Sammelband 5 eisenharte Western Juni 2019. Pete Hackett
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Mit müden Schritten ging Kieler hinter ihr her und bückte sich nach seinem Gewehr. Jetzt könnte er hinter ihr herschießen. Vielleicht konnte er das Pferd treffen.
Doch er wusste, dass er sein Gewehr nie auf eine Frau anlegen würde. Auch jetzt nicht. Er wandte sich um, ging in die Station und schloss das Tor. Dann lief er zum Haus.
Hinter einer Rotdornhecke zügelte Lola ihr Pferd. In der Ferne sah sie eine Staubwolke. Vier Punkte schoben sich vor ihr her. Eine dunkle Ahnung sagte ihr, dass es Cory war, der sich näherte.
In dieser Sekunde wurde ihr auch klar, dass Sam kein ehrliches Spiel mit ihr treiben wollte. Eine andere Richtung einschlagend, trieb sie das Pferd wieder an.
*
Auf der Schwelle blieb Kieler stehen. Er blickte Tom Calhoun an, der auf dem Bettrand saß und auf dessen Stirn die Schwäche dicke Schweißperlen gezaubert hatte. Tom Calhoun hatte mehr Blut verloren, als für einen Mann in seiner Lage gut war. Kieler wusste das.
Trotzdem wunderte er sich, dass Tom Calhoun so ruhig dort saß.
Der Stationer betrat den Raum und lehnte sein Gewehr an die Wand.
„Sie ist fort“, sagte er leise.
„Ja. Ich habe ihre Stimme gehört. Sie klang sehr befehlend. Davon muss ich munter geworden sein.“
„Aber sie hat die Tasche bei sich!“, schrie der Stationer.
Tom Calhoun nickte.
„Ich weiß“, erwiderte er.
„Calhoun, das Geld!“, rief Kieler außer sich.
„Ja. Niemals hätte sie Ruhe gegeben. Der Gedanke an das Geld hatte sich so fest in ihren Kopf eingenistet, dass sie nur noch daran denken konnte. Jetzt hat sie es. Ich kann nur hoffen, dass sie einsieht, im Unrecht zu sein, und zurückkommt.“
„Ist das Ihr Ernst?“
„Ja. Mir bleibt nichts anderes übrig.“ Tom Calhoun erhob sich und griff nach dem Colt, der neben dem Bett auf dem Stuhl lag.
Plötzlich reckte Kieler lauschend den Kopf.
„Reiter kommen“, sagte Tom. „Bleiben Sie hier, Kieler. Wir können das Haus gut verteidigen.“
„Ich werde ihnen zurufen, dass wir das Geld nicht haben!“
„Sie werden es nicht glauben.“
Da krachte der erste Schuss. Kratzend fuhr die Kugel über das Dach. Tom war ans Fenster getreten und lehnte sich gegen den Sims. Der Hufschlag war verklungen.
Kieler repetierte das Gewehr. Uber den Palisaden tauchte ein Kopf auf.
Mit einem trockenen Bellen entlud sich Kielers Waffe.
Der Kopf war verschwunden.
„Sie sind zu aufgeregt“, sagte Tom.
Wieder hob Kieler das Gewehr und schoss auf die Hutkrone, die sich am Zaun in die Höhe schob. Sofort verschwand sie.
Dann wurde es draußen still.
Kieler schob neue Patronen in den seitlichen Füllschlitz seiner Waffe.
Da tauchte draußen ein Hut auf, der etwas hin und her schwankte.
Die beiden Männer im Stationsraum schossen nicht.
Der Hut wanderte draußen am Zaun entlang. Er wippte auf und nieder, so dass es aussah, als würde jemand am Zaun entlangreiten.
Plötzlich wurde das Haus von einem berstenden Knall erschüttert, dem das Prasseln von Glas folgte. Im nächsten Augenblick schlug etwas auf die Fichtenholzdielen.
Tom wirbelte herum. Der stechende Schmerz in der Hüfte ließ ihn zusammenzucken.
„Verdammt, daran haben wir nicht gedacht“, sagte Kieler. „Sie sind von hinten ins Haus eingedrungen. Was wollen wir jetzt machen?“
„Bleiben Sie ruhig stehen. Es sind nicht viele.“ Tom blickte auf die Tür, hinter der Kielers Schlafraum lag. Plötzlich hörte er etwas zu Boden poltern.
Von draußen wurde wieder geschossen. Pfeifend fuhr die Kugel über den Hof und schlug pochend in die Außenwand des Hauses. Kieler fuhr herum und schoss wieder hinaus.
„Calhoun!“, ertönte da Corys Stimme aus dem Hinterraum.
„Was willst du?“
„Du weißt es. Sag Kieler, er soll über den Hof gehen und die Tasche über den Zaun werfen!“
„Wir haben die Tasche nicht.“
„Spar dir deine Lügen.“
„Lola ist fort. Sie hat sie mitgenommen. Rufe sie doch. Du wirst sehen, dass dir niemand antwortet.“
„Ihr habt sie gefesselt und geknebelt“
„Komm her und überzeuge dich, dass sie nicht hier ist.“
„Das könnte dir so passen“, gab Cory zurück. „Ich werde hier ein Feuer entfachen, wenn ihr euch nicht beeilt. Wenn das ganze Haus in Flammen steht, werdet ihr von selbst kommen.“ „
Cory, selbst wenn wir die Tasche hätten, würden wir sie nicht mit hinausbringen.“
Corys unterdrückter Fluch schallte durch die Tür.
„Das habe ich dir doch gleich gesagt“, knurrte eine zweite Stimme. „Niemals gibt der uns das Geld. Lieber lässt er es verbrennen. Der Gedanke mit dem Anbrennen ist nicht gut. Los, sie sind doch nur zu zweit!“
„Du kannst ja den Anfang machen!“, rief der Spieler.
Als jemand gegen die Tür trat, gab der Stationer sofort einen Schuss ab. Die Kugel durchschlug die Türfüllung. Eine Sekunde später schob sich der Lauf eines Gewehres gegen das Loch. Eine Mündungsflamme leckte in den großen Vorderraum herein. Die Kugel ging dicht an Kieler vorbei, strich durch die offene Tür und fuhr ratschend in die Wand des Stalles.
Schnell veränderte Kieler seinen Standort.
Da erdröhnte das Haus schon unter dem nächsten Schuss. Mit einem Gewehrkolben wurde ein Loch in die Türfüllung geschlagen. Ein Colt erschien in dem Loch.
Im selben Augenblick, als Tom die Hand sah, schoss er. Doch er traf nicht. Seine Hand zitterte zu stark. An der Wand entlang schob er sich bis in die Ecke.
Draußen krachten die Schüsse jetzt in rasender Folge.
„Rod,