Im wilden Balkan. David Urquhart
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1 Der Mönchspfeffer, der u. a. auch zur Senkung der sexuellen Libido verwendet wurde. Urquhart spielt nicht nur hier gerade auf diesen Gebrauch an [Red.],
1 Hinweis auf ein Derwisch-Kloster, das sich in Babá befand [Red.].
2 Antike Stadt am Eingang der thessalischen Ebene. Dort nahm der Weg nach Epiros seinen Anfang [Red.].
1 Baumgeister der altgriechischen Mythologie [Red.].
2 Altgriechische Fluss- und Gewässergeister [Red.].
1 Eine Schüssel Dick- oder Sauermilch und das klassische balkanische Reisgericht [Red.].
1 Dieses türkische Wort ist hier im Sinn von „Gastgeschenke“ zu verstehen [Red.].
1 Hier ein anderer Begriff für die Bewohner Albaniens [Red.].
2 Anspielung auf einen Roman Moriers, der die Abenteuer eines persischen Bilblas erzählt, den er Hadschi Babá nennt. Hadschi bedeutet übrigens einen Pilger, der die heiligen Orte besucht hat, wie weiter unten im zwölften Kapitel vorkommen wird [Anm. d. Übers.].
3 Die Bewohner von Babá hängen ein Stück Brot so auf, dass es eben den Strom berührt. Die kleinen Fische sammeln sich umher, um daran zu picken, und größere Fische machen dann Jagd auf die kleinen. Der Jäger sitzt im Baum, das Gewehr auf die Stelle gerichtet. Seine Kunst besteht darin, den Weg des großen Fisches hinlänglich zu kennen, um ihn in dem Augenblick zu treffen, in dem er ein Maul voll Elritzen packt.
1 Urquhart wiederholte hier seine grundsätzliche Kritik am sogenannten Londoner Protokoll vom 3. Februar 1830, in dem die bis 1922 bestehende Teilung Griechenlands vereinbart worden war [Red.].
2 Hier Bewohner der landwirtschaftlichen Güter, also der Konaks [Red.].
VIERTES KAPITEL
GEGENSÄTZE ZWISCHEN ENGLAND UND DER TÜRKEI
Die auffallende Veränderung im Verhalten der Bewohner von Babá mir gegenüber, nachdem ich eine blaue Jacke mit einem Schlafrock vertauscht hatte, einen Strohhut mit einer roten Mütze und schwarze Stiefel mit gelben Pantoffeln, führte mich zu manchen Betrachtungen über die gewichtigen Prinzipien, die in der Verteilung langer Kleider und des Kalbsleders liegen. Ich hatte lange schon den Eindruck, dass die Würde eines Europäers verloren wäre, wenn er sich über den Einfluss der gesteiften Wäsche und der Schuhwichse hinwegsetzt. Seine Kleidung ist nicht geeignet, den Elementen zu trotzen; der viereckige Zuschnitt seiner engen Kleider ist nicht dazu gemacht, sich in einen Mantel zu hüllen und sich darin bei Nacht niederzulegen. Die Bequemlichkeit und Schicklichkeit, Nacken, Arme und Beine zu entblößen, die Leichtigkeit, sie zu waschen, ohne sich dabei ausziehen zu müssen, der Halt eines engen Gürtels rund um die Taille, die Freiheit jedes anderen Körperteils von allem Zwang, das sind Vorteile, von denen das fränkische Kostüm gar nichts weiß, in denen aber gerade der Vorteil jedweder Bekleidung liegt.
Das waren hinreichende Gründe, um die Snuffers beiseitezulegen, wie der fränkische Anzug dort bezeichnend genannt wird, und der mir in Babá begegnete Vorfall brachte mich auf die Vermutung, dass mit der Veränderung noch größere Vorteile verknüpft seien als die bloße Fähigkeit, anständig ohne Amidam1 und sauber ohne Schuhwichse zu sein, und so kam ich dazu, eine Menge von Gegensätzen zwischen den Sitten des Morgen- und Abendlandes zu bemerken, die ich nicht alle mit Stillschweigen übergehen kann.
Es gibt Mitglieder der menschlichen Gesellschaft, die unter den abendländischen Völkern verknechtet, entwürdigt und erniedrigt sind, während sie im ganzen Orient einen Grad von Bequemlichkeit und Unabhängigkeit genießen, der eine Satire auf unsere sogenannten freien Institutionen ist. Inwiefern diese Glieder der Gesellschaft, deren Interesse ich verfechte, Beachtung verdienen, mag man daraus entnehmen, dass die Anzahl dieser Bedrückten dem Doppelten der anderen Mitglieder der Gesellschaft sehr nahekommt, die man Köpfe nennt: Ich meine nämlich die Füße. Es ist überflüssig, mich über die Strenge der unseren Füßen auferlegten Maßregeln auszulassen, weil jeder weiß und fühlt, wo ihn der Schuh drückt. In schwarze Formen gezwängt, sind sie der gemeinsamen Vorteile der Luft und oft des Wassers beraubt, und es wird ihnen nie gestattet, sich über den niedrigsten Grad des Daseins zu erheben. Weil wir aber mit diesem Zustand der Entwürdigung und des Leidens durch die Gewohnheit vertraut sind und keinen anderen Zustand der Dinge kennen, bilden wir uns ein, diese Entwürdigung sei notwendig, dieses Leiden unvermeidlich. Wie verschieden ist aber die Lage der Füße im Orient. Zu völlig gleichen Rechten mit ihren Bruderhänden zugelassen, nehmen sie auch einen gleichen Anteil Pflichten auf sich. Kein Sinn wird durch ihre Gegenwart verletzt, kein Widerwille durch ihren Anblick erregt; sie werden mit Achtung auf das Sofa des Großen gelegt oder gehen geschickt mit den Werkzeugen in des Arbeitenden Werkstätte um – und zwar im vollen Genuss des Lichtes, der Luft und des Wassers, Stiefel und Schuhe benutzend statt von ihnen benutzt zu werden. So bewahren sie den ursprünglichen Zweck dieser Einrichtungen, die gleich so vielen anderen von der Not erzeugt und Verwandte des Despotismus geworden sind. Hören wir davon, dass einem orientalischen Monarchen die Füße geküsst werden, welche falschen Ideen bieten sich dann nicht uns dar, nicht nur über die menschliche Natur, sondern auch über die Fußart. Wir denken uns unter dem Begrüßenden ein verworfenes Wesen, das den verworfenen und widerlichen Sklaven küsst, den wir im Stiefel schleppen und einen Fuß nennen. Aber der Fuß, wie er im Morgenland existiert, ist ein ebenso wertvolles wie nützliches Glied, wird zu einem gewissen Rang erhöht, mit Sorgfalt gepflegt und im zierlichen Wohlsein erhalten – simplex munditiis (einfach in seiner Schlichtheit).1
Dort erfreut sich der Fuß des Daseins in einem Halbstiefel, der in Gemeinschaft mit der Kopfbedeckung, und wie in den Tagen der Größe Roms, die Grundeigenschaft des Mannes bezeichnet. Wenn die festliche Henna ihre Farben den rosigen Fingern mitteilt, verschmäht sie es nicht, die Zehen mit ihrem Purpur zu schmücken, und die listige Kokette, der Allgewalt eines hübschen Fußes bewusst, erweckt Aufmerksamkeit, indem sie den Nagel der dritten Zehe ebenso färbt wie den des dritten Fingers.
Kein Wunder, dass der verkrümmte und unanständige Fuß des Abendländers den Abscheu fürchtet, den seine Gegenwart erregen würde, und sich scheut, seine abschreckenden Formen zu zeigen. Eingeschlossen, eingesperrt, eingezwängt, verkümmert seine Natur, wie sein Geschick, seines natürlichen Rechtes entäußert. Wie seines schönen Ebenmaßes beraubt, verlangt er die schützende Hülle des Kalbsleders für seine verkrüppelten Zehen, während äußere Zierlichkeit und Glanz die hilflos Eingesperrten