst du denn keins, Ben?“

      „Ich glaube nicht, dass Mr. Calhoun an meinen Gebeten interessiert ist.“

      „Ja, du hast recht. Ich hatte es einen Moment vergessen.“

      *

      Tom packte den Spaten wieder fester und stieß ihn in die Erde. Er war fest entschlossen, wenn es notwendig war, seine Widersacher in die Knie zu zwingen.

      „Amen“, sagte Al Dreek, dann stülpte er seinen Hut auf den Kopf.

      Tom Calhoun schloss das Grab. Er nahm das Kreuz, das er aus ein paar Zweigen zusammengebunden hatte und steckte es an das Kopfende des Hügels. Schweigend wandte er sich um und blickte das Mädchen an. Verstohlen wischte sich Lola Starr ein paar Tränen aus den Augenwinkeln.

      „Haben Sie sich entschieden?“, fragte er eisig. „Die zwanzig Minuten sind um!“

      Die Gestalt des Mädchens schien sich zu straffen.

      „Außer den Banditen hat niemand etwas mit seinem Tod zu tun. Das wissen Sie genauso gut wie ich, Mr. Calhoun. Warum lassen Sie mich und Cory nicht endlich in Frieden?“

      „Ich habe Sie gewarnt!“

      Tom bückte sich nach der Satteltasche und gab Ben Warthon ein Zeichen.

      Der Junge erhob sich und kletterte in die Kutsche.

      Als Falton ihm folgen wollte, hielt ihn Tom an der Schulter fest.

      „Steigen Sie zu Al Dreek auf den Bock. Sie können ihm Gesellschaft leisten, Falton“, bestimmte er.

      Der Mann zerquetschte einen Fluch zwischen den Zähnen, wandte sich aber dann um und kletterte zum Bock hinauf.

      Tom trat zur Seite, als der Spieler und das Mädchen einstiegen.

      „Von jetzt an möchte ich niemanden mehr hinter mir haben“, sagte er und stieg ebenfalls ein. Er schloss die Tür. „Bisher hat Weaver immer hinter mir gestanden und auf die ausgepasst, die hinter mich kommen wollten. Das ist nun anders.“

      „Sie haben kein Recht, uns laufend zu beleidigen, Mr. Calhoun.“ Das Mädchen blickte ihn feindselig an.

      „Hören Sie auf, Lola. Ich weiß, dass Sie mit solchen Dingen nicht zu beleidigen sind. Lassen Sie endlich Ihre Maske fallen.“

      Sie wandte sich mit einer heftigen Bewegung ab und blickte nach draußen. Tom wusste, dass sie ihm nie antworten würde.

      „Seid ihr soweit?“, rief der Kutscher.

      „Alles in Ordnung“, antwortete Tom.

      „Hoo!“, schallte Dreeks Ruf vom Bock. Schneidend knallte die Peitsche durch die Luft.

      Die Pferde zogen an.

      Tom blickte zu dem Grabhügel neben dem Tümpel hinüber. Er hatte das Gefühl, ein Stück seiner eigenen Person dort zurückzulassen.

      „Es tut mir leid“, murmelte Ben Warthon und blickte zu Boden.

      Tom Calhoun blickte auf den Jungen, von dessen Kopf der Hut gerutscht war. Sein Haar glitzerte in der Sonne.

      „Für deine frommen Reden ist es reichlich spät“, brummte er. „Du kannst sie dir sparen. So leicht bin ich nicht zu täuschen.“

      Bens Kopf ruckte hoch. Für einen Moment kreuzten sich ihre Blicke.

      „Es war nicht meine Absicht, Sie zu täuschen“, sagte er fest.

      Tom wandte sich dem Fenster zu und schaute zu den Büschen, die jetzt weit zurückgetreten waren. Im Moment bestand keine Gefahr.

      „Du bist wohl auf eine ganz neue Masche gekommen, mit der du es versuchen willst“, meinte der Spieler und lachte laut auf. „Alles umsonst, mein Junge. Bei ihm beißt du auf Granit.“

      „Ja, leider“, sagte Ben leise. „Wenn er nur ein bisschen Vertrauen zu .mir hätte, würde ich ihm das erzählen, was ich gestern von Ihrer Unterhaltung gehört habe.“

      „Das hast du doch schon einmal vergeblich versucht. Ich werde in Shelton Falls deiner Hinrichtung bestimmt beiwohnen.“

      *

      Als die Reiter auftauchten, stand die Sonne schon weit im Westen. Tom zählte sechs Männer, die sich der Kutsche schnell näherten.

      Mündungsfeuer blitzten auf. Eine Salve raste der Kutsche entgegen. Die ersten beiden Pferde brachen getroffen zusammen. Ihr klägliches Wiehern übertönte für einen Moment alle anderen Geräusche. Die anderen liefen auf, und die Kutsche kam mit einem Ruck zum Stehen.

      Das Mädchen wurde von seinem Sitz geschleudert. Ein Schrei kam über ihre Lippen, der in dem Inferno unterging. Der Kutscher war zwischen die Pferde gefallen.

      Ben Warthon hatte sich geduckt und suchte unter dem Fenster Deckung.

      Tom Calhoun riss die Waffe hoch. An dem Spieler vorbei gab er den ersten Schuss ab. Doch die Kugel lag zu hoch.

      „Cory, auf was warten Sie!“, schrie er. „Los, schießen

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